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Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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nicht zu nahe kommen.«
    »Beruhigen Sie sich, Kurator«, forderte ich ihn auf. »Die Tiere sind bloß neugierig. Sie greifen nicht an.«
    Wie zur Bestätigung verschwanden die Sechsbeiner. Als ich die Stelle untersuchte, fand ich mehrere faustgroße Löcher in dem Moos. Sie sahen aus wie kürzlich entstanden. Die Ränder waren abgefressen worden, darunter befand sich keine Öffnung, die in den Boden führte. Die Tiere hatten sich geradewegs durch die Erde gegraben, als wären sie mit ihr verwachsen. Ich richtete mich auf und sah, dass Connaire und Taffy den Gatusain abgesetzt hatten. Li scharwenzelte um das Artefakt herum. Benötigte er seine nächste Dosis? Ohne seine Medikamente, hatte die Ärztin vorausgesagt, würden die Intervalle zwischen seinen Ruhephasen ständig kürzer. Bis zum Exitus. Es gab nichts, was wir dagegen tun konnten, außer die ESHNAPUR zu finden und ihre medizinischen Einrichtungen in Besitz zu nehmen.
    Auf einmal gab der Boden unter meinen Füßen nach. Ich sackte ein und drohte im Erdreich zu versinken. Ich zappelte und schlug um mich, doch da war nichts, woran ich mich festhalten konnte.
    »Sir, was ist los?«, vernahm ich Cada Legoves Stimme.
    »Das sehen Sie doch!«, schrie ich zurück, während ich mich erfolglos gegen das Verhängnis stemmte. Anscheinend hatten die Nager den Boden unterhöhlt, und er trug mein Gewicht nicht mehr. Das meiner Begleiter hingegen schon.
    Du erleidest eine Bewusstseinsstörung! Die Impulse des Extrasinns schnitten durch meinen Verstand und vertrieben die Bilder, die ich für real hielt. Dann spürte ich eine Hand an meinem Oberarm. Ich drehte den Kopf, Legoves Gesicht direkt vor meinem.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    Ich nickte, sah wieder klar. Der Boden unter meinen Füßen war stabil, hielt mich. Ich stand da und suchte nach dem Loch, das mich beinahe verschlungen hatte. Es existierte nicht, hatte sich nicht im Untergrund gebildet, sondern allein in meinem Verstand. Die Erkenntnis schockierte mich. Ich sah zu Li hinüber. Hatte es auch bei ihm so angefangen?
    »Kann ich etwas für Sie tun?« Cyriane Drays ergriff unauffällig meine Hand.
    Ich erinnerte mich an das Angebot, das sie mir an Bord der AVIGNON gemacht hatte, und wünschte, ich hätte die Frage bejahen können. Es ging nicht, selbst wenn ich darauf eingegangen wäre. Wir waren nicht allein. Wohin hätten wir uns zurückziehen sollen? Ich räusperte mich, schüttelte den Kopf und blickte abschätzend zum Himmel empor.
    »Wir setzen unseren Weg fort. In einer Stunde wird es dämmern. Dann errichten wir ein Nachtlager. Li braucht seinen Aufenthalt in dem Gatusain.«
    Ich schob Tristan vor, doch in Wahrheit redete ich von mir selbst.

 
    Der Lichtwagen
     
    Uchta schnüffelte und nahm den Geruch von Lebensjahren und Weisheit in sich auf. Er stand regungslos da, ergriffen von dem Besuch, der seinem Bau etwas Würdevolles verlieh. Zwölf Tage hatte er darauf gewartet, dass Argoth endlich kam, um Uchta und Jidside seine Aufwartung zu machen. Es war Sitte, dass das in den ersten zwei Tagdekaden nach der Ankunft geschah. Erschien der Sippenälteste bis zum Verstreichen dieser Zeitspanne nicht, warf das kein gutes Licht auf den Bau. Uchta kannte nur einen Fall, da der Alte den mit Nachwuchs gesegneten Bau missachtet hatte. Es hieß, es sei wegen Krankheit geschehen, doch wen interessierten später die Gründe, wenn man eingestehen musste, dass der Älteste der Sippe den Ankömmling nicht mit seinem Licht gesegnet hatte? Jidside und Uchta blieb dieses Los erspart. Zwölf Tage waren seit Scholks Ankunft auf Orgoch vergangen, und Argoth war endlich gekommen.
    Er bewegte sich schwerfällig. Argoth tastete sich seinem hohen Alter entsprechend vorsichtig voran. Seine sechszehigen Greiffüße bedienten sich jeder Wurzel, die den Boden des Baues durchbrach, um sich daran zu klammern. Seine Füße schienen mit dem Wurzelwerk zu verschmelzen, eine Symbiose einzugehen. Erst im hohen Alter, wenn sie nahe daran waren, wieder eins zu werden mit dem Boden, aus dem der Lichtwagen sie brachte, gelangten Kanacht zu dieser Perfektion.
    Sechs Jahre, dachte Uchta, eine unglaubliche Lebensleistung. Nur zwei andere in der Sippe waren ähnlich alt. Einer von ihnen würde Argoths Nachfolger werden, wenn er die Welt auf der Pritsche des Lichtwagens verließ. Uchta würde denjenigen nur kennenlernen, wenn er ein weiteres Kind zeugte und die Ankunft vollzogen wurde.
    Argoth stimmte die Litanei der Begrüßung an und sonderte einen

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