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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Träger, zusätzlich waren wissenschaftliche Instrumente angeflanscht. Die vier Piloten saßen in hochkomplizierten Schleudersitzen – die hoffentlich nicht gebraucht werden würden.
    20. April, Bordzeit einige Minuten vor 6.00 Uhr. Während ein Teil von Swamp City demontiert und im geschützten Winkel zwischen der zerklüfteten Felsbarriere und den ausladenden Ästen der Trichterbäume am Waldrand zum zweiten Mal aufgebaut worden war, gab ich den Start des Jägers und des Zerstörers frei.
    Für einen langen Augenblick hörten alle Arbeiten auf. Fast gleichzeitig hoben die beiden schlanken, silberglänzenden Beiboote der IMASO ab. Mit den Antigravtriebwerken und geringem Vorschub stiegen sie in verschiedene Richtungen schräg in die Höhe. Der Triebwerkslärm hallte über die Lichtung und brach sich als Echo an den Dschungelrändern.
    »Vielleicht sind wir bald einen Schritt weiter«, murmelte ich und sah zu, wie beide Beiboote langsam aufstiegen. »Oder ein Lichtjahr.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Boote genügend Höhe gewonnen hatten. Sie flogen am Waldrand vorbei, an den großen Trichtern der Baumriesen und allmählich höher, weg vom Rand des Lagers, von unseren Blicken verfolgt … und plötzlich begannen sich die Kelche zu bewegen.
    Die großen Trichter kippten gleichzeitig zur Seite. Ein mächtiger Schwall aggressiver Gefühle überschwemmte mich. Die riesigen Bäume bogen sich in einem unhörbaren Sturm. Die Aggression packte auch die Crewmitglieder neben mir. Wir taumelten unter dem Ansturm alles andere verdrängender Gefühle. Die Bewegungen der Bäume wurden stärker; sie neigten sich weit, schnellten wieder zurück, peitschten auf uns zu. Schreie und Flüche gellten. Aus den Baumkronen schwirrten Flugwesen auf, schrien und knarrten und flatterten in Schwärmen auf die freie Fläche hinaus, wo sie sich sammelten und aufgeregt zu kreisen begannen.
    Ich riss den Kopf in die Höhe und rang nach Luft.
    Ich sah, wie der Jäger zu trudeln begann, an Höhe verlor und zur Seite schwebte, vor dem drohenden Bild des Gasriesen. Das kleine Beiboot geriet außer Kontrolle. Hilflos waren wir alle dem Ansturm des Gefühls ausgeliefert. Aus den Funkgeräten der Kommandantin und des Funkoffiziers in meiner Nähe drangen Flüche, Kommandos und Schreie. Dann zerfetzten zwei Explosionen die Hülle des Zerstörers.
    Die Selbstvernichtungsschaltungen! schrie der Logiksektor.
    Die Zellen der Schleudersitze wurden seitlich aus dem Zerstörer hinauskatapultiert. Der Jäger hingegen überschlug sich mit heulenden Antriebselementen in der Luft, bäumte sich auf und sank halbwegs kontrolliert abwärts. Er schlug mit dem Heck in den Sumpf, kam wieder hoch und zischte über einen Schlammtümpel. Sekunden später rutschte er einige Dutzend Meter vorwärts und ratterte auf ein festes Stück Land.
    Nach der Explosion war der Zerstörer noch weiter aufgestiegen. Drei, vier Detonationen zerrissen die Wandung, dann verging das Beiboot in einer Reihe donnernder Entladungen und in mehreren Feuerbällen. Das Feuer verschlang Hunderte großer Vögel. Die Sicherheitszellen krachten ein Dutzend Meter voneinander entfernt auf das Ende des Stegs und in ein geräumtes Zelt. Es regnete verschmorte Vogelkörper und glühende Trümmer, die in den Sumpf am Waldrand einschlugen und fauchenden Dampf aufwirbeln ließen. Dann segelten lautlos, wie herbstliches Laub, schwarze Fetzen und Flocken auf uns herunter.
    Noch immer wurden wir von der hypnotischen Woge der schieren Vernichtungs- und Angriffslust geschüttelt. Während rings um mich die Besatzungsangehörigen zusammenbrachen, auf die Knie fielen, sich gegenseitig angriffen und wild um sich schlugen, während sie schrien und fluchten, merkte ich, dass ich mich beherrschen konnte. Mithilfe des Logiksektors konnte ich zwar den Einfluss der Gefühlswellen nicht völlig abwehren, aber ich war weniger Zwängen unterworfen als meine Kameraden.
    In die künstliche Wut und den synthetischen Hass mischte sich Verzweiflung. Es wurde immer gefährlicher und aussichtsloser. Ich spürte keinen Wind, keinen Sturm, nur Regen; die Tropfen kamen von der Flüssigkeit in den schwankenden Kelchen in dreihundert Metern Höhe, die weit über die gezackten Blattränder spritzte und uns teilweise durchnässte.
    Ich war ratlos und sah mich um: Ich konnte der Mannschaft nicht helfen. Ich konnte nur warten, bis dieser grausige Spuk aufhörte. Aber er würde vielleicht noch Stunden dauern und uns alle umbringen,

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