Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
möglicher Entdeckung und erfolgreicher Täuschung war nicht länger gewesen als fünf Sekunden. Santjuns Pulsschlag beruhigte sich nur langsam; er brauchte lange, um einzuschlafen.
Das letzte Tabu?
Die Nebelwolken des Traums kreißten, und wieder senkten sich Träume in die Köpfe und Herzen.
Die Verlorenen von Shakon’Ar arbeiteten mit wahrer Besessenheit und unter Ausnutzung aller Ressourcen an zwei Fronten. Ein Problem war die Verteidigung gegen die barbarischen Aggressoren, das zweite war geheim: Ein neuer Ansatz zur Rettung ihres Volkes, der gewaltigen geistigen Aufwand erforderte. Nicht nur geistige Anstrengungen, sondern auch technische Herausforderungen nie gekannter Art verbanden sich zu einer einmaligen Synthese. Es mangelte an willigen Arbeitskräften und gehorsamen Soldaten – aus Zellverbänden der »Verlorenen« wurden Wesen erschaffen, die den Bewohnern Shakon’Ars nicht glichen, aber den Bedarf deckten.
Es entstand in mühevoller Arbeit und bemerkenswerter Geschwindigkeit eine Anlage von riesigen Dimensionen. Hoffnung und Furcht ließen jedes gedankliche und wirkliche Tabu gegenstandslos werden. Eines fernen Tages, wenn die Kunstwesen überlebten, würden aus ihnen die Vorfahren einer degenerierten Sub-Unterschicht entstehen. Oder aber die Evolution nahm einen Weg, dessen Verlauf niemand erahnen konnte.
Die Invasoren ließen sich nicht zurückdrängen …
Der Krieg kam immer näher.
Die Heimatwelt wurde zu einer Zone der Verzweiflung. Der »Orbiter« intensivierte seine Kontakte zu den »Verlorenen«. Aber sie lehnten kategorisch jede Beteiligung an seinem Bündnis ab, das er bisweilen Armadans Koalition nannte. Das fremde Wesen war über diese Verweigerung zuerst beunruhigt, später warnte er die Verlorenen beschwörend davor, einen Schritt in eine Richtung zu tun, die nichts anderes verhieß als Gefahren und Niedergang.
Der verantwortliche Leiter des großen, geheimen Projekts ignorierte die Warnungen. Er wies die Annahme von Daten zurück, um nicht letzten Endes dem Orbiter gehorchen zu müssen oder vor dessen dringenden Warnungen zu erschrecken.
So kam es, dass der Verantwortliche nicht einmal ahnte, welcher Effekt den Einsatz der Anlage in der Zukunft würde verhindern können. Diese Möglichkeit wollte der »Orbiter« dem Verantwortlichen zeigen. Aber niemand glaubt den beschwörenden Warnungen, und wenn es jemand gegeben hätte, der nachdenklich geworden wäre, hätte man ihn als Verräter an der Sache abgetan.
Das Schicksal nahm unabänderlich seinen Lauf.
Die Zeremonie der Schlammer
Die Seitenwand eines der mittleren Körbe, die Asberfahn als »Compartments« bezeichnete, war heruntergeklappt worden und hing an Spannseilen und Flaschenzügen. Die Ladung des Compartments wurde von der Mannschaft des Luftschiffs an den Rändern gestapelt und auf andere Körbe verteilt. Misstrauisch inspizierte der epsalische Pilot die Träger im Flechtwerk und die Verbindungen und stellte fest, dass sie anscheinend aus einer Art Elfenbein bestanden. Kopfschüttelnd wandte er sich an den Chepteyn.
»Willst du mir ernsthaft weismachen, dass diese lächerlichen Spanten das Gewicht des Shifts aushalten?«
Asberfahn hatte zugleich mit der Krempe des Hutes die Brille hochgeklappt. Es sprach für seine konstruktive Intelligenz, dass er den Zusammenstoß »seiner« Technologie mit der unsrigen anscheinend mühelos überwunden hatte.
Er grinste breit und antwortete im Brustton der Überzeugung: »Das sind Knochen von Meeresriesen, die in unergründlicher Tiefe leben. Sie federn.« Er machte eine entsprechende Bewegung und genoss den Umstand, in Augenhöhe mit dem Epsaler reden zu können. »Wenn sie einmal ausgetrocknet sind, brechen sie so gut wie nie.«
»Glauben Sie’s ihm«, bemerkte Elks und kratzte sich hinter dem linken Ohr. »Sie sehen solide aus. Genauso wie der Schiffsführer.«
»Ist ja nicht mein Luftschiff, das ruiniert wird«, brummte Ramit Claudrin und nickte Iasana zu, die in der offenen Schleuse des Shifts wartete. »Versuchen Sie es, Leutnant. Die Mehrheit hat beschlossen, dass es gut geht.«
Asberfahn und ich warteten schweigend neben dem Compartment.
Iasana Weiland verschwand im Inneren des Shifts. Die Ketten ruckten an, das Fahrzeug drehte fast auf der Stelle und fuhr auf den großen, eckigen Korb zu, dessen schwach ausgebildeter Kiel eine Handbreit tief in den Sandboden eingesunken war. Aufgeregt sahen die »Luftkocher« dem Versuch zu. Kurz vor dem Rand der
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