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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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kleiner, eckiger. Die Augen traten weit hervor und ermöglichten so höchstwahrscheinlich einen erstaunlich weiten Blickwinkel. Das Fell war kurz und drahtig, die Bäuche ausnahmslos stark ausgeprägt und meist asymmetrisch geformt. Wie es aussah, trugen diese Ratten in Beuteln ihre Jungtiere, Proviant oder irgendwelche erbeuteten Gegenstände mit sich.
    Ich war mir nicht sicher, ob es sich um mutierte terranische Tiere oder eine ihrer außerirdischen Äquivalente handelte. Es stand für mich jedoch außer Frage, dass die Nager galaktische Nomaden waren. Eine Welt wie Shenzen brachte vielleicht blaue Würmer, aber bestimmt keine Säugetiere wie diese Ratten hervor.
    »Die Überlebenskünstler der Galaxis«, raunte ich.
    »Sie werden sich doch wohl nicht vor diesen kleinen Biestern fürchten, Lordadmiral?«, fragte Naileth Simmers belustigt. Ihre leicht zitternde Stimme verriet mir jedoch, dass es auch ihr nicht ganz geheuer war.
    »Fürchten nicht«, sagte ich ernst. »Aber der Gedanke an Berge von brennenden Pesttoten berührt mich nach eineinhalb Jahrtausenden immer noch. Die Ratte ist damals gleichzeitig Träger und Symbol der Plage gewesen. Dabei haben die Menschen übersehen, dass nicht die Bisse ihrer hungrigen gelben Zähne die Krankheit weitergetragen haben, sondern die Flöhe der toten Tiere dafür verantwortlich gewesen sind. Sie haben der Welt den Schwarzen Tod gebracht.«
    Du willst ihr jetzt aber nicht eines deiner berühmten Zeitabenteuer erzählen? , fragte der Extrasinn scharf.
    »Danke für diese Ausführungen, Sir!«, sagte Naileth Simmers. »Ich werde es nachschlagen, wenn ich das nächste Mal Urlaub mache.«
    Ich lächelte und konzentrierte mich auf die Umgebung. Im Gegensatz zu den Wänden war die Decke mit armlangen Granitblöcken gemauert worden. Ab und zu öffnete sich an der linken oder der rechten Wand eine Klappe und ein Schwall Abwasser schoss hervor. Meist kam auch noch irgendwelcher Abfall mit, auf den sich die Ratten gierig quietschend stürzten.
    Wir flogen schweigend durch die dunkle Welt der zivilisatorischen Gedärme. Santjun atmete viel zu flach und zu schnell. Puls und Blutdruck sanken auf beunruhigende Werte. Die Medoeinheit sandte Notsignale. Sie vermochte den Körper nicht mehr zu versorgen.
    Plötzlich hielt Calipher-SIM inne.
    »Nun wird es schwierig, Erhabener! Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir folgen diesem Tunnel bis zum zentralen Punkt, oder wir nehmen einen der Seitengänge.«
    »Weshalb musst du dies mit uns absprechen, Calipher-SIM?«, fragte ich. »Welcher Weg ist kürzer?«
    »Der Quergang«, sagte die künstliche Stimme des Roboters. »Ich habe jedoch zu wenig Informationen, um evaluieren zu können, ob es für Euch ein Problem darstellt, diesen zu benutzen.«
    »Weshalb?«, fragte Major Simmers leicht gereizt.
    »Der Quergang befindet sich zwei Meter unter uns. Wir müssen durch das verunreinigte Wasser.«
    »Das stellt kein Problem dar«, sagte ich. »Major?«
    »Für mich ebenfalls nicht«, kam es von Naileth Simmers.
    »Du hast es gehört, Calipher-SIM.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, versank der Roboter in der Kloake.
    »Major«, befahl ich, »Sie achten auf die Umgebung. Ich folge Ihnen mit Santjun.«
    »Aye, Sir!« Naileth versank ebenfalls.
    Ich polte den Antigrav unserer Anzüge auf 1,2 Gravos um, damit wir gegen den Auftrieb unserer Anzüge überhaupt untertauchen konnten. Santjuns Hüfte mit beiden Händen umfassend, versank ich mit ihm. Die Helmscheinwerfer der Raumschiffkommandantin waren stark genug, dass ich sie auch durch die Brühe noch sehen konnte, durch die wir trieben.
    »Der Quergang ist drei Meter breit und einen Meter hoch«, berichtete Simmers über Funk. »Er …« Sie stieß einen erstickten Schrei aus.
    »Was ist?«, fragte ich alarmiert zurück.
    »Leichenteile, Sir« Ihre Stimme zitterte merklich, doch dann hatte sie sich schon wieder gefangen. »Keine Gefahr, Sir. Bin nur kurz erschrocken.«
    »Verstanden, Major.«
    Meine Scheinwerfer erfassten eine abgetrennte, käsige Hand. Kurz darauf ein Gesicht, grauenvoll entstellt. Ein Auge stierte mich blicklos an, vom anderen war nur die klaffende Höhle übrig geblieben. Durch Naileth Simmers' Information war ich auf den Anblick vorbereitet gewesen. Der Magen zog sich dennoch unangenehm zusammen.
    Ruhig, Arkonide , sagte mein Extrasinn ohne Spott. Das haben wir alles schon einmal erlebt.
    Ich atmete tief durch und konzentrierte mich darauf, mit Santjun Major Simmers'

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