Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
Arkonide, wie ich einer war, und wiederum doch keiner, etwas ganz anderes mit Blasen und Tentakeln, grün, so grün.
Und ich hatte einen Lehrmeister.
Zum ersten Mal, seit wir die Halle der Masken verlassen hatten und über die leeren, leichten Ebenen unserer herrlichen Welt schritten – schlängelten, krochen, wallten, zwei winzige Gestalten in einer grenzenlosen, wogenden Natur unter einem weitgespannten, violetten Firmament –, ergriff ich das Wort. Ich hatte geschwiegen, versucht, meine Enttäuschung in der Harmonie zu verlieren, doch nun erschienen weit vor uns die ersten Gebäude der Monolithenquartiere und seitwärts die Wohnviertel.
Der Zauber war zerstört. Das Vergessen hatte er nicht bringen können.
Monolithenquartiere? Wohnviertel?
Die Welt war nicht mehr leicht, der Himmel nicht mehr weitgespannt und violett. Er war …
Ich war wieder zu Hause!
Wie war ich den Fremden entkommen? Wer hatte mich gerettet?
Ich war ich selbst, und ich war Lerr-A-Duc, und ich liebte Safira, und er war wieder auf der Erde. Und ich hatte versagt.
Du bist ein Former. Du kannst Psychoplasma generieren und beleben. Du hast versucht, Safiras Abbild aus Psychoplasma zu schaffen. Aber es ist zusammengebrochen.
»Nein«, erwiderte der Lehrmeister. »Hast du meine Worte schon vergessen? Das Ziel der Kleinen Prüfung ist es nicht, den Funken zu geben.«
»Was bezweckt die Prüfung dann, Pett-A-Pank?«
Der Lehrmeister zuckte lächelnd die Achseln. Er war groß und schlank, alt und weise, jung und kräftig, alles in einem. »Das musst du aus dir selbst heraus wissen«, sagte er.
»Werde ich die Prüfung bestehen?«
»Sprich mit Safira darüber«, schlug Pett-A-Pank vor. »Alles andere wird sich morgen erweisen. Morgen ist der große Tag.«
Der Vorschlag war einfach genial und genial einfach, und ich schämte mich, dass ich nicht selbst darauf gekommen war.
An der nächsten Gleiterstation tippte ich die Kodenummer des Condominiums ein, in dem Safira bei ihren Eltern wohnte. Kurz darauf hielt ein Fahrzeug, das in diese Richtung flog, und ich stieg ein. Die Fahrtzeit war viel zu kurz; verzweifelt überlegte ich mir, was ich Safira sagen sollte, doch als ich den Gleiter verließ, hatte ich die richtigen Worte noch nicht gefunden.
Ich bezweifelte, dass ich sie je finden würde.
Vor dem Haus zog ein blauer Schattenfalter seine Kreise, die Kieferplatten spitz zulaufend, der Körper hässlich ausgezackt und mit winzigen Tasthärchen übersät, die wie borstige Stacheln aussahen. Ich schnappte nach dem Falter, fühlte den kratzigen Flaum auf meiner Handfläche und drückte zu, bis das Insekt zu einer mehligen Masse zerfiel, die ich an einem Malvenstrauch abwischte. Kein Blut , dachte ich. Der Falter hatte kein Blut in seinem kleinen, schwachen Körper.
Genau wie Safiras Abbild.
Es gibt keine Schattenfalter auf Arkon oder der Erde!
Safira schien nicht im Geringsten erstaunt zu sein, als ihre Mutter mich in ihr Zimmer führte. Ich begrüßte sie mit einem kurzen, fast scheuen, unbeholfenen Kuss. Safiras Mutter zog sich lächelnd zurück; sie billigte die Beziehung, die ich mit ihrer Tochter eingegangen war.
Alles ist in Ordnung. Alles ist in bester Ordnung!
Ich fragte mich, wie ihre sprießenden Brüste geformt waren. Sahen sie aus wie Birnen, oder eher wie Äpfel? Aus irgendeinem Grund stellte ich mir vor, dass sie blau waren.
»Pett-A-Pank hat deinen Besuch angekündigt«, sagte Safira und hockte sich auf das Pneumosofa. Sie zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. »Morgen hast du Prüfung, oder?«
Ich kauerte mich neben ihr nieder und nickte. »Was hat Pett-A-Pank sonst noch gesagt?«
»Nichts. Nur, dass du mit mir sprechen willst.«
Ich gähnte gekünstelt. Wie konnte ich Safira erklären, dass ich gescheitert war? Dass ich bezweifelte, die Prüfung zu bestehen?
»Warum willst du mit mir sprechen? Ich dachte, du müsstest dich heute ausruhen, konzentrieren, auf die Prüfung vorbereiten.«
»Konzentrieren«, lachte ich. »Safira, ich … ich habe heute versagt. Und morgen werde ich es auch nicht schaffen.«
Endlich war es heraus.
Ihre Hand suchte die meine, tastete zärtlich über die Finger, nahm ihnen etwas von ihrer Hitze.
»Ich habe versucht, dein Abbild aus Psychoplasma zu schaffen. Es ist zusammengebrochen, bevor ich ihm den Leben spendenden Funken geben konnte.«
Abrupt zog sie die Hand zurück. »Was hast du getan? Mein Abbild? Mich hast du gestalten wollen?«
Ich sah zu ihr hoch.
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