Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
ausgesprochen kleinen Nase trat ein Zug des Entsetzens.
»Bei allen homöopathischen Quacksalbern«, spie der Ara aus. »Sie stinken erbärmlich!«
Atlan
Naileth Simmers stand mit verschränkten Armen vor der niedrigen Tür, als ob sie dem Mediziner damit zu verstehen geben wollte, dass er aus dieser Situation nicht so einfach entkommen konnte. Dabei folgten ihre Augen jeder seiner Handbewegungen.
Es war offensichtlich, dass die ausgebildete Ärztin Asphimin nicht traute und sofort einschreiten würde, sobald sie den Eindruck gewann, dass Santjuns Leben durch die Behandlung zusätzlich gefährdet würde.
Ganz grundlos schienen mir ihre Befürchtungen nicht zu sein. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich den Ara nur als schrullig oder schon als ein wenig verrückt einordnen sollte. Ruhig zielte ich mit dem entsicherten Strahler an Naileth Simmers vorbei und sah dabei dem Galaktischen Mediziner ebenfalls bei seiner nicht ganz freiwilligen Arbeit zu.
Asphimin rannte gehetzt im Zimmer umher, holte irgendwelche Instrumente, kontrollierte die zahlreichen Infusionen … und wollte nicht mehr aufhören zu plappern. Auch wenn er damit nur seinen Stress abbauen wollte, ging er mir gehörig auf die Nerven.
Der Ara war bei meinem Auftauchen offenbar davon ausgegangen, einen Auftragskiller vor sich zu haben. Wirklich nervös war er erst geworden, als ich ihm zu verstehen gegeben hatte, dass ich von außerhalb kam und seine Hilfe benötigte. Besonders »von außerhalb« schien in seiner Begriffswelt nicht zu existieren. Eigenartigerweise beunruhigte ihn dies nun offenbar mehr, als wenn ich ihn tatsächlich hätte ermorden wollen. Ständig murmelte er von den Maluspunkten, die er nun riskiere, und meinte, er wolle doch nicht schon wieder umziehen und sich lieber in einem medizinischen Selbstversuch opfern, als noch eine Krocht weiter nach außen zu rutschen.
Allmählich formte sich in meinem Kopf ein schwammiges Bild von den Zuständen in Magoria, das ich gerne noch ein wenig geschärft hätte. Doch ich wollte den Mann arbeiten lassen und ihn nicht mit Fragen löchern, während Santjuns Leben buchstäblich in seinen Händen lag.
Der Risiko-Spezialist der USO lag völlig nackt auf dem Behandlungstisch. Auf seinem linken Bizeps haftete die silberfarbene Brosche, von der er uns erzählt hatte. Von ihr gingen silberfarbene, sternförmig verästelte Hautverfärbungen aus. Die restliche Haut besaß einen deutlichen Gelbstich. Offenbar hatte Santjuns Leber ihre Funktion bereits teilweise eingestellt.
Die Bauchdecke hob und senkte sich in einem schnellen Rhythmus, der häufig ins Stocken geriet. Über den Kopf des Mannes von Passa hatte der Mediziner ein metallenes Netz gestülpt, an den Armen und in der Halsvene steckten die Infusionen. Asphimins Interesse war aber hauptsächlich auf die inneren Organe konzentriert. Herz, Lunge, Magen, Leber, Nieren – der Ara widmete sich diesen Stellen des Körpers in einer immer schneller und hektischer werdenden Arbeitsweise.
Er tastete sie ab, nahm mit seinen zahllosen Instrumenten Messungen vor, dann warf er sich förmlich wieder vor das Terminal mit dem kleinen Bildschirm, mit zitternden Fingern, der Blick fahrig umherirrend. Immer häufiger stieß der dürre Mann Flüche aus.
»Wie sieht es aus, Doktor?«, fragte Naileth Simmers scharf, die Asphimins Gebaren offenbar ebenso nervös machte wie mich selbst.
»Nicht gut – gar nicht gut!«, stieß der Ara weinerlich aus. »Der Körper gerät völlig aus dem Gleichgewicht, ein umfassendes Organversagen steht kurz bevor. Ich kontrolliere den Herzschlag, das Immunsystem, die Botenstoffe, die Hormone, die Gehirnströme … Und egal, was ich versuche – etwas scheint gegen mich zu arbeiten!«
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Er spricht von …
»… der Vitalenergiekopplung, ich weiß!«, gab ich verärgert zurück.
»Wie bitte?«, fragte Major Simmers.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich dem Extrasinn laut geantwortet hatte und nicht nur in Gedanken.
»Mein Extrasinn und ich haben die Theorie entwickelt, dass Santjun und ich …«
»Sie können schon mal Ihren Strahler entsichern und auf mich richten, Arkonide«, unterbrach uns Asphimin, der unser Gespräch nicht mitbekommen hatte. Mit fliegenden Fingern zog er eine Spritze auf und rammte sie Santjun direkt in das Herz. Sein langer kahler Schädel drehte sich ruckartig zum Bildschirm, dann schien plötzlich alle Spannung aus seinem langen hageren Körper zu entweichen.
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