Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
ein Zaubertrick, schloss sich die Öffnung sogleich wieder.
Schwer atmend stand Onjar Marik an der Scheibe und fixierte den kleingewachsenen Akonen.
»Was soll das?«
»Dein Halsband. Es schützt gleichzeitig dich und unseren Gebieter.«
»Was meinst du mit unseren Gebieter ?«, grollte Marik. »Er ist nicht mein Gebieter.«
»Du bist sein Gefangener«, sagte der Graugekleidete trocken. »Er gebietet über dich. Magor ist unser Gebieter.«
Marik ballte wütend die Hände, zählte im Stillen bis fünf. Dann bückte er sich nach dem schwarz glänzenden Band und legte es sich um seinen Hals. Das Band rollte sich zusammen, die beiden Enden verschmolzen miteinander. Als Marik mit den Fingerkuppen darüber fuhr, konnte er schon keinen Übergang mehr feststellen.
»Es ist zu eng!«
»Das muss so sein, damit du keinen Finger darunter stecken kannst. Du würdest dich nur unnötig verletzen.«
Der Akone zückte einen kleinen Handstrahler und berührte eine andere Schaltfläche. Wahrscheinlich wurde seine Hand analysiert, auf jeden Fall dauerte es ganze zwei Sekunden, bis sich ein Teil der Glaswand auflöste.
»Das Halsband schaltet dich innerhalb einer halben Sekunde aus, wenn du einen Angriff oder einen Fluchtversuch wagen solltest«, informierte ihn der Akone im Plauderton.
Marik biss die kräftigen Kiefer aufeinander und schwieg. Weshalb sollte er sich mit einem Lakaien herumschlagen? Sobald er mit diesem Magor sprechen konnte, würde er sich über seine aktuelle Lage klarer werden. Das war jetzt das Wichtigste.
Er ging voraus und folgte den Richtungsanweisungen des kleinen Akonen. Sie durchschritten einen langen, kahlen Gang. Die Wände bestanden aus unverkleidetem Fels. Lange Leuchtstoffröhren warfen ein scharfes Licht, das in Mariks Augen brannte. In der Zelle hatte zuvor nur weiches Dämmerlicht geherrscht.
Der Gang führte zu zwei mechanischen Aufzügen. Der Akone dirigierte Marik in den linken: eine runde Kammer von zwei Metern Durchmesser. Dann drückte er auf eine Taste, ohne aber selbst zuzusteigen. Bevor sich die Tür schloss, sagte der Akone gelassen: »Und denk daran, keine Dummheiten!«
Marik fluchte, als sich die Kammer in Bewegung setzte. Den Andruckkräften zufolge war er mit beachtlichem Tempo unterwegs. Er betrachtete die Tastenleiste, die mit akonischen Ziffern versehen war.
Der Wunsch, einfach mal auf alle Knöpfe zu hämmern, wurde übermächtig, doch Marik beherrschte sich. Ihm war bewusst, dass man ihn testen wollte und nur deshalb hatte alleine fahren lassen. Oder hatte der kleine Akone Angst davor gehabt, mit Marik in der engen Kammer zu stehen?
Beherrsche dich , dachte Marik. Dann beherrschst du die Situation.
Der Aufzug hielt an. Nach einer halben Ewigkeit öffnete sich die Tür, und der kleine Akone stand da, verschmitzt lächelnd, den Strahler unverwandt erhoben.
»Netter Trick«, knurrte Marik.
»Komm raus!«
Marik tat, wie ihm geheißen, und fand sich in einem riesigen, kreisrunden Saal wieder. In der Mitte stand ein Turm von Terminals mit flimmernden Bildschirmen. Rund um den Saal erstreckte sich ein Panoramafenster, das eine diffuse graue Außenwelt zeigte.
Ein mit viel Tand behängter Stuhl schwebte herbei. Darauf saß eine Gestalt, die in edel aussehende, purpurfarbene Tücher gehüllt war. Vor dem oberen Teil des Gesichts war ein schwarzes Feld projiziert, das wohl die Augen verdecken sollte.
Marik musste unwillkürlich grinsen.
Die Gestalt – das Männchen – maß gerade einmal einen Meter und war damit nochmals einen Kopf kleiner als der Wicht, der ihn abgeholt hatte. Ein lächerliches Käppchen saß auf seinem Schädel, unter dem ungeordnete schwarze Haare hervorstanden.
»Ein Akonenzwerg hält mich gefangen!«, brüllte er und lachte schallend.
Der dünnlippige Mund des Herrschers verzog sich wütend. Seine linke Hand hieb auf die Lehne, und ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte den Silberherrn. Er merkte noch, wie er zusammenbrach, doch den Aufprall spürte er nicht mehr.
Magor
Magor schaltete die Reizüberflutung durch das Tamasoori-Halsband aus und wartete mit eiserner Geduld, bis der Gefangene wieder zu sich kam.
Finster blickte der Herrscher auf die Gestalt, die verkrampft vor ihm auf dem Boden lag. Dieser Onjar Marik war ihm nicht nur auf den ersten Blick unsympathisch, sondern er ekelte sich geradezu vor ihm. Der Silberherr, wie er sich selbst bezeichnet hatte, besaß alles, was Magor zutiefst verabscheute.
»Du bist hässlich
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