Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not
und Roboter übergeben wurde, war fast immer einer der Ahlnaten anwesend. Misstrauen war hier an der Tagesordnung. SOL-Farmer und Ferraten versuchten immer wieder, sich unerlaubt selbst zu versorgen und einen Teil der Ernte abzuzweigen, um sie auf dem Schwarzmarkt der unteren Decks gegen andere Waren einzutauschen.
Dass die weitere Verteilung von Ferraten und Robotern vorgenommen wurde, lag vor allem daran, dass sich SENECA schon seit langer Zeit kaum noch um diese Probleme kümmerte.
Auf jeder Farm arbeiteten etwa hundert Menschen als SOL-Farmer. Auch Ludewigh Loorn gehörte zu diesem Kreis. Sein Chef war der griesgrämige Hadar Calliman. Der aber interessierte Loorn nur wenig. Er hatte ein Auge auf dessen Tochter Elea geworfen, die nur ein Jahr jünger war als er selbst.
Die SOL-Farmen dienten aber nicht nur der Nahrungsversorgung der rund 100.000 Lebewesen an Bord. Der pflanzliche Stoffwechsel trug auch entscheidend dazu bei, die klimatischen Verhältnisse zu verbessern. Darauf waren die Solaner besonders angewiesen, da die von SENECA gesteuerte Klimaregulierung und Frischluftversorgung nur noch eingeschränkt funktionierte.
Ludewigh Loorn fand, dass Elea das hübscheste Mädchen in der SZ-1 war. Auch war er sich ziemlich sicher, dass sie ihm gleichfalls Gefühle entgegenbrachte. Allerdings verhielt sie sich in letzter Zeit ein wenig seltsam, manchmal sogar abweisend und launisch. Das hatte über Wochen seinen Verdacht geschürt, dass mit Elea etwas nicht stimmte.
Was das sein konnte, lag auf der Hand. Loorn gab sich mit dem Verdacht allein aber nicht zufrieden. Er wollte Gewissheit. Aus diesem Grund hatte er sich zu dieser ungewohnten Stunde aus seiner Unterkunft entfernt und das Feld aufgesucht.
Da die Pflanzen der SOL-Birnen von einem fremden Planeten stammten, dessen Rotationsdauer 58 Stunden betrug, hatte man auf dieser Plantage den Tag-Nacht-Rhythmus diesen Zeiten angepasst. In der SOL war jetzt Nacht, hier jedoch schienen die Kunstsonnen taghell.
Als Arbeiter auf einer SOL-Farm ging es Loorn relativ gut. Zumindest hatte er selten Probleme, an Nahrungsmittel oder Frischwasser zu kommen. Von ihrer Arbeit profitierten alle SOL-Farmer. Probleme gab es nur, wenn eine Farm von irgendwelchen Banden, die sich manchmal zusammenrotteten, überfallen wurde. Dann war in der Regel eine Ernte oder große Teile davon zum Teufel. Zudem folgten drakonische Strafmaßnahmen der Ferraten, denn die Farmer waren auch für den Schutz des Ernteguts verantwortlich.
Als Ludewigh Loorn vor sich Stimmen hörte, verringerte er sein Tempo noch mehr. Ein süßlicher Duft gelangte an seine Nase. Er kannte ihn zur Genüge, denn im Wohnblock seines Chefs Hadar Calliman roch es fast immer so. Irgendwo auf der Farm wurde in einem geheim gehaltenen Tank eine Pflanze angebaut. Von diesem Tank hatten nur wenige Eingeweihte Kenntnis. Loorn war sich sicher, dass sein Chef dazugehörte. Wo dieser Tank lag, wusste der junge SOL-Farmer nicht. Doch Tank und Verarbeitungsanlage mussten irgendwo in der Nähe sein.
Aus der Pflanze gewannen eine Handvoll SOL-Farmer ein Teufelszeug, das Mystos genannt wurde. Mystos war ein Rauschmittel. Loorn war sich ziemlich sicher, dass einige Todesfälle in den letzten Jahren auf Mystos zurückzuführen waren. Ihm fehlten aber die letzten Beweise.
Vorsichtig bog er die Stämme der SOL-Birnen zur Seite. Auf einer kleinen gerodeten Lichtung mitten in dem Feld lagen sieben Menschen. Jeder hielt eine kleine Tonpfeife zwischen den Lippen, aus der feiner Rauch stieg. Der Mystosgeruch war jetzt so penetrant, dass es Loorn fast schlecht wurde. Er prägte sich die Gesichter ein. Es waren vier Männer und drei Frauen. Keiner war älter als zwanzig Jahre, und einige waren Ludewigh Loorn bekannt.
Es gab einen unhörbaren Knacks in seinem Herzen, als er auch Elea Calliman entdeckte. Am liebsten wäre er aufgesprungen, zu ihr hingerannt und hätte ihr die Mystospfeife aus dem Mund geschlagen. Ihr Vater war bereits abhängig von dem Teufelszeug; dessen war sich Loorn sicher. Aber nun auch sie ...?
Tränen standen in den Augen des Mannes, als er sich davonschlich. Er war noch immer benommen, als er die Unterkünfte erreichte. Ihm war speiübel. Zu seinem Erstaunen traf er in seiner Wohneinheit einen jungen Solaner an, den er seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie hatten einmal zusammen in einem Jugendsportteam Basketball gespielt. Loorn erinnerte sich nicht mehr an seinen richtigen Namen. Damals hatten ihn
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