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Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Titel: Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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entgegnete ich fest.
    »Nun los!« Pett-A-Pank stieß mich an.
    »Nein«, wiederholte ich, nun etwas lauter. Die Richtmikrophone ließen meine Worte überall im Saal erschallen.
    »Ein Quibbuck besitzt keinen Verstand, nur Instinkt. Für einen Quibbuck ist der Tod bedeutungslos.«
    Ich zuckte zusammen. Wusste der Lehrmeister etwa …? Ich beschloss, ihm zu vertrauen, und formte aus meinen Fingern die Gestalt eines Nagetieres, das immer mehr Ähnlichkeit mit einem Quibbuck erreichte und schließlich wieselflink durch die Halle huschte, bis ich das geistige Band aufgab, den Körper zerfallen ließ und die Psychoenergie wieder in mich aufsog.
    »Und nun dein Gesellenstück«, sagte der Lehrmeister. »Du musst dich konzentrieren, Lerr-A-Duc. Jetzt soll Safira aus dir entstehen und Leben bekommen.«
    »Aber den Funken zu geben … das kommt doch erst viel später«, hörte ich meine eigenen Worte, ohne gemerkt zu haben, dass sie über meine Lippen gekommen waren.
    In der Halle der Masken blieb es totenstill.
    »Ich verlange von dir, Safira zu formen«, sagte Pett-A-Pank. Seine Stimme war nicht mehr gedämpft, sondern schallte klar und deutlich, laut und fordernd durch den monumentalen Raum.
    »Nein. Ich werde sie nie wieder formen.« Ich wusste, meine zweite Weigerung war von lebenswichtiger Bedeutung, wenn mir auch nicht klar war, wieso.
    »Auch nicht, wenn sie ihren zweiten Körper zum Überleben benötigt, nach einem Unfall, wenn ein Organ ersetzt werden muss und ihr Körper Fremdorgane abstößt?«
    Ich zögerte. »Jetzt jedenfalls nicht«, sagte ich.
    »Auch nicht, wenn ich es ausdrücklich von dir fordere, damit du die Prüfung bestehst?«
    »Nein.«
    »Du kannst gehen«, sagte der Lehrmeister. »Wir werden beraten und dich später wieder hereinrufen.« Trotz des formellen Tonfalls erschien mir seine Stimme keineswegs kalt oder abweisend.
    Ich musste in einem kleinen, halbdunklen Raum warten. Zum ersten Mal seit vielen Jahren weinte ich wieder. Ich hatte die Prüfung nicht bestanden, meinem Wurf damit Unehre bereitet. Ich hatte versagt.
    Vielleicht konnte man die Prüfung tatsächlich wiederholen? Nächstes Jahr im Sommer möglicherweise. Dann würde ich eben ein Jahr später in die Meistergilde aufsteigen, um meinem Volk zu dienen … falls ich das überhaupt noch wollte.
    Konnte ich es überhaupt ertragen, in die Ränge der Meister aufzusteigen? Diesem Tagwerk nachzugehen? Und mit jeder Schöpfung, die ich vollbrachte, den Tod gleich mitzuerschaffen?
    Jedes Leben ist auch Tod , wurde mir klar. Jeder Geburt folgt stets der Tod. Es gibt kein Leben ohne den Tod.
    Schneller als erwartet rief man mich in die Halle der Masken zurück. Nun waren auch die Ränge der Gäste hell erleuchtet; die Gefahr, dass die Anwesenden meine Konzentration stören konnten, bestand nicht mehr.
    Ich habe versagt , dachte ich, während ich wie betäubt das Podest erklomm, auf dem der Lehrmeister mich erwartete.
    Doch Pett-A-Panks Gesicht war offen, ohne Zorn oder Enttäuschung. Der Lehrmeister lächelte sogar. »Ich beglückwünsche dich, Lerr-A-Duc«, sagte er und reichte mir den Tentakel. »Du hast die Prüfung bestanden.«
    Ich schnappte nach Luft, konnte nicht fassen, was ich da gerade gehört hatte. »Aber ich … aber …«
    Der Lehrmeister zwinkerte mir zu, ohne dass die Gäste es bemerkten. »Du bist dir deines eigenen Todes bewusst geworden, Lerr-A-Duc«, fuhr er fort. »Damit hast du den entscheidenden Schritt vom Kind zum verantwortungsvollen Erwachsenen unserer Gemeinschaft getan. Dir ist klar geworden, dass deine zukünftige Tätigkeit eine Verantwortung mit sich bringt, der du dich nicht entziehen kannst. Bei jedem Formen, bei jedem Prägen bringst du Leben, aber auch den Tod. Es muss dein Ziel sein, so viel Leben und so wenig Tod wie möglich zu schaffen.«
    »Aber …«
    »Der Sinn dieser Prüfung liegt nicht im Formen selbst – das Formen und Imprägnieren beherrschst du. Er liegt darin zu erkennen, ob du dieser Verantwortung bereits bewusst bist. Ich habe dich angeleitet, einen menschlichen Körper zu formen. Dabei habe ich keine Schuld auf mich geladen, denn als dein Ausbilder wusste ich, dass du den letzten Funken, der das Leben erst erzeugt, noch nicht geben kannst – und damit auch keinen Tod. Du beherrschst das Formen schon seit langem – aber dieser Verantwortung wurdest du dir erst jetzt bewusst.«
    »Und Safira?«, flüsterte ich so leise, dass meine Worte trotz der brillanten Akustik in der Halle der Masken nur

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