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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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gesenktem Kopf ging Santjun durch die spärlich bevölkerte Straße. Offenbar hielt man sich nur in der Nähe des Postens auf, wenn es nicht zu vermeiden war.
    Die Tür war geschlossen. Ohne zu zögern, drückte Santjun auf die einzige Taste eines Kom-Feldes, das neben der Tür angebracht war. Nach zwei Sekunden knackte es und eine weibliche Stimme sagte: »Name und Begehr?«
    »Rahin Ta«, sagte Santjun. »Ich habe meinen Auftrag erledigt.«
    »Gut. Komm rein.«
    Die Tür schwang nach innen, und Santjun trat ein. Sofort schloss sich die Tür wieder, ein grelles, elektrisches Licht flammte auf. Er stand in einem etwa zehn Meter langen Gang, der nur wenig höher war als er selbst und zu einer Treppe führte. Links und rechts sah er je zwei geschlossene Türen. Ein schwarzer Zylinder, der an der Decke befestigt war, barg wohl die Überwachungsoptiken.
    Santjun zwang sich zur Ruhe. Die Angelegenheit entwickelte sich gar nicht günstig. Hätte er wissen müssen, wo er erwartet wurde? Mit den vier Türen und der Treppe ergaben sich eindeutig zu viele Varianten, um einfach einmal das Glück zu erzwingen und sich wahllos für eine Möglichkeit zu entscheiden.
    Er entschied sich, stehen zu bleiben und abzuwarten.
    Eine Minute lang geschah nichts, dann öffnete sich die Tür gleich rechts neben ihm.
    Ein Akone mit schwammigem Gesicht und blauschwarzen Haaren blickte ihn wütend an.
    »Was soll das? Weshalb stehst du hier draußen herum wie ein Zoglate?«
    »Verzeiht, Herr!«, bemühte sich Santjun eifrig zu sagen und senkte den Kopf. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf.
    Es war ein Hochrisiko-Spiel, das er einging, wenn er sich ohne jegliches Wissen, wie er zu handeln und zu sprechen hatte, direkt in die Höhle des Löwen begab. Normalerweise hätte er sich auf eine vergleichbare Aktion tage- oder sogar wochenlang vorbereitet.
    Der Akone trat zur Seite. »Rein mit dir!«, befahl er schroff.
    Santjun kam der Aufforderung nach.
    Der Raum vermittelte einen überraschend wohnlichen Eindruck. Mehrere Lichtquellen warfen ein angenehm warmes Licht. Auf dem Boden und an den Wänden leuchteten farbenfrohe Teppiche und eine Sofa-Ecke lud zum Verweilen ein. Von der Decke hingen mehrere dampfende Schalen, die einen süßlich-schweren, aber nicht unangenehmen Duft verbreiteten.
    Zu Santjuns linker Seite stand ein koffergroßer, mattschwarzer Behälter und ein Tisch, an dem eine Frau saß. Ihre akonischen Wurzeln waren unübersehbar, doch Santjun nahm an, dass ebenso Terraner und Arkoniden zu ihrer Ahnenreihe gehörten.
    Sie schob den Teller mit köstlich duftendem Synthofleisch zur Seite und erhob sich. Ihre Lippen glänzten ölig. Die Akonin war mit ihrem groben Gesicht, der unreinen Haut und der viel zu großen und viel zu schiefen Nase keine Schönheit, doch sie strahlte Selbstbewusstsein und Tatkraft aus.
    »Überprüf ihn!«, befahl sie, ohne ihren Blick von Santjun zu nehmen.
    Der Mann von Passa spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Sein Körper schüttete nach uraltem Programm Adrenalin aus. Er musste den Fluchtimpuls jedoch unter Kontrolle behalten und unter allen Umständen ruhig bleiben. Auf früheren Einsätzen war dies nie ein Problem gewesen, doch nun fühlte er sich mehr und mehr als ein Spielball eines viel größeren Matchs, das er nur bedingt beeinflussen konnte. Die Monolithen bestimmten über ihn, Atlan, die Vitalenergiekopplung und nun auch – wie er sich eingestehen musste – das Silbermetall, das langsam in seinen Körper hineinwucherte.
    Der Akone war einen halben Kopf kleiner als Santjun. Er trug keines der hier üblichen Wickelgewänder, sondern eine schlichte graue Uniform mit schwarzen Knöpfen und Stehkragen.
    »Nummer?«
    Santjun hatte keine Ahnung, welche Nummer der Mann von ihm hören wollte. Er hätte Rahin Ta konsequenter ausquetschen sollen. Doch dafür war es nun zu spät. Er musste sich anders zu helfen wissen.
    Langsam schwenkte er undeutlich stöhnend den Kopf.
    Der Akone trat nahe an ihn heran und kniff misstrauisch die Augen zusammen, während die linke Hand der Frau unauffällig zu ihrem Gurt wanderte, wo ein kleiner Handstrahler steckte.
    »Kannst oder willst du mir deine Nummer nicht sagen, Kerl?«, fragte der Akone.
    Santjun wusste, dass seine Chancen im Sekundentakt schrumpften. Falls die Situation eskalieren sollte, so überlegte er sich, würde er erst den Mann mit einem Handkantenschlag gegen den Kehlkopf außer Gefecht setzen, ihn dann als Schild gegen die Akonin verwenden und

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