Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
nicht ständig Gefahr laufen wollte, beim Aufbau ihres künftigen Reiches gestört zu werden. Der Moment der Schwäche verging. »Sämtliche Beiboote abschießen.«
»Abschießen?« Karim Shoutain verkrampfte. Er ballte die Hände zu Fäusten. Trotz seiner Schwäche erlebte er einen inneren Widerstreit der Gefühle. Sein Unterbewusstsein sträubte sich dagegen, wehrlose Menschen zu töten.
»Worauf wartest du?«, herrschte Greta ihn an. »Es ist nicht nötig, die Boote zu vernichten. Deine Leute sollen auf die Triebwerke schießen und sie vollständig zerstören. Ich will, dass sie nie wieder fliegen.« Eventuelle Überlebende konnte sie später ebenso unterwerfen wie die Besatzung der ESHNAPUR und die Primitiven von Orgoch, die noch nichts von ihrem »Glück« ahnten.
Karim Shoutain gab den Befehl weiter. Der Kreuzer jagte hinter den Beibooten her und brachte sie der Reihe nach zur Strecke. Regungslos verfolgte Greta das Scheibenschießen. Einige brachten eine Notlandung zustande, andere stürzten ab oder explodierten im Flug. Es war ein geringer Preis für das neue Reich, dessen Keimzelle auf dieser Welt entstand.
Am Boden waren rauchende Wracks zu sehen, im weiten Umkreis verstreute Trümmer von Jägern, trudelnde Shifts, die ihre letzten Manöver durchführten und sich danach nie wieder bewegen würden. In der Ferne bohrte sich die AVIGNON in den Boden. Der Anblick war atemberaubend. Die Kugelzelle wurde in sich gestaucht, die Terkonit-Panzerung wie Papier gefaltet. Eine Wolke aus Gestein, Sand und Staub wirbelte in die Höhe, in der der Kreuzer verschwand. Blitze drangen daraus hervor, die Begleiterscheinungen von multiplen Explosionen, die das Schiff zerrissen. Greta triumphierte. Gasuijamuos Waffe hatte ganze Arbeit geleistet.
Sie fragte sich, was aus dem Arkoniden geworden war. Ein Mann mit seinen Fähigkeiten starb nicht so schnell. Sicher steckte er in einem der Beiboote. Noch blieb Zeit, nach ihm zu suchen und das ursprüngliche Vorhaben gemeinsam mit ihm durchzuführen.
Nein, Greta verdrängte das Verlangen nach ihm. Gasuijamuo hatte ihr zu verstehen gegeben, dass es ein Fehler war, Atlan an ihrer Seite zu dulden. Mit seinen Fähigkeiten war er ein ständiger Gefahrenherd für ihre Ambitionen. Sie löste sich, so schwer es ihr fiel, auch gedanklich von ihm. Ohne Funk, ohne jedwede Technik war er in der Wildnis verloren. Das Kohärenzgestöber wirkte weiterhin, wusste sie, und legte Ausrüstungsgegenstände wie Handfeuerwaffen oder Individualschirme von Schutzanzügen lahm.
Wenn Atlan jemals wieder auftaucht, werde ich ihn trotzdem unterwerfen , dachte Greta grimmig. Ob es Gasuijamuo gefiel oder nicht.
»Der Absturz der AVIGNON hat ein Erdbeben ausgelöst«, sagte Shoutain. »Es gibt großräumige Zerstörungen um das Aufschlagsgebiet.«
»Das ist nicht unser Problem.« Etwas anderes beschäftigte Greta viel mehr. Was war mit dem Gatusain geschehen, den Gasuijamuo als Waheijathiu bezeichnet hatte? Hatte Atlan ihn bei seiner Flucht von Bord mitgenommen, oder war der Sarkophag mit dem Schiff zerstört worden? Die Wahrscheinlichkeit war groß. Existierte er hingegen noch, würde sie sich zu gegebener Zeit um ihn kümmern, genau wie um die versprengten Überlebenden des Absturzes. Zunächst gab es Dringlicheres zu tun, nämlich die Vorbereitungen für die Machtergreifung zu treffen.
Greta wandte den Blick von den Holos ab, hin zu Karim Shoutain. »Bring uns weg von hier«, forderte sie ihn auf. »Suchen wir nach dem richtigen Ort für die Landung.«
Der Druck trieb mir die Luft aus den Lungen, und die Welt versank in einem Kaleidoskop aus Bildern und Tönen. Unzählige verschiedene Geräusche des Untergangs drangen gleichzeitig auf mich ein. Metallisches Kreischen, Klopfen und ein Stakkato hämmernder Schläge, übermäßig laut und scheinbar aus jeder Schiffssektion gleichzeitig kommend, dazu das Zischen und Pfeifen von zerrissenen Versorgungsleitungen und das Donnergrollen von Explosionen. Über allem lag das Heulen des Alarms. Der Druck auf meinen Ohren wurde unerträglich. Die Kakophonie ließ mich vorübergehend taub werden. Ich schrie auf, ohne es zu hören.
Jede Faser meines Körpers schmerzte. Mein Kopf schien in einem Schraubstock zu stecken, die Gurte schnitten in meine Brust. Sie hielten, fasste ich einen klaren Gedanken, blutrote Schlieren vor den Augen, die es mir unmöglich machten zu erkennen, was in der Zentrale geschah. Alles um mich herum drehte sich. Ich drehte mich. Das
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