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Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Titel: Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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wurde noch trauriger. »Du verstehst nicht«, sagte er. »Ich will dich ja töten, aber ich kann es nicht. Ich habe dafür keine Kraft mehr. Es verzehrt mich. Es bringt mich um. «
    »Sir?«
    Ich schreckte auf. Einen Moment lang wurde die Zentrale der IMASO von etwas anderem überdeckt, von einem … bunten Getümmel? Von einer Raumhafenkneipe? Oder einem … einem primitiven Unterschlupf in einem Berg? Einem Felsen? Vielleicht sogar von beidem?
    Das Bild verschwand, bevor ich es zu richtig fassen bekam. Als ich die Augen öffnete, sah ich Naileth Simmers vor mir, und ihr Blick war erneut weder Verständnis- noch vertrauensvoll, sondern skeptischer denn je.
    Verdammt, was war nur los mit mir? Mein Gedächtnis rebellierte gegen die Blockade. Ich war nicht einfach nur wütend und von dem Drang erfüllt, es den Übeltätern heimzuzahlen.
    Ich musste die falschen Erinnerungen ausmerzen und die wahren zurückholen, sonst würde ich früher oder später den Verstand verlieren.
    »Major?« Ich wählte einen goldenen Mittelweg. »Selbst ein Zellaktivatorträger muss einmal schlafen, und in letzter Zeit war mein Schlummer von üblen Visionen und Träumen geplagt. Möchten Sie den Medizinischen Offizier hinzuziehen, damit er sich von meiner Einsatzfähigkeit überzeugt? Ist Oberleutnant Atair übrigens wieder dienstfähig?«
    »Jawohl, Sir. Das … war keineswegs mein Gedanke, Sir. Ich wollte Sie lediglich informieren, dass das Rendezvous mit der BUTTERFLY stattgefunden hat und Tipa Riordan mehr fordert als bittet, an Bord kommen zu dürfen. Die Dame scheint etwas ungehalten zu sein.«
    Ich sah auf ein Holo, das die Kommandantin aufgerufen hatte. Die BUTTERFLY schwebte neben der IMASO im Raum, ein 200 Meter durchmessender Kreuzer. Den dazugehörigen Datensatz musste ich nicht aufrufen; die USO war selbstverständlich über Tipa Riordans Aktivitäten informiert. Das Schiff hatte etwa 400 Mann Besatzung und wurde von dem alten Besen »für Ausflüge« genutzt. Es hatte die Hülle eines terranischen Angriffskreuzers der TERRA-Klasse, war jedoch deutlich luxuriöser ausgestattet und verfügte angeblich sogar über ein »Schwimmbad«, was auch immer ich mir darunter vorzustellen hatte. Die Bewaffnung war der eines Flottenkreuzers zu etwa 75 Prozent ebenbürtig, und die BUTTERFLY hatte kaum mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, galt also durchaus noch als modern.
    Ich lächelte schwach. »Die verdammte Kräuterhexe«, murmelte ich. Laut sagte ich: »Wir wollen die Dame nicht warten lassen. Bitten Sie sie an Bord. Wir beide werden sie persönlich in Empfang nehmen.«
    »Wenn es denn unbedingt sein muss, Sir«, sagte Kommandantin Simmers und erhob sich.
     
     
    Tipa Riordan war nur gut anderthalb Meter groß und dürr und knochig. Ihre bräunliche Haut war so faltig, dass sie an die einer Mumie erinnerte, und ihr Gesicht glich dem einer Hexe der terranischen Märchen. Die Geiernase war stark gekrümmt, groß und scharf. Sie lehnte es ab, eine mechanische oder zuchtbiologische Zahnprothese zu tragen, daher waren ihre Wangen eingefallen, die Lippen abgezehrt und von scharfen Falten umgeben. Sie wirkten wie eine schmale Kerbe im Gesicht.
    Die Piratin war nicht allein. Begleitet wurde sie – in dieser Hinsicht funktionierte mein fotografisches Gedächtnis wieder einwandfrei – von ihrem Stellvertreter, dem Ersten Wesir Faun Malkovoch, einem Terraner von gewaltiger Statur und lautem Humor, wie ich wusste.
    Ich verzichtete darauf, ihr zu sagen, was ich von ihr hielt. Die Anrede »Piratenhexe« wäre der zu erwartenden Kommunikation wohl weniger förderlich gewesen. Ein einfaches Nicken und ein »Tipa Riordan!« tat es auch. »Was verschafft mir die Ehre dieses Gipfels im Raum?«
    »Spar dir das Geschwätz. Was soll diese Bemerkung?« Ich lächelte. Ihr Benehmen entsprach meinen Erwartungen. Einen Gruß hatte sie nicht für mich übrig, Major Simmers nahm sie nicht einmal zur Kenntnis. Ich verzichtete darauf, ihr die Kommandantin vorzustellen. »Nun, wenn zwei Zellaktivatorträger mitten im Leerraum zusammenkommen, kann man doch von einem Gipfeltreffen sprechen, oder?«
    »Ich habe etwas für dich, Arkon-Scheich«, kam sie ohne Übergang zur Sache. Sie hielt sich nach vorn gebeugt und stützte sich auf einen Gehstock. Aus der Nähe kam mir ihr Gesicht noch eingefallener vor, als ich es in Erinnerung hatte; die lederartige, runzlige Haut spannte sich straff über die Wangenknochen. Das vorspringende Kinn und die scharfrückige, gekrümmte Nase

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