Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
verschiedene Richtungen und drehten sich dabei, als ob sie nach etwas Ausschau halten würden.
»Calipher-SIM«, sagte ich mit unterdrückter Stimme. »Siehst du, was wir alle sehen? Verlorene?«
»O ja«, kam es über Funk zurück. »Jedoch empfange ich diese Informationen nur über die optischen Sensoren. Für die Orter befindet sich vor uns in einer Blase von fünfzig Meter Durchmesser das absolute Nichts.«
In deiner Nähe wird sogar ein Roboter zum Poeten , wisperte der Extrasinn hämisch.
Du kannst dir also auch nicht erklären, was gerade geschieht und woher die Bilder stammen , sagte ich kalt.
Dass es mit den gestörten hyperphysikalischen Verhältnissen zu tun hat, weißt du und erklärt sich von selbst , gab mein anderes Ich zurück. Mir stellt sich jedoch nicht die Frage, von wo die Bilder stammen, sondern von wann.
»Oberleutnant Marcos«, sagte ich zu der Frau, die ein paar Schritte vor mir stand. In ihrer Nähe hatte sich einer der Kampfroboter positioniert. »Übergeben Sie Ihr Analysegerät für eine hypermetrische Datierung dem GLADIATOR und lassen Sie ihn vorsichtig auf die Szenerie zugehen!«
»Verstanden, Sir!«
Sie nestelte einhändig an ihrem Rückentornister, zog das gesuchte Instrument hervor und reichte es dem Roboter. Dessen sensible Finger umschlossen das Gerät, und er stapfte – nach ein paar kurzen und präzisen Befehlen der Frau – auf die Nebelwesen zu.
Ich blinzelte überrascht, als sich die Szene vor unseren Augen plötzlich veränderte. Über Funk hörte ich die erschrockenen Stimmen der anderen. Auf dem Feld waren zwischen den Verlorenen mehrere Humanoide erschienen. Sie steckten in klobigen Kampfanzügen und marschierten quer durch den Schauplatz. Ihre langen Strahlergewehre hielten sie in Hüfthöhe; jederzeit bereit, sie zum Einsatz zu bringen.
Santjun stieß einen kehligen Laut aus und hob seinen schweren Kombistrahler.
»Was machen Sie da, Major?«, intervenierte ich scharf. »Stecken Sie sofort die Waffe wieder ein!«
»Antistide Bolaire«, kam es von Calipher-SIM.
»Nicht verstanden, bitte wiederholen«, gab ich zurück.
»Meiner Treu«, rief der Roboter. »Das Gesicht des dritten Mannes stimmt überein mit dem Brigadegeneral Antistide Bolaire aus meiner Datenbank.«
»Lemurer!«, stellte ich fest.
»Korrekt.«
»Sir!«, kam Amelia Marcos' Stimme über den Helmfunk. »Der GLADIATOR meldet schwere Unregelmäßigkeiten. Obwohl er noch zwanzig Meter vor den Projektionen entfernt ist, stellt er bei der Bestimmung des Alters dieser Wesen starke Schwankungen fest. Irgendetwas stimmt hier nicht!«
»Danke, Miss Marcos«, sagte ich. »Genau das wollte ich hören. Holen Sie ihn sofort zurück! Atlan an alle: Wir haben es mit sich überlagernden temporalen Projektionen zu tun. Wir werden …«
Santjun schrie auf und rannte los. Torben Santorin, der vor ihm gestanden hatte, wurde überrascht. Santjuns rechte Schulter traf ihn an der Seite. Der schlanke Terraner ging zu Boden, und Santjun lief brüllend in Richtung der Projektionen.
Einen wütenden Fluch ausstoßend nahm ich die Verfolgung auf. Mehrere Male befahl ich ihm anzuhalten, doch der Risiko-Spezialist gehorchte nicht. Er musste zweifelsohne alle Reserven mobilisieren, um diesen Kraftakt durchzuführen. Ich überhörte die eindringlichen Warnungen meines Extrasinns, mich den temporalen Projektionen noch weiter zu nähern, und beschleunigte, soweit es ging.
Nach etwa sechzig Metern hatte ich Santjun endlich eingeholt. Ein kräftiger Stoß in den Rücken ließ ihn das Gleichgewicht verlieren und stürzen. Er überschlug sich und blieb auf dem Rücken liegen.
»Kommen Sie zu sich, Mann!«, fuhr ich ihn an, während ich mich keuchend über ihn beugte.
Vorsicht, Atlan! , sagte der Extrasinn.
Seine Warnung kam zu spät. Blitzschnell trat Santjun zu und brachte mich zu Fall. Noch während ich stürzte, schoss der USO-Spezialist schon wieder in die Höhe, und sein Bein traf mich erneut. Trotz des Schutzanzuges raste ein glühender Schmerz durch meine rechte Körperseite. Santjun hatte die Leber getroffen.
Ich rollte mich stöhnend ab und kam sofort wieder auf die Beine. Fließend nahm ich eine Dagor-Abwehrhaltung ein. Santjun hatte sich jedoch schon wieder umgewandt und rannte in wilder Hast auf die Projektionen zu.
Nimm endlich den Strahler und paralysiere ihn! , wisperte der Extrasinn. Alles andere ist Zeitverschwendung.
Ich zog die Waffe und stellte sie während des Hochreißens auf Paralyse. Im gleichen
Weitere Kostenlose Bücher