Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
ohne jede Waffengewalt.
Der Schwall negativer geistiger Beeinflussung verlor nach wenigen Minuten seine größte Wirkung. Für uns war es wie eine kleine Ewigkeit gewesen. Das Geschrei riss ab, Erschöpfung griff um sich. Die Besatzung des Zerstörers kletterte aus den Überlebenseinheiten und stapfte schwankend auf die Gruppe zu, die sich um mich gebildet hatte. Ich blickte um mich: Wir waren völlig ratlos. Aus dem Sturm, der die Trichterbäume schüttelte, wurde mäßiger Wind mit einzelnen Böen.
Ich sagte leise zur Kommandantin, die mit kalkweißem Gesicht neben mir stand und sich zu beruhigen versuchte: »Wir müssen darüber nachdenken, wie wir diesen Schrecken ausweichen können.«
Sie nickte stumm. Der Extrasinn meldete sich und zitierte den galaxisweit sattsam bekannten Philosophen D’Ariely: Denken hilft, Arkonide, aber es nützt nichts.
In der TRAUM DER EWIGKEIT
Binnen kurzer Zeit hatten sich die Umstände geändert. Zum Guten? Santjun wusste es nicht. Er blieb im höchsten Grad misstrauisch. Zumindest schienen die Qualen des Verhörs vorübergehend vorbei zu sein. Die Ärztin Thalia Lacroix hatte seine Fesseln entfernt, den Medorobot aktiviert und gewartet, bis die äußerlichen Verletzungen versorgt waren. Dann durfte Santjun duschen und eine saubere Bordkombination und weiche Einweg-Stiefel anziehen. Vier Mann brachten ihn in die Zentrale des Kreuzers.
Den Absturz nach dem schweren Wirkungstreffer – trotz seines bemitleidenswerten Zustandes hatte der Risiko-Agent die Vorgänge registriert und richtig gedeutet – schien der größte Teil des Schiffes unzerstört überstanden zu haben. Auf dem Weg von der Medostation zur Zentrale hatte Santjun zwar keinerlei Zeichen erkennen können, aber spezielle Geräusche und Vibrationen, die bis in die meist menschenleeren Schiffskorridore zu hören und zu spüren waren, schienen Beweise für intensive und hektische Reparaturarbeiten zu sein. Er kannte die Einteilung der Räume auf den verschiedenen Decks eines Schiffes dieser Klasse und sah mehrmals in leere Nebenstationen und Quartiere hinein. Geruch nach heißem Metall und Schweißmaterial hing in der Atemluft.
Santjun war überzeugt, dass seine scheinbare Freiheit nicht lange dauern würde. Das »Ekel«, Kommandant Omjar Marik, wollte etwas von ihm. Informationen? Mitarbeit? Oder meinte er, die Unterbrechung der Folter wäre ein subtiler Trick, Santjun irgendwie auf seine Seite oder die Seite der Silberherren zu ziehen?
Ich werde es bald erfahren , dachte der USO-Major und wartete, bis das Schott zur Zentrale sich leise öffnete. Die Ärztin und der Kommandant warteten in der Nähe des Pilotensitzes. Die meisten Holoschirme und auch der Zentralschirm waren in voller Tätigkeit.
»Meine Großzügigkeit ist von kurzer Dauer«, schnarrte Marik und gab den bewaffneten Raumfahrern einen Wink. »Von Ihnen erwarte ich ein Mindestmaß an Kooperation.«
»Ich kann Ihnen auch jetzt«, Santjun strich über seine Kleidung und deutete auf die Stiefel, »keine Informationen geben. Ich weiß nicht einmal, ob das Schiff gelandet ist, und falls dies zutrifft, wo und warum.«
Santjuns Wächter verteilten sich, sodass er in ihrer Mitte stand. Sie legten die Hände auf die Griffe ihrer Blaster und starrten ihn herausfordernd an. Der Kommandant wies auf den Zentralschirm.
»Satellitenbeobachtung.« Seine Stimme klang zufrieden. »Vor dem Einflug ausgeschleust. Sie erkennen das Wrack der IMASO, Ihrer USO-Freunde. Was Sie gleich sehen werden, ist eine Aufzeichnung. Einige Minuten alt.«
Das große Holo zeigte ein Bild, das Santjun nicht erwartet hatte. In einer großen, schlammigen Sumpflichtung schien ein Kugelschiff langsam zu versinken, inmitten riesenhafter Bäume von seltsamem Aussehen. Santjun las zu seinem Erschrecken den Namen IMASO. Ein Laufsteg aus Baumstämmen, offene Hangarschleusentore, ein Zerstörer und ein Jäger, Zelte und Iglus eines Lagers, hastende Raumfahrer, Roboter und der Ausschnitt eines riesigen Gasplaneten vom Jupitertyp.
»Bruchlandung auf einem Mond namens Lumbagoo, einem Monolithenstandort«, erklärte Thalia Lacroix ungefragt. Der Kommandant warf ihr daraufhin einen strafenden Blick zu.
Santjun glaubte, inmitten der Mannschaften Atlan zu erkennen; auch der Arkonide trug einen Schutzanzug. Onjar Marik schien den Lordadmiral aber nicht identifiziert zu haben. Ohne das Gesicht zu verziehen, verarbeitete Santjun die Informationen und versuchte, sich auch die geringste Kleinigkeit
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