Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
Heil …
Ich ließ die Drohnen zum vierten Planeten zurückkehren und ihn in die Sonne schieben. Nachdem das Schiff sie wieder aufgenommen und ich einen neuen Kurs bestimmt hatte, verschwendete ich keinen Gedanken mehr an meine missratene Schöpfung. Warum auch. Schließlich war ich ja der Schöpfer!
In meine Überlegungen vertieft, wie ich an meinem nächsten Ziel vorgehen musste, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, saß ich da und warf einen Blick auf die Kontrollen, als die Warnsirenen des Schiffs ertönten.
Ich sprang auf und wandte mich den Kontrollpulten zu. In hektischem Rhythmus leuchteten zahlreiche rote Lampen auf, und im nächsten Augenblick wurde meine Arche von einem schweren Schlag erschüttert.
Ich schaltete die Bildübertragung ein. Der Anblick ließ meinen Atem stocken: Das ganze All erzitterte. Risse zogen sich durch die Schöpfung, meine Schöpfung, weiteten sich immer mehr aus, verschlangen Planeten und Sonnensysteme, Spiralarme und Milchstraßen.
Um das Schiff erblühte ein schaurig-schönes Feuerwerk von nie gesehener Pracht. Alles um mich herum bebte und wankte, und drei Glutbälle, groß wie Galaxien, wenn nicht sogar wie ganze Universen, rasten auf mich zu.
Ich schrie laut auf. Dieses Phänomen war mir völlig unbekannt. Und es konnte, durfte einfach nicht sein! Nicht in meiner Schöpfung! Über sie hatte ich die absolute Kontrolle, die Allmacht.
Ich atmete tief ein und beauftragte das Schiff mit Abwehrmaßnahmen, verstärkte sie mit der Kraft meines Willens.
Beruhigt lehnte ich mich zurück. Nun stellten die drei Energiekugeln keine Gefahr mehr dar. Ich hatte mehrere Abwehrriegel errichtet, und schon vom äußersten würden sie abprallen.
Jetzt konnte ich mich der Untersuchung dieser Erscheinung widmen, in aller Ruhe herausfinden, wieso sie überhaupt in meine Schöpfung hatte treten können, ihr Geheimnis ergründen und Vorkehrungen treffen, dass so etwas nie wieder geschehen würde. Ich lächelte, doch die Geste erstarb zu einer grinsenden Grimasse, als die Glutbälle ungehindert den Abwehrgürtel durchbrachen, als sei er gar nicht vorhanden.
Unendlich langsam stand ich auf und wich zurück, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet. Fassungslos beobachtete ich, wie die Energieballungen immer näher kamen.
»Nein«, murmelte ich, »nein! Ich bin doch der Schöpfer!«
Der Herr ist der König, es jauchze die Erde, die Menge der Inseln freue sich!
»Ich bin doch der Schöpfer«, schrie ich hinaus, doch die verheerende Detonation des Schiffs übertönte meine Worte. Meine Niederlage war vollständig.
»Der Schöpfer ist tot«, murmelte ich, »war es schon immer.«
»Ist der Schöpfer tot?«
Ich fuhr herum und sah das Gesicht am Himmel, das Gesicht deiner Frau, Rion, die schockgrünen, leicht schräg stehenden Augen, die hohen Wangenknochen, den sinnlichen Mund, das schulterlange Silberhaar. »Du schon wieder!« schrie ich. »Ja, der Schöpfer ist tot!«
Sie lächelte schwach. »Oh, nein. Ich glaube, er lebt. Und er hat eben einen großen Sieg errungen.«
»Wie meinst du das?« Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. »Woher weißt du, was ich denke, verdammt noch mal?«
»Es ehrt dich, dass deine Allmachtsphantasien so mangelhaft sind. Das macht dich richtig sympathisch.« Der Spott in ihrer Stimme war unverkennbar. »Gewalt gegen einzelne Personen, vor allem gegen Frauen, kannst du dir noch vorstellen, doch wenn es um den großen Wurf geht, scheiterst du kläglich.«
Ich wollte etwas erwidern, öffnete stattdessen aber die Augen, ohne es zu wollen, und erwachte.
Sag mir, alter Freund, ist das kein seltsamer Traum? Man könnte ihn für eine Allmachtsphantasie halten, aber das wäre vielleicht doch ein wenig zu einfach, meinst du nicht auch?
Denn ich hinterfrage die Allmacht ja. Ich sehne sie nicht für mich herbei, ich sehe sie durchaus kritisch. Ja, ich befürchtete, mit der Allmacht, der Unsterblichkeit, der Unendlichkeit , könnten auch endlose Langeweile, unendliche Leere kommen …
Trotzdem … wundert es dich, dass ich mich frage, was die Spezialisten von der psychologischen Betreuung der USO daraus folgern würden?
He, Rion, dein Blick ist so starr wie eh und je, aber dein Gesicht verzieht sich zu einer grinsenden Grimasse.
Das mag ich gar nicht. Lach mich bitte nicht aus.
Wir sind doch trotz allem, was geschehen ist, Freunde, oder?
Die sechste Ebene
»Es ist vorbei.«
Das Gesicht, das mich von oben musterte, riesig wie eine
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