Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
erfassen.«
»Eine weitere Fehleinschätzung!«, urteilte ich hart.
Dir läuft die Zeit davon , mischte sich der Logiksektor ein. Aus meiner Sicht kannst du Santjun unter Vorbehalt vertrauen. Er will nicht dich bekämpfen. Die Jagd auf die Silbermänner scheint seine Hauptmotivation zu sein.
»Calipher-SIM!«, sagte ich. »Hast du die Kontrolle über das Raumschiff des Herrschers?«
»Ich komme nicht durch die Sicherheitssperren!«, antwortete der Roboter. »Nun habe ich einen Trojaner auf dem Hauptrechner abgelegt, dessen Daten immer noch übertragen werden. Sobald er sich auf dem Schiffsrechner installiert hat, sollte mir dessen Übernahme gelingen. Laut einem automatischen Signal des Schiffs sind die Startvorbereitungen jedoch fast abgeschlossen!«
Ich bückte mich, hob den Kombistrahler auf und hielt ihn Santjun am Lauf entgegen.
»Sie können sich mein Vertrauen wieder verdienen, Risiko-Agent Santjun«, sagte ich. »Wenn Sie es verspielen, werde ich nicht zögern, Sie zu erschießen. Verstanden?«
Santjun lächelte erleichtert und ergriff den Strahler. »Verstanden, Lordadmiral!«
Naileth
Amelia Marcos hatte sich dank ihrer Erfahrung als Funkspezialistin in Rekordzeit mit den Kommunikationssystemen des Palastes vertraut gemacht. Nun strich sie sich eine Strähne ihres langen schwarzen Haars hinter das rechte Ohr und drehte sich im Sessel um.
»Fertig, Ma'am! Kode LIG – Lordadmiral in Gefahr – ist an Quinto-Center und Terra abgestrahlt, zusammen mit unseren Koordinaten.«
»Danke, Oberleutnant!«
Nach dem Gefechtseinsatz, bei dem jedes Wort eines zu viel sein konnte, waren sie wieder zu den gewohnten sprachlichen Gepflogenheiten der USO zurückgekehrt. Naileth Simmers nahm über den Anzugfunk mit Atlan Kontakt auf und gab ihm einen kurzen Lagebericht. Er befand sich auf dem Weg zum startenden Raumschiff des Herrschers, der MAGORS GLANZ.
»Außerdem, Major …«, hob der Lordadmiral der USO an.
»Ja?«
»… haben wir Santjun gefunden. Er ist soweit wohlauf.«
Naileth fühlte, wie eine Welle der Erregung sie überrollte. »Santjun?«, stieß sie aus. »Wie … das ist …« Sie straffte sich. »Das sind gute Neuigkeiten, Sir!«
»Das sind sie, Major. Ah, noch etwas: auf dem Dach eines Hauses der ersten Krocht liegt Leutnant Weiland. Sie befindet sich in einem Koma. Holen Sie sie zu sich in die Zentrale!«
»Verstanden, Sir!«
»Gut. Atlan Ende.«
»Ma'am?«, kam es von Amelia Marcos.
»Ja?«
»Quinto-Center hat geantwortet. Die Flotte ist bereits in Alarmbereitschaft. Ein Ultraschlachtschiff des 82. Gemischten Stabilisierungsverbands befindet sich im Anflug auf Shenzen und sollte in wenigen Stunden eintreffen.«
»Überspielen Sie diese Nachricht bitte direkt an den Lordadmiral!«
»Verstanden, Ma'am!«
»Oberleutnant Claudrin! Iasana Weiland befindet sich laut Atlan auf einem Dach in der ersten Krocht. Nehmen Sie den GLADIATOR und holen Sie sie bitte.«
Der Epsaler straffte sich. »Verstanden, Madam!«
»Beeilen Sie sich!«, ergänzte sie noch.
Der Epsaler schloss seinen Kampfanzug und verließ die Zentrale.
Naileth atmete tief durch und ging zum breiten Panoramafenster. Sie wollte kurz zur Ruhe kommen, doch Atlans Worte hallten immer noch in ihr nach.
Außerdem haben wir Santjun gefunden. Er ist soweit wohlauf.
Naileth fragte sich, worauf sich das soweit bezog. Es war zwei Shenzen-Tage her, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte. Der Anblick seines vom Silbermetall entstellten Körpers hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Ebenso der leidenschaftliche Kuss, den sie ausgetauscht hatten. Hatten ihre Sinne sie betrogen, oder hatte der Kuss tatsächlich einen metallischen Beigeschmack gehabt? Wenn das Silbermetall bereits nach kurzer Zeit solchen Einfluss auf seinen Körper gehabt hatte – wie mochte er nun aussehen und wie weit würde seine Metamorphose im schlimmsten Fall gehen?
Naileth schüttelte den Kopf und drängte den Gedanken an den Mann, der ihre Gefühlswelt durchdrang wie keiner zuvor, in den Hintergrund. Sie durfte sich nicht ablenken lassen. Zu viele Dinge standen derzeit auf der Kippe.
Die Aufstände in der Stadt beispielsweise. Calipher-SIM hatte seine Manipulationen an der Luftaufbereitungsanlage rückgängig gemacht, doch den Meldungen aus den SiDi-Posten zufolge nahmen die Tumulte an Heftigkeit sogar noch zu.
Naileth massierte ihre Schläfen. Seit die Anspannung des Gefechtseinsatzes von ihr abgefallen war, plagten sie heftige
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