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Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Titel: Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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legte, erkannte sie über sich gerade noch die Abbruchkante des Spalts als graues Band, in dem vereinzelt schwache Lichtpunkte glitzerten. Ansonsten traf der runde Fleck des Scheinwerfers nur auf scharfkantigen Fels. Aufgrund der dünnen Atmosphäre gab es so gut wie kein Streulicht. Ohne die Ortungsdaten des Anzugs wäre Shinyan annähernd blind gewesen.
    Die Prospektorin war inzwischen gut zweihundert Meter tief gesunken. Obwohl sie sich nicht besonders wohl dabei fühlte, schaltete sie die Helmlampe erneut aus. Vielleicht, so ihre stumme Hoffnung, war sie dann in der Lage, das Licht von Padpools Scheinwerfer wahrzunehmen. Noch immer war sie nicht bereit, aus der anhaltenden Funkstille auf mehr als auf technische Probleme zu schließen. Padpool war mit seinen 26 Jahren ebenso jung wie leichtsinnig; dennoch gehörte er innerhalb der Busrai-Familie zu den Erfahrensten und hatte schon viele tausend Stunden im freien Weltraum und in diversen Höhlensystemen und Minenschächten verbracht.
    Unwillkürlich musste Shinyan an ihren Onkel Rotter denken, der der Familie seit über fünfzig Jahren vorstand. Acht Schiffe und 1135 Familienangehörige flogen unter seinem direkten Kommando. Aus Gründen, die die Akonin nicht einmal im Ansatz nachvollziehen konnte, hielt Onkel Rotter große Stücke auf Padpool und hatte offenbar die feste Absicht, ihn als seinen Nachfolger aufzubauen. Shinyan war ziemlich sicher, dass die derzeitige Mission einzig und allein dem Zweck diente, Padpool und sie miteinander zu verkuppeln. Möglicherweise hatte Rotter den jungen Prospektor im Vorfeld der Reise sogar ermutigt, was immerhin dessen übertriebenes Balzverhalten erklärt hätte.
    Drei Minuten vergingen, und Shinyan überschritt die Zwei-Kilometer-Marke. Wenn sie den Ortungsergebnissen trauen konnte, die allerdings durch die im Zartiryt-System allgegenwärtigen normal- und hyperenergetischen Anomalien verfälscht sein mochten, dann weitete sich der Spalt hier unten erheblich. Die Temperatur blieb dagegen konstant bei minus vierzig Grad Celsius, was darauf hindeutete, dass die Katastrophe, der Zartiryt einst zum Opfer gefallen war, sogar den glutflüssigen Kern des Planeten hatte erkalten lassen.
    »Wo bist du, Padpool?«, flüsterte Shinyan. Das Rauschen in ihrem Funkempfänger schwoll kurz an und wieder ab. Für einen Moment glaubte die Akonin ein dumpfes Klopfen zu hören. Litt sie bereits unter Halluzinationen?
    Nach kurzem Zögern desaktivierte sie die Funkanlage und erhöhte die Empfindlichkeit der Außenmikrofone auf den maximal möglichen Wert. Die vollkommene Dunkelheit um sie herum machte ihr mehr und mehr zu schaffen.
    Da! Da war es wieder!
    Sie hatte sich also nicht geirrt. Aus den Helmlautsprechern drang ein leises, abgehacktes Pochen. Weit entfernt, aber doch deutlich genug, um es nicht für eine Sinnestäuschung zu halten. Shinyan war schon immer stolz auf ihr feines Gehör gewesen und eine der wenigen in der Familie, die die Zusammensetzung der meisten Gesteine allein anhand ihres Klangs bestimmen konnten.
    Sie schaltete den Scheinwerfer wieder ein und ließ sich weitere zweihundert Meter in die undurchdringliche Finsternis hinabsinken. Das Pochen wurde geringfügig lauter. Da die dünne Luft den Schall mehr schlecht als recht trug, gab es fast kein Echo. Das erleichterte es Shinyan immerhin, die Richtung zu bestimmen, aus der die Klopfzeichen kamen. Dennoch wäre sie beinahe an der quadratischen Öffnung vorbeigeflogen.
    Der etwa zwei mal zwei Meter durchmessende Durchgang war eindeutig künstlich angelegt worden. Das dunkelgraue Material des schmucklosen Torrahmens hob sich kaum von den umgebenden Felsen ab. Er schien das Licht der Helmlampe regelrecht zu verschlucken. Die Akonin näherte sich mit aller gebotenen Vorsicht. Wenn Padpool die Öffnung passiert hatte, und davon war auszugehen, mochten dahinter unbekannte Gefahren lauern. Auf jeden Fall kam das Klopfen eindeutig aus dem Durchgang.
    »Padpool!«, rief Shinyan, nachdem sie auch das Funkgerät wieder aktiviert hatte. »Wenn du mich hören kannst, dann klopfe dreimal lang und dreimal kurz.«
    An dem gleichmäßigen Pochen änderte sich nichts.
    Shinyan seufzte. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken. Natürlich war es ein Risiko, den Durchgang zu benutzen, aber hatte sie überhaupt eine Wahl? Padpool hatte verantwortungslos gehandelt und gegen eherne Regeln der Prospektorengilde verstoßen, doch deshalb konnte sie ihn nicht im Stich lassen. Wenn er sich irgendwo dort

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