Atlan TH 0001 – Raumschiff SOL in Not
hatten.
»Wir dürfen den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen«, sagte er daher ausweichend und kam sich schäbig dabei vor. »Du und ich, wir wollen, dass die Solaner zufrieden und glücklich sind. Aber du weißt sicher auch, dass es bis dahin noch ein langer Weg sein wird.«
Valara Brackfaust strahlte Überzeugungskraft aus und besaß einen starken Willen. Sie konnte ihm gerade jetzt, da er erst kurz an Bord der SOL weilte, eine wertvolle Hilfe sein.
»Erzähl mir mehr über die Zustände im Schiff«, forderte Atlan die Frau auf. »Ich habe das Gefühl, dass hier alles drunter und drüber geht. Oder gilt das nur für die SZ-1?«
»Ich sehe, du brauchst Informationen. Alles weiß ich natürlich auch nicht.
Meines Wissens nach herrschen im Mittelteil und in der SZ-2 etwa die gleichen Zustände wie hier. Jeder kümmert sich nur um sein eigenes kümmerliches Dasein. Hilfe zu bekommen ist fast unmöglich, es sei denn, man besitzt ein paar wirklich gute Freunde. Jeder will eine Verbesserung der Zustände, aber in der Regel nur für sich selbst. Meistens geht es nur um die nächste Mahlzeit oder einfach ums Überleben.
Außer meinen Terra-Idealisten gibt es noch andere kleine Gruppen, die mehr oder weniger intensiv gegen den High Sideryt und die SOLAG vorgehen, um die Missstände zu beheben. Man muss sehr vorsichtig sein. Die Vystiden, Ahlnaten und Ferraten können jederzeit auftauchen und einem Schwierigkeiten machen. Und wenn die es nicht sind, sind es die Extras oder die Monster oder einfach herumstreunende Solaner, die sich als Diebe und Räuber durchschlagen. In meinen Augen ist die ganze SOL krank! Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich mit aller Macht für die Ziele der Terra-Idealisten kämpfe.«
Atlan nickte.
»Da ich gerade von Vorsicht sprach ...«, fuhr Valara fort. »Ich muss Piex aufhängen.« Sie zog den dunkelgrünen, kleinen Kerl wieder hervor und heftete ihn an die Wand. »Er wird uns warnen, wenn Gefahr droht.«
»Was ist mit SENECA?«, fragte der Arkonide. »Warum sorgt die Bordpositronik nicht für Ordnung? Sie besitzt doch alle Möglichkeiten dazu.«
»Ich weiß es nicht. Einige glauben, dass der High Sideryt die Biopositronik nur für sich beansprucht. Ich kann das nicht glauben. Aus meinen Unterlagen, die über zweihundert Jahre alt sind, geht eindeutig hervor, dass SENECA eine solche Isolation und Bevormundung niemals zulassen würde.«
»Ich stimme dir zu. Warum greift der Rechner also nicht ein?«
»Die Gerüchte besagen, dass SENECA defekt ist. Angeblich soll nur noch der biologische Teil zufriedenstellend arbeiten. Es ist wohl viel Wissen um die technischen Grundlagen der SOL verloren gegangen, sonst hätte man SENECA längst repariert.«
Atlan musste sich mit dieser vagen Auskunft zufriedengeben, denn mehr wusste Valara offenbar nicht.
»Ich bin müde und hungrig«, sagte Valara plötzlich. Sie blickte auf ihren Zeitmesser. Es war fünf Uhr morgens, und sie hatte seit über 24 Stunden nicht geschlafen. Der Arkonide zog ein paar Konzentratwürfel hervor und legte sie auf den Tisch. Aus der Nasszelle holte er einen Becher Wasser.
»Mehr kann ich dir nicht anbieten, Valara«, sagte er bedauernd. »Mein Organisationstalent ist bei dem Chaos an Bord wenig hilfreich. Selbst die Kombination, die ich trage, musste ich stehlen, um einen Ersatz für meinen Raumanzug zu haben.«
Valara kaute genüsslich auf einem der Konzentratwürfel herum.
»Du hast mir von den Zuständen in der SOL erzählt.« Atlan wirkte nachdenklich. »Weißt du auch, wie es draußen aussieht?«
»Draußen ist das Weltall.« Valara zuckte mit den Schultern. Doch dann blickte sie Atlan plötzlich tief in die Augen. »Oder meinst du die Gerüchte, die sich seit Tagen halten? Angeblich fliegen wir in den Schlund eines riesigen Ungeheuers. Andere wollen wissen, dass wir in die Fänge eines Black Hole geraten sind, das uns nicht mehr loslässt. Wahrscheinlich sind das alles Ammenmärchen ... Die Black-Hole-Geschichten gab es schon immer. Das muss daran liegen, dass die SOL einmal vor Urzeiten durch ein Schwarzes Loch flog. Ich glaube, es war in der Galaxis Balaynvaga.«
»Balayndagar«, sagte Atlan. »Das ist in der Tat lange her. Es war im Jahr 3578. Allerdings war ich damals nicht an Bord. Damit haben die derzeitigen Gerüchte sicher nichts zu tun. Weltraumungeheuer gibt es auch nicht, aber das ändert nichts daran, dass die Gefahr draußen wirklich besteht und dass sie vielleicht größer ist als die
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