Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
ich erwartet? Den Hintergrund emsiger Geschäftigkeit? Ulcarach würde die Hyperfunkanlage wohl kaum in einem seiner Geschäftsräume untergebracht haben. Asketische Zweckbestimmtheit? Ich wusste zu wenig über die Verhältnisse auf Thanaton, um das verlangen zu können.
»Ruhig, Sir«, sagte er endlich. »Wie in den Berichten angegeben. Die Lage ist ruhig.«
»Kontakte zu fremden Besuchern?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine festzustellen, Sir.« Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Er konnte sich natürlich denken, dass sein oberster Dienstherr sich nicht einfach so nach seinem Wohlergehen erkundigte.
»Sehr gut. Dann komme ich direkt zur Sache, Agent Ulcarach.« Ich hielt den Ring hoch, den Tipa Riordan mir überlassen hatte.
»Ja, Sir?«, fragte er.
Er will Zeit gewinnen , stellte der Extrasinn fest.
Ich pflichtete ihm bei. Und schwieg.
»Was ist damit, Sir?«
»Kennen Sie das?«
Agent Ulcarach schüttelte den Kopf, obwohl er das Schmuckstück gar nicht genau sehen konnte.
»Das sagt Ihnen gar nichts, Ulcarach?«
Er zuckte die Achseln, zögerte wieder, diesmal aber nicht ganz so lange. »Es scheint sich um lokalen Schmuck der Eingeborenen von Thanaton zu handeln«, sagte er, reagierte aber weiter nicht darauf.
»Allerdings«, sagte ich. »Was können Sie mir …«
Das Holo flackerte, wurde transparent, gewann kurz an Schärfe zurück, brach dann aber endgültig zusammen.
Ich warf der Kommandantin einen weniger fragenden als eher ungehaltenen Blick zu.
Sie aktivierte bereits den Interkom. »Oberleutnant Marcos?«
»Die Verbindung ist zusammengebrochen«, kam postwendend die Antwort. »Ich verstehe das nicht, es liegen keinerlei Störungen vor, keine Hyperstürme in diesem Bereich …«
»Versuchen Sie, sie wiederherzustellen«, befahl Major Simmers.
Ich schaltete mich in die Verbindung ein. »Und versuchen Sie, auf einer anderen Frequenz Kontakt mit Rion Parth zu bekommen, unserem zweiten Agenten auf Thanaton.«
»Verstanden, Lordadmiral.«
»Danke.« Ich unterbrach die Verbindung und drehte mich zur Kommandantin um. »Nun?«
»Sir?«
»Ist Ihnen etwas aufgefallen, Major?«
»Der Schmuck, Sir. Das Verhalten des Agenten war … seltsam, Sir. Er schien den Ring, den Sie ihm gezeigt haben, anfangs nicht zu erkennen, obwohl er …«
»Ja, Major?«
»… selbst solchen Schmuck getragen hat. Und zwar etwas … exzessiv.«
»Genau meine Meinung, Major.« Ich musterte Naileth Simmers, rief mir in Erinnerung zurück, was ich über sie wusste. Vielmehr drängte diese Erinnerung sich ungebeten in den Vordergrund; das war der Nachteil, wenn man über ein fotografisches Gedächtnis verfügte und als »Zehntausendjähriger« galt.
Ihr Dossier war makellos. Sie war bereits einmal verheiratet gewesen, die Ehe war jedoch kinderlos geblieben und aufgrund der häufigen Trennungen während ihrer Dienstzeit an Bord des USO-Kreuzers PERSEPHONE schließlich im Jahre 3101 auf ihren Wunsch hin annulliert worden. Seitdem vermied Naileth Simmers engere Bindungen. Ursache war den USO-Psychologen zufolge weniger der Schmerz, den sie selbst empfand, als der, den sie anderen zuzufügen glaubte. Dessen ungeachtet schloss sie schnell Freundschaften und wurde innerhalb der Besatzung der IMASO als kompetente Kommandantin geachtet, die einen vertrauten Umgang mit der Mannschaft pflegte.
Wenn ich sie so betrachtete, konnte ich mir gut vorstellen, dass manche Besatzungsmitglieder sie sogar verehrten.
Ihr Naturell galt als ausgeglichen und zielorientiert, mit einer leichten Tendenz zu einer gewissen Faulheit während der Ruhephasen, die allerdings in plötzliche Aktivität umschlagen konnte. Das entsprach meinen Beobachtungen, genau wie die Aussage, dass ihr Kommandostil als ruhig und schnörkellos galt. In ihrer Freizeit erlag sie den Akten zufolge gern ihrer Liebe zu allem Lebendigen. Sie beschäftigte sich mit Xenobiologie und war häufig im hydroponischen Garten der IMASO anzutreffen, den sie in eine Ruheinsel aus Grüntönen verwandelt hatte.
Ich drängte die Erinnerungen zurück und konzentrierte mich wieder auf die relevanten Fakten. Wahrscheinlich war der Kommandantin gar nicht aufgefallen, dass ich mich in Gedanken näher mit ihr befasst hatte.
»Sir«, erklang Amelia Marcos' Stimme aus dem Lautsprecher des Interkom, »es ist mir nicht gelungen, die Verbindung wiederherzustellen. Auch Agent Parth meldet sich nicht.«
»Versuchen Sie es weiter.«
»Jawohl, Lordadmiral.«
Ich wandte mich wieder der
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