Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
aufs Spiel zu setzen.
Der Angriff erfolgte plötzlich, aber nicht unerwartet.
Ein Schuss aus einem Schiffsgeschütz traf die GEWINN. Die intermittierende Energie des Thermostrahlers brandete gegen unsere Schutzschirme, flackerte knatternd und jaulend auseinander und erlosch. Es begann nach schmorendem Horn zu stinken. Ein harter Ruck ging durch das gesamte fragile Gefüge des Schiffes. Ich blickte in die Höhe und sah, wie sich ein Loch in der mittleren Blase vergrößerte. Die Ränder brannten nicht, aber sie schwelten; das Material löste sich weiß, braun und rauchend auf. Die GEWINN sackte tiefer und prallte schwer auf die nach außen gebogenen Trichterblätter. Eine zweite Schussfolge heulte dicht über die oberen Polrundungen der Ballons. Asberfahn und Eparhoon brüllten Befehle. Die Energie verlor sich mit weißen Kondensspuren in der Luft. Dann hörte der Beschuss auf. Wir waren so tief abgesunken, dass wir außerhalb der Waffenzielortung blieben.
Ein Dutzend Seruumi turnten schnell und geschickt in den Maschen des Netzes nach oben, das sich über die Kugel spannte. Sie trugen pralle lederne Wasserbehälter und löschten den Schwelbrand, den die entweichende heiße Luft immer wieder anfachte.
Die riesige Kugel bekam zunächst kleine, dann größere Falten. Dampf wallte auf, als die Glut im Heizkorb gelöscht wurde.
Ich wandte mich an Claudrin und rief: »Bringt den Shift zum Boden. Wir müssen das Gewicht verringern und das Schiff verlassen.«
»Verstanden. Keine Panik!«
Dreihundert Meter! , dachte ich verzweifelt.
Für uns Kampfanzugträger war es kein großes Problem. Das Team enterte den Shift, dessen Maschinen nach zwei Sekunden ansprangen. Wasser lief an der Ballonhülle entlang und tropfte auf unsere Köpfe. Die Seruumi entrollten einige Strickleitern, die aber nicht länger waren als dreißig Meter und etwa zur Mitte der Trichterblüte reichten. Eine ziemlich sinnlose Aktion, sagte ich mir. Inzwischen hatten die Roboter den benachbarten Trichter aufgeschnitten. Die Flüssigkeit des Teiches entleerte sich, die Blüte fiel zusammen wie ein großes Zelt und sackte in die Tiefe.
Wir konnten auf den Boden der Zwischenschicht hinuntersehen. Aber ich sah noch eine andere, ebenso aufregende Bewegung.
Ein Schlammer, ungewöhnlich groß und mit kräftigen Gliedmaßen, mit ebenso ungewöhnlich hellgelber Haut und dicker Schleimschicht darüber kletterte, wie mir schien, voller Angst vom Rand des Trichterkelchs hastig auf das Blütenwasser des nächsten Riesenkelches zu. Der Schlammer richtete sich auf und zögerte, schien mich anzustarren und kroch weiter.
Die ruhige Oberfläche des Teichs riss auf, die Blütengefäße pendelten aufgeregt und wichen von einem Mittelpunkt kreisförmig auseinander. Der Kopf und die Arme eines zweiten Schlammers tauchten aus der Flüssigkeit auf. Er griff nach dem anderen Individuum und krabbelte aus dem Trichter heraus. Ein drängender, zugleich ziehender Impuls traf mich, beeinflusste mich aber nicht. Der zweite Schlammer schien körperlich missgestaltet, sah ganz anders aus als sein Gegenüber.
Die USO-Mannschaft war mit der Evakuierung fast fertig. Die Roboter halfen, Frauen und Männer zu transportieren, die nur Kampfanzüge trugen. Der Shift war verschwunden; wahrscheinlich mit geringer Leistung durch das Loch auf die Zwischenschicht hinuntergeschwebt.
Einige Sekunden, nachdem der zweite Schlammer den anderen gepackt und auf die Flüssigkeit zu gezogen hatte, drang ein zweiter, gewaltiger Impuls auf mich ein. Ich blickte mich um: Die verbliebenen Spezialisten schienen schlagartig zu kollabieren. Mein Extrasinn und meine Mentalstabilisierung kämpften gegen den geistigen Schwall und verhinderten, dass mein Bewusstsein schwand. Während sowohl die Mannschaft der Seruumi, die einen zusammengefalteten Flicken aus Ballonmaterial in die Höhe schleppte, als auch meine Leute taumelten und zusammenbrachen, blieb ich aufrecht stehen und konnte beobachten, was um mich herum geschah.
Aber auch in meinem Verstand herrschte Chaos. Ich schwankte und registrierte, dass die Medoeinheit des Anzugs stabilisierende und kreislaufstützende Mittel in meine Venen injizierte.
Das neue Schlammer-Wesen zerrte mit erheblichem Kraftaufwand den ersten Schlammer zum Rand des Teiches und in die Flüssigkeit hinein.
Durch den lautlosen Wirrwarr bohrte sich abermals eine Art geistiger Gedankenkanal. Ich spürte, wie eine fremde Intelligenz den Kontakt mit mir suchte. Beide Wesen
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