Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Temperatur beträgt 25 Grad Celsius«, formulierte das Sprach-Interface des Anzugs. »Eine weitere Erhöhung muss bestätigt werden.«
Santjun seufzte müde. »Bestätigung erteilt. Erhöhung auf 38 Grad. Zusätzliche medizinische Unterstützung wird benötigt.«
Umgehend fühlte er einen Einstich an seiner Halsschlagader. Auf dem Display zeigte ihm die Medoeinheit den Inhalt der verabreichten Injektion an. Eine Mischung aus Vitaminen, Hormonen und Enzymen. Kurz verschwammen die Zeichen auf dem Display vor seinen Augen. Dann fühlte er ein leises Prickeln, das zuerst im Kopf, dann im restlichen Körper auftrat.
Kälte und Müdigkeit zogen sich spürbar aus seinen Gliedern zurück, während diese allmählich taub wurden.
Er schloss die Augen.
Verwirrt blickte er auf Atlans Gesicht. Lichtquellen in der Helminnenseite beleuchteten es gleichmäßig. Der Rest der Welt war in Schwärze getaucht.
»Sie sind doch …«, murmelte er verständnislos.
»Sie haben geschlafen«, antwortete Atlan sachlich. »Wie fühlen Sie sich?«
Santjun räusperte sich und nickte dann. »Einigermaßen.«
»Die Baracken sind ausnahmslos verlassen«, erzählte Atlan. »Wir haben Hinweise gefunden, die darauf schließen lassen, dass sich bis vor kurzem Akonen darin aufgehalten haben.«
Santjun erhob sich umständlich. Atlan griff zu und stützte ihn, bis der Terraner seinen Antigrav eingeschaltet hatte und einigermaßen sicher stand.
»Es handelt sich um Experimentallabors und einfache Unterkünfte. Die verwendete Technologie ist mehrheitlich ziemlich veraltet«, fuhr Atlan fort. »Da wir in der Umgebung der Baracken keine Spuren gefunden haben, die auf schwere Raumfahrzeuge hinweisen, gehen wir davon aus, dass die Labors von planetaren Gruppierungen betrieben werden. Es würde mich deshalb nicht verwundern, wenn sich die ›Einheimischen‹ als Akonenabkömmlinge herausstellen sollten.«
Atlans Gesicht verschwand im Schwarz der Umgebung, als die Lichtquellen erloschen. Santjun stellte mittels Sprachbefehl seine Optik auf Restlichtverstärkung um und folgte Atlan, der zu den anderen ging.
Der USO-Spezialist horchte in sich hinein. Der kurze Schlaf schien ihm gut getan zu haben. Er konnte sich wieder einigermaßen selbstständig bewegen. Doch das war auch schon alles. Die Spuren des körperlichen Zerfalls begleiteten ihn auf Schritt und Tritt. Jede Zelle seines Körpers schmerzte, jede Bewegung benötigte unendlich viel Kraft. Und da war eine flüsternde Stimme in seinem Kopf. Sie kicherte irre und erzählte ihm, dass er bald sterben würde.
Santjun hasste diesen Zustand des Ausgeliefertseins.
Er, der es von Kindesbeinen an gewohnt war, in Gruppen die Initiative zu übernehmen und von den anderen als Anführer und Vorbild angesehen zu werden. Er verlor die Herrschaft über seinen eigenen Körper und konnte nichts dagegen tun.
Die anderen waren mit ihrer Ausrüstung beschäftigt, als Santjun zu der Gruppe trat. Außer Naileth Simmers. Die Gäa-Geborene blickte ihn aufmerksam an. In ihren Augen stand – wenn er dies in der Restlichtaufbereitung richtig interpretierte – ein Ausdruck von Sorge und warmer Anteilnahme.
Santjun nickte ihr bedächtig zu.
Aus dem Nichts manifestierte sich plötzlich der Wunsch, Naileths Körperwärme zu spüren. Sie zu umarmen, vielleicht den Duft ihrer Haare zu riechen.
Stattdessen steckte er in diesem ultramodernen Körperpanzer und drohte langsam zu verrecken.
»Calipher-SIM erweist sich immer mehr als ein Meister der Dechiffrierung und des Knackens von Zugangskodes«, sagte Atlan in diesem Moment. »Er konnte uns problemlos Zugang zu allen Räumlichkeiten verschaffen. Die Baracken sind bis auf eine allesamt mit Luftschleusen versehen und die Räumlichkeiten mit genügend Luftvorräten und Wasser ausgestattet. Wir werden uns deshalb hier mit allem Nötigen versorgen, bevor wir weiterziehen. Daneben will ich so schnell wie möglich herausfinden, wo wir uns genau befinden. Suchen Sie nach Logbüchern, Karten, Dokumentationen und so weiter.«
»Werden wir hier auch übernachten, Sir?«, fragte Amelia Marcos.
»Nein«, sagte Atlan hart. »Wir sind erst etwa fünfzig Kilometer vom Monolithen entfernt. Das reicht noch bei weitem nicht. Seien Sie sich im Klaren darüber, dass Ihre Körper durch die Medoeinheiten kontinuierlich mit Aufputschmittel versorgt werden. Die Müdigkeit, die wir alle verspüren, ist nur die Spitze des Eisberges. Die Zellen unserer Körper werden durch den Einfluss des
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