Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
sein. Quälende Minuten lang stierte er an die Decke eines ihm unbekannten Raums, hörte das viel zu laute Schlagen seines Herzens und versuchte sich zu erinnern, wie er hierher gekommen war. Es gelang ihm nicht.
    Der Raum war klein. Ein penetranter Geruch nach Chemikalien hing darin, kratzte in Santjuns ausgedörrter Kehle. Der Terraner schluckte mehrmals umständlich.
    Der Wunsch nach Wasser oder sonst etwas Trinkbarem wurde übermächtig. Vorsichtig bewegte er seine Glieder, drehte den Kopf nach allen Seiten. Er lag in einem Bett auf einer viel zu harten Matratze. Die raue Decke wärmte ihn nur unzureichend. Die Tücher seines Wickelgewands lagen zerknüllt auf dem einzigen Stuhl, den der Raum zu bieten hatte.
    Die Tür öffnete sich, und Nera kam herein. Sie trug dünne weiße Leinenhosen und lederne Hausschuhe. In der linken Hand hielt sie ein Glas mit einer milchigen Flüssigkeit. Ansonsten war sie nackt.
    Santjun betrachtete ihre perfekten Brüste, aber auch die Striemen, die quer über ihren Oberkörper verliefen und die Male an ihrem Hals.
    Nera blieb vor ihm stehen. In ihrem Gesicht stand eine Mischung aus Bitterkeit und Trauer.
    »War ich …« Eine scharf schmeckende Flüssigkeit lief seine Kehle hinunter. Er hustete kehlig. »War ich zu grob?«
    »Hör zu«, sagte sie. »Sieh mich nicht als Opfer an. Ich habe das einfach gebraucht, verstehst du? So bin ich. Oder besser gesagt, ist es das, was diese verschissene Stadt aus mir gemacht hat. Verstehst du?«
    »Ich … ich verstehe«, sagte Santjun zögerlich.
    Die gemeinsame Nacht zuckte in einzelnen Szenen an seinem inneren Auge vorbei. Der Wunsch nach Intimität und Körperwärme hatte ihn plötzlich erfüllt, als er Nera in der Schenke gegenüber gesessen hatte. Vielleicht war es auch eine Reaktion auf die bedrohliche, ja mörderische Stimmung in dieser Stadt gewesen, die ihn dazu gebracht hatte.
    Oder Naileth.
    Er verdrängte den Gedanken sofort wieder und dachte an Rahin Ta, den Mann, dessen Chip er sich mittels einer Glasscherbe in den eigenen Hals getrieben hatte. Die Wunde eiterte und schmerzte. Hatte er ihn getötet? Der Chip war nahe an der Halsschlagader platziert gewesen.
    Er wusste es nicht mehr.
    Immer schneller kamen nun aber die Erinnerungen an die Liebesnacht mit Nera zurück. Wobei – mit einer Liebesnacht hatte ihre Zusammenkunft nicht viel gemeinsam gehabt.
    Es war vielmehr der Kampf zweier Körper auf der Suche nach der ultimativen Intimität gewesen. Sie hatten sich aneinandergekrallt, um sich gleich darauf wieder abzustoßen. Hatten sich im Spiel ihrer Zungen verloren, bevor sie die Zärtlichkeit mit brutaler Härte wieder vergessen machten. Sie hatten sich gestreichelt, aneinander festgesaugt, geschlagen und gewürgt, bis sich die Grenze zwischen einem brachialen sexuellen Höhepunkt und dem Todeskampf eines Erstickenden aufgelöst hatte und verweht war in den stoßartigen Atemzügen der eng umschlungenen Partner.
    »Du hast mir mehrmals einen anderen Namen gegeben. Nelad oder so«, sagte Nera. »Du trägst auch viel Dunkelheit mit dir herum. Selbst wenn du nicht in dieser Stadt aufgewachsen bist.«
    Santjun schluckte schwer. Seine Kehle brannte, als ob Säure darin hinuntergelaufen wäre.
    Die junge Frau setzte sich auf die Bettkante. Mit der rechten Hand streichelte sie sanft seine Stirn, fuhr über seine rechte Schläfe, die Wange und schob den Zeigfinger zwischen seinen Lippen hindurch. Tastend fuhr sie über das Zahnfleisch.
    »Es ist nicht gut, das Snuxx so lange drin zu behalten.«
    Ihr Finger krümmte sich. Sie zog ihn wieder hinaus und zeigte ihm einen kleinen, blau-bräunlichen Beutel.
    »Die Schleimhäute nehmen das reine Snoxin binnen Minuten auf«, erklärte sie, wobei ein bekümmerter Klang in ihren Worten mitschwang. »Der Rest des Stoffes verbindet sich mit dem Nikotin und wird so nur langsam abgegeben. Dein Körper akzeptiert die Snoxin-Quelle sehr schnell und reagiert ungehalten, wenn sie plötzlich versiegt.«
    Nera reichte ihm das Glas, und er leerte es begierig. Das Getränk schmeckte salzig.
    »Danke«, sagte er und gab das leere Gefäß zurück.
    »Deine Haut«, sagte Nera langsam. »Ich habe noch nie solche silbernen Flecken gesehen.«
    Santjun betrachtete den Rücken seiner rechten Hand. Entlang der deutlich hervortretenden Adern hatte sich die Haut silbrig verfärbt. Er drehte die Hand, runzelte die Stirn und führte dann das Handgelenk nahe an seine Augen.
    Nein, die Haut hatte sich nicht einfach nur

Weitere Kostenlose Bücher