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Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Titel: Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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konnte keinen Finger bewegen, nur surrend die Luft einsaugen, solange zumindest das noch möglich war …
    Der Falter … ich hatte den Falter getötet. Und damals, als mein Vater gestorben war, wie hatte ich mich über die Trauer der Familie gewundert. Der Tod hatte mich in meinem ganzen Leben umgeben, jeden Tag, jede Stunde, aber nun war er in mir.
    Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Auch ich musste sterben, würde einmal nie wieder aufwachen.
    Nie wieder.
    Nur ein endloses Nichts.
    Aber ich konnte noch etwas bewirken, wenn ich tot war … etwas Großes tun! Ich musste noch etwas bewirken!
    Der automatische Zeitrecorder durchflutete meinen Raum mit Helligkeit, und ich schrie auf, lange und anhaltend, doch niemand kam. Erst als ich durch das ganze Condominium gelaufen war, atemlos und noch immer schreiend, fiel mir ein, dass meine Eltern im Festkomplex der Stadt mit den Vorbereitungen für die Feier beschäftigt waren, die zu Ehren meiner bestandenen Prüfung für mich gegeben werden würde, und ich sprang zum nächsten Videoschirm, um Safira anzurufen.
    Sie meldete sich nicht.
     
     
    In dem Vorraum herrschte dumpfes, bedrücktes Schweigen. Etwa fünfzig Mädchen und Jungen warteten darauf, einzeln in die große Festhalle gerufen zu werden, die Halle der Masken, in der die Prüfungen stattfinden würden.
    »Was wird dort mit uns geschehen?«, fragte ein Mädchen, vielleicht ein Jahr jünger als ich. »Weshalb achten die Lehrmeister darauf, dass niemals ein Former mit uns spricht? Weshalb dürfen unsere Großeltern uns ein halbes Jahr vor der Prüfung nicht mehr sehen?«
    »Weil auch sie Former sind«, sagte ein schlaksiger Junge mit viel zu großen Ohren. »Wir werden irgendein Formergeheimnis erfahren, und weil die Formerkraft nur in jeder zweiten Generation vererbt wird, lässt man unsere Großeltern nicht mehr zu uns. Aber viel passieren kann uns nicht«, prahlte er mit einer Selbstsicherheit, die mir gespielt erschien.
    »Warum nicht?«, fragte das Mädchen.
    »Im schlimmsten Fall müssen wir die Prüfung eben wiederholen.«
    »Geht das denn?«
    »Natürlich geht das.« Der Junge biss sich auf die Lippen. »Ich lege sie auch zum zweiten Mal ab«, gestand er ein.
    Die Zeit verstrich quälend langsam. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Lehrmeister Pett-A-Pank mich hinauswinkte.
    »Es ist so weit«, sagte er. »Dein Wurf wartet, und auch der von Safira. Du musst zeigen, was du gelernt hast!«
    Vor der Tür zum Festsaal blieb ich stehen. »Lehrmeister«, flüsterte ich. Die Worte hockten in meiner Kehle, aber sie bildeten einen so großen, festen Kloß, dass ich sie nicht aussprechen konnte.
    »Ja?«, entgegnete Pett-A-Pank. Er wirkte kaum interessiert an dem, was mich bedrückte. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass der Lehrmeister all das, was ich ihm zu sagen versuchte, schon vorher zu wissen schien.
    »Lehrmeister, ich … ich werde nicht an der Prüfung teilnehmen.«
    »Ich dachte mir, dass du das sagen würdest.«
    Ich senkte den Kopf.
    »Wegen Safira, nicht wahr? Sie ist deine Freundin.«
    Ich nickte, stumm und niedergeschlagen. Die Scham trieb mir die Röte ins Gesicht. »Sie ist gestorben!«, stieß ich hervor. »Ich habe ihr zweites Ich durch Psychoplasma erzeugt! Ich habe sie nicht halten können! Sie ist zusammengestürzt, es ist nichts von ihr übrig geblieben.«
    »Sie ist nicht tot«, entgegnete der Lehrmeister. »Du hast ihr den Lebensfunken gar nicht erst geben können.«
    »Aber wenn ich ihr den Funken gegeben hätte, wäre sie gestorben!«
    Der Lehrmeister lächelte. »Jetzt hinein mit dir«, sagte er. »Alle warten auf dich. Oder hast du kein Vertrauen zu mir?«
    Ich schwieg. Zitternd folgte ich Pett-A-Pank in den Festsaal. Die Bühne war hell erleuchtet, während die Publikumsränge im Dunkeln lagen. Dennoch konnte ich einzelne Gestalten ausmachen, Körper und Gesichter meiner Wurflinge, die darauf warteten, dass ich meine Prüfung ablegte.
    Die über Ketten und Geschirre und Joche krochen, schleimige Spuren zurückließen …
    Safira sah ich ebenfalls.
    Safira, die ich hätte sterben lassen, hätte ich Kraft genug besessen, ihr den Lebensfunken zu geben.
    Wie aus weiter Ferne hörte ich die Worte des Lehrmeisters, die mich dem Publikum vorstellten. Ich verstand nicht, was er sagte, doch immer, wenn mein Name erklang, kam es mir vor, als habe Pett-A-Pank den eines völlig Fremden ausgesprochen.
    »Einen Quibbuck!«, zischte der Lehrmeister mir zu. »Forme einen Quibbuck!«
    »Nein«,

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