Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
sich leise berieten. Noch nie in seinem Leben hatte er sich dermaßen zerschlagen gefühlt wie gerade jetzt.
Im Kampf mit den Quallenwesen hatte er zwar funktioniert wie früher. Wie ein Uhrwerk, auf das man sich verlassen konnte. Doch davor und danach hatte er in der Hölle diniert.
Zuerst die plötzliche Qual, während der er eine lange Minute davon ausgegangen war, dass er nun endgültig sterben würde. Darauf folgten die völlige Entkräftung und das zerstörerische Wissen, dass er wirklich nichts anderes mehr tun konnte als zu sterben.
Atlan trat an ihn heran.
»Ramit Claudrin und Calipher-SIM werden mich begleiten. Sie und der Rest bleiben vorerst hier, bis wir wissen, wie die aktuelle Lage aussieht.« auf der wilden Flucht vor den Quallenwesen war plötzlich Santorins Flugaggregat ausgefallen. Fast ungebremst war der Mann auf den harten Untergrund gestürzt. Man konnte im Nachhinein von Glück sprechen, dass er sich außer mehreren Quetschungen und zwei angeknacksten Rippen keine ernsthaften Verletzungen zugezogen hatte.
Da sie die Quallen inzwischen abgehängt hatten, hatten sie es sich leisten können, eine Pause einzulegen. Nach zehn Minuten und gründlich durchgecheckten Anzugsfunktionen hatten sie dann unter Calipher-SIMS Führung ihren Weg fortgesetzt. Bis sie plötzlich auf mehrere Baracken gestoßen waren, die in einer Senke standen. Auf den ersten Blick hatten sie verlassen ausgesehen, doch Atlan wollte kein Risiko eingehen und die Gebäude mit einem kleinen Trupp erkunden.
Santjun sah in Atlans konzentriert wirkendes Gesicht. Dass sie kurze Zeit davor durch die Quallenwesen in höchster Lebensgefahr geschwebt hatten, schien schon verarbeitet und vergessen zu sein.
Gewiss – Santjun war ausgebildeter Risiko-Spezialist der USO. Sein Training hatte mehrere Jahre gedauert und ihn immer wieder an die eigenen Grenzen und auch darüber hinaus geführt. Im Einsatz konnte er sich innerhalb kürzester Zeit auf eine neue Situation einstellen – ungeachtet dessen, wie lebensbedrohend oder emotionell belastend die vorangehenden Ereignisse gewesen sein mochten.
Doch nun war etwas geschehen. Atlans Zellaktivator saugte Santjuns Vitalenergie ab, um seinen Träger zu nähren. Dadurch waren er und Atlan auf Gedeih und Verderb aneinander gekettet. Perverserweise nützte es nichts, wenn er sich von Atlan und dessen Aktivator entfernte. Je größer der Abstand zu ihnen wurde, desto schneller floss die Lebensenergie aus ihm heraus. So geschehen vor …
Wann war es? , fragte er sich müde und verwirrt. Vor Tagen, vielleicht nur Stunden, oder schon Wochen?
Der schier endlose Übergang durch das Transportsystem der Monolithen hatte ihm mehr zugesetzt, als er sich eingestehen wollte.
Neben der körperlichen Verausgabung hatte auch sein Zeitgefühl gelitten. Oder besser gesagt: Er hatte es gänzlich eingebüßt.
Sein Zustand hatte sich mit der Zeit etwas gebessert, doch nach dem Beinahe-Kollaps und auch jetzt beim Ausruhen stürzte plötzlich alles auf ihn ein. Er litt körperlich und geistig.
Santjun wünschte sich, dass dieser abgeklärt-entschlossene Ausdruck, den er in Atlans Gesicht las, auch in dem seinen stehen würde.
»Major?« Atlan ging in die Hocke und sah ihn prüfend an. »Sie sterben mir doch nicht weg?«
»Fragen Sie das in eigenem Interesse?«, gab Santjun mühevoll zurück. Es hätte ein Scherz sein sollen, doch er missriet ihm bravourös.
Atlan lächelte trotzdem. »Selbstverständlich. Ohne Sie bin ich aufgeschmissen.«
Santjun brachte nicht die Kraft auf zurückzulächeln. »Keine Sorge, Sir. Ich beiße mich durch.«
»Gut so, Major. Sobald wir die Gelegenheit haben, werde ich ein kleines Experiment starten, das Ihnen – wie ich hoffe – Linderung verschaffen wird.«
Santjun nickte fahrig. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen, und selbst wenn es gewusst hätte, hätte ihm die Kraft gefehlt.
Atlan erhob sich, zog seinen Kombistrahler und nahm routiniert die Funktionskontrolle vor. Dann trat er zu Claudrin und Calipher-SIM und sprach sich nochmals mit ihnen ab. Von einer Sekunde auf die andere verschwanden sie. Sie hatten die Deflektoren eingeschaltet.
Santjun versuchte ruhig zu atmen. Mittlerweile war es dunkel geworden auf dieser fremden Welt. Eine metallische Kälte breitete sich in seinen Gliedern aus. Ein Blick auf seine Biowerte im Helmdisplay verriet ihm, dass seine Körpertemperatur auf 35 Grad Celsius abgesackt war.
»Mehr … Wärme!«, flüsterte er.
»Die
Weitere Kostenlose Bücher