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Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen

Titel: Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Trinkhalm hinein.
    »Du wirst tief und gut schlafen und dich wie neugeboren fühlen«, versprach sie und reichte ihm den Behälter. »Der Vorstoß zum Monolithen wird, vermute ich, sehr kraftraubend sein.«
    Santjun dachte an den programmierten Datenträger, den er sorgfältig versteckt hatte und sog einen tiefen Schluck aus dem Glaskolben. Die Mischung schmeckte wie ein malzhaltiges Aufbaugetränk. Er hatte zwar vor, Thalia Lacroix in Sicherheit zu wiegen, indem er vorgab, halbwegs wie im Wachkoma zu schlafen, aber dazu brauchte es nicht viel: Er war noch immer erschöpft. Sowohl die Folter als auch die Psi-Halluzinationen hatten ihn ausgelaugt, aber noch besaß er genügend Reserven, um planvoll handeln zu können.
    Er gähnte, schloss die Augen und sah, während er das Glasgefäß leer sog, dass ihn die Ärztin scharf beobachtete. Dieses Mal schien sie nicht mit ihm flirten und ihre körperlichen Reize ausspielen zu wollen. Es wurde ernst, sehr ernst, Risiko-Agent Santjun, sagte er sich. Und die Entscheidung stand kurz bevor.
    »Danke. Ein aparter Cocktail«, sagte er und gab ihr das leere Gefäß zurück. »Es wird ein Vergnügen sein, mit dir zusammen durch die schaurig-feuchten Gemäuer des Monolithen zu streifen.«
    Auch an Thalia Lacroix waren Ironie und Sarkasmus verschwendet. Wahrscheinlich reagierte sie nur auf Mariks Beschimpfungen und Ellenbogenstöße.
    Sie stand auf, stellte das Gefäß in den Spülrobot und antwortete ausweichend: »Es wird schwierig werden, Santjun. Ich habe keine Erfahrung mit solchen Expeditionen. Sie sind sicher voller Gefahren.« Sie wandte sich zum Schott und streckte die Hand zum Beleuchtungstaster aus. »Der Kommandant wird dich holen lassen, wenn der Einsatz anfängt. Ruhe wohl.«
    »Danke«, sagte Santjun und sah zu, wie sich hinter ihr das Schott schloss. Der höchste Grad von Thalias Vertraulichkeit war erreicht: Sie duzte ihn. Während der gesamten Zeit waren die Arbeiten am Schiff weitergegangen; die Geräusche bewiesen es. Santjun wartete, manipulierte wieder die Überwachungskamera mithilfe des chirurgischen Bestecks und dachte darüber nach, wie er reagieren würde, wenn ihn jemand jenseits des Schotts ertappte.
    Dessen Blenden glitten leise schleifend auseinander.
    Stille. Rote und bläuliche Notbeleuchtung. Aus der Tiefe des Schiffes kam ein ratterndes Surren. Santjun wusste, dass der Schiffskorridor, zumindest in diesem Abschnitt, nicht optisch überwacht wurde. Fünf, sechs Atemzüge später befand er sich wieder in dem Werkstatt-Laboratorium. Diesmal war das Terminal des zentralen Bordrechners sein Ziel.
    Er aktivierte das System, suchte einen Pfad zur Basisprogrammierung der Roboter, umging einige Sperren und Fallen und war kurz darauf in dem nur unzulänglich geschützten System. Jede Manipulation konnte von einem Fachmann schnell aufgedeckt werden. Würde Atlan an seiner Stelle anders handeln? Würde der Arkonide, dem er sich viel stärker verbunden fühlte als jedem anderen in der USO, eine intelligentere Version der Umprogrammierung wählen? Seine Finger huschten über die Tasten.
    Er wusste, dass er keine zweite Chance mehr haben würde. Santjun setzte seine Überlegungen und Fähigkeiten in ein Programm um, das er in den Routine-Diagnosestrom zwischen der Zentralpositronik der TRAUM und den Kampfrobotern einschleifte. Die sabotierten Subprogramme verschwanden im Datenaustausch. Die Gefahr, dass er als Urheber dieser Manipulation erkannt wurde, war gering. Vielleicht erreichte sein Subprogramm nicht jeden einzelnen Robot. Er verzichtete darauf, die Wirkung zu überprüfen, desaktivierte das Terminal und sprang auf. Am offenen Schott presste er sich gegen die Wand, lauschte und suchte den Korridor ab. Weder eine Wache noch ein Robot befand sich in seiner Nähe; er rannte zurück zur Medostation.
    Als das Schott aufglitt, sah er links hinten einen Schatten an der Korridorwand, der sich näherte. Mit einem Satz verschwand er im Raum, beseitigte mit fliegenden Fingern und rasendem Puls die Fehlschaltung der Überwachungskamera und lag, als sich das Schott von neuem summend öffnete, scheinbar schlafend unter der Decke. Er grinste innerlich; Atlan würde anerkennend nicken und etwas wie »Fast perfekt« murmeln.
    Die Schritte, die auf die Liege zukamen, waren Thalias Schritte. Sie blieb eine Minute lang im Dunklen neben ihm stehen, schien darauf zu warten, dass er aufwachte, und verließ dann ohne ein Wort die Medostation. Die kritische Zeitspanne zwischen

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