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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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sich irgendwie herausreden.
    Es war schon spät am Tag. Die Nachtphase hatte vor etwa einer Stunde begonnen, und die meisten Solaner hielten sich in ihren privaten Unterkünften auf. Die Beleuchtungskörper in den Korridoren waren zurückgeschaltet und verbreiteten nur matte Helligkeit.
    Weit vor sich, am Ende des Ganges, erkannte er bereits das Schott, das den Hangar von den übrigen Bereichen der SOL trennte. Zügig hielt er darauf zu, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass er sich mit der Ausführung seines Vorhabens viele Feinde schaffen würde.
    Vor dem Schott blieb er stehen und betätigte die Öffnungsautomatik.
    »Identifikation!«, verlangte die mechanische Stimme des Kontrollrechners. Ohne zu zögern, schob der Mann seine Personalkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz.
    »Perg Ivory«, sagte er. »Technische Wartung.«
    Das Lautmuster seiner Stimme in Verbindung mit den auf der Karte gespeicherten Daten genügte der Automatik, um seine Berechtigung zum Betreten des Hangars anzuerkennen. Der Grund seines Hierseins hatte sie nicht zu interessieren. Das Schott fuhr auf.
    Pergs Bewegungen wurden hektischer, als er die Halle betrat. In der Zentrale würde man sein Eindringen bemerken. Er musste gestartet sein, bevor jemand ernsthaft Verdacht schöpfte.
    Mehrere Lightning-Jets standen in dem Hangar aufgereiht. An einer von ihnen hatte er bereits heute Mittag im Zuge der allgemeinen Wartungsintervalle gearbeitet. Er ging auf die Maschine zu und kletterte in die Pilotenkanzel. Mit wenigen Handgriffen traf er die Vorbereitungen für einen Normalstart. Kontrolllämpchen zeigten an, dass das Triebwerk aufgeheizt wurde.
    In diesem Moment bellte eine Stimme durch den Hangar.
    »Wer bist du und was hast du vor?«
    Im ersten Schreck zuckte Perg zusammen, doch gleich darauf wurde er wieder ruhiger. Er hatte damit gerechnet, dass man auf ihn aufmerksam werden würde, und sich eine entsprechende Erklärung zurechtgelegt.
    »Ich bin Perg Ivory«, antwortete er bereitwillig über den Normalfunk der Jet. »Ich glaube, dass ich vorhin einen Flüchtigkeitsfehler begangen habe, und möchte ihn korrigieren.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Der Wachhabende in der Zentrale würde überprüfen, ob er, Perg, tatsächlich zur Wartung dieser Maschine eingeteilt gewesen war. Das verschaffte ihm Zeit, seinen Plan zu Ende zu führen. Hastig betätigte er weitere Schaltungen. Sekunden später war die Jet startklar.
    »Worum genau handelt es sich?«, klang die Stimme erneut auf, diesmal ebenfalls über die Funkanlage.
    »Ich habe in meiner Kabine den Wartungsplan nochmals studiert«, erklärte Perg. »Dabei ist mir aufgefallen, dass ich zwei Kontrollen übersehen habe. Ich hole sie jetzt nach.«
    Er spürte, wie er allmählich nervös wurde. Der Eindruck, endlich wieder vor den Instrumenten eines startbereiten Flugkörpers zu sitzen, vermischte sich mit der Angst, frühzeitig entlarvt zu werden. Er beobachtete das innere Schleusenschott, das sich zögernd zu öffnen begann. Plötzlich ging ihm alles viel zu langsam.
    »Warum erledigst du diese Arbeit nicht morgen?«, fragte der Wachhabende. »Dann bist du ausgeruht und hast genügend Zeit dazu. Es handelt sich ohnehin nur um Routineüberprüfungen, die nicht allzu wichtig sind. Niemand wird mit der Lightning-Jet diese Nacht starten wollen.«
    Doch! , dachte Perg grimmig. Ich will es!
    »Ich bin nicht bereit, mir mangelndes Pflichtgefühl nachsagen zu lassen«, entgegnete er mit absichtlicher Schärfe, während die Maschine auf einem Leitstrahl in die Schleusenkammer glitt. Hinter ihr schloss sich das Innenschott. Die Luft wurde abgepumpt.
    »Ist es für deine Arbeiten nötig, dass du einen Start simulierst?«
    »Ja.«
    Allein die Frage des Wachhabenden deutete darauf hin, dass dieser nicht die geringste Ahnung von den Abläufen einer Routineprüfung hatte.
    »Ich ... ich werde das nachprüfen.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    Perg wusste nicht, ob er die letzten Worte laut gesagt oder nur gedacht hatte. Das Außenschott öffnete sich und gab den Blick in den Weltraum frei. Perg spürte, wie seine Hände zu zittern begannen. Nun konnte ihn niemand mehr stoppen. Das erste Mal seit vielen Jahren würde er wieder eine Lightning-Jet steuern! Er würde die SOL verlassen und in eigener Verantwortung durchs All fliegen!
    Das war es, wovon er so lange geträumt hatte. Früher, als Gavro Yaal noch nicht das Kommando an Bord führte, waren oft Erkundungseinsätze mit den Jets unternommen

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