Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel

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unser Gespräch vor einigen Wochen erinnern, in dem es unter anderem darum ging, SENECA mit dem Kodegeber direkt anzusprechen.«
    »Das ist richtig«, nickte der Bruder ohne Wertigkeit. »Ich verbiete alle Experimente, die die Großpositronik weiter schädigen könnten.«
    Brooklyn räusperte sich dezent.
    »Es ist klar«, sagte sie dann, »dass es so nicht geht. Allerdings sollten wir uns endlich darüber einig werden, wer dieses Desaster zu verantworten hat.«
    »Nicht schon wieder«, murmelte Nurmer vor sich hin. Jedoch nicht leise genug, als dass Lyta Kunduran ihn nicht verstanden hätte.
    »Es ist euer verdammter Gleichmut«, platzte sie heraus. »Wie oft haben wir schon gefordert, der SOL endlich ein Ziel zu geben.«
    »Das ist lächerlich«, rief Arjana Joester. »Wem willst du hier imponieren?« Ihr hübsches Gesicht verzog sich zur wütenden Grimasse. Arjana galt als eiskalt, berechnend und mordlustig. Wenn es darum ging, Strafen gegen Mitglieder der unteren Kasten oder gar einfache Solaner zu verhängen, war sie am erbarmungslosesten.
    »Wir sollten uns nicht streiten«, rief Palo Bow, »sondern die Differenzen zu einem späteren Zeitpunkt austragen, falls es die SOL dann noch gibt.«
    »Wenn jemand Streit sucht, seid ihr es«, stellte Curie van Herling fest.
    »Aus deinen Worten spricht der Trotz eines kleinen Kindes.« Ursula Grown gestikulierte heftig.
    »Ruhe!« Das Wort schlug wie eine Explosion in die Mitte der Magniden ein und schreckte alle auf. Chart Deccon schwang seine massige Gestalt aus dem Sessel. Sein Gesicht hatte sich verfinstert, und er musterte die Versammelten mit stechendem Blick.
    »Das ist entwürdigend!«, brüllte er. »Wenn man euch zuhört, bekommt man das Gefühl, in einem Irrenhaus zu sein. Glaubt ihr wirklich, dass es uns weiterhilft, wenn wir nach einem Schuldigen suchen?«
    Nie zuvor hatte der High Sideryt die Magniden in einem derart aufgebrachten Zustand erlebt. Allerdings musste er sich eingestehen, dass es die Anspannung der letzten Tage und Wochen war, die sie nervös und überempfindlich reagieren ließ. Manchmal fühlte auch er die Versuchung, einfach um sich zu schlagen. Eine Lösung wäre das jedoch sicher nicht gewesen.
    Die Brüder und Schwestern der ersten Wertigkeit wussten genau, dass sie aufeinander angewiesen waren. Aber möglicherweise war es gerade dieses Gefühl der Abhängigkeit, das sie zusätzlich in Rage brachte. Ob Traditionalisten oder Fortschrittliche, in ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen waren sie sich sehr ähnlich. Jeder konnte die Arbeit des anderen ausführen, keiner war wirklich nur auf ein Gebiet spezialisiert.
    Chart Deccon sah betretene Gesichter.
    »Wenn ihr eure überschüssigen Kräfte loswerden wollt«, sagte er, »dann tut das auf andere Weise. Darf ich euch zum Beispiel an den geheimnisvollen Fremden namens Atlan erinnern, den die Buhrlos an Bord gebracht haben? Bisher hat er es immer wieder verstanden, sich einer Festnahme zu entziehen und irgendwo Unterschlupf zu finden. Ein Schatten aus der Vergangenheit dieses Schiffes, der sich offenbar hervorragend auskennt.«
    Homer Gerigk deutete auf das mit silbernen Beschlägen verzierte Elfenbeinkästchen, in dem das Logbuch aufbewahrt wurde.
    »Falls Atlan jemals eine bedeutende Rolle an Bord der SOL gespielt hat, werden seine Taten darin erwähnt sein. Es ist immer gut, seinen Gegner zu kennen. Nur dann kann man seine Schwächen ausnutzen, um ihn zu überwältigen.«
    »Später«, winkte der High Sideryt ab. »Ich bin sicher, ich werde noch so manches in den Aufzeichnungen entdecken, was von Interesse ist.«
    »Vieles spricht dafür, dass Atlan die SOL wie seine Westentasche kennt«, stellte Nurmer fest.
    »Richtig«, griff Gerigk den Faden auf. »Das heißt, dass wir ihm mit normalen Mitteln nicht allzu schnell beikommen werden. Wir haben es ja erlebt, als dem Kerl die Flucht von der SOL-Farm gelang, obwohl er von unseren Leuten umstellt war. Wenn ich also noch einmal einen Vorschlag unterbreiten dürfte ...«
    Er zögerte – bewusst, wie es schien, weil er dem High Sideryt die Abfuhr von vorhin nachtrug.
    »Jederzeit«, sagte Deccon trocken und vollführte mit der Rechten eine auffordernde Geste.
    »Wir sollten Atlan in eine Falle locken. Wenn du als der Bruder ohne Wertigkeit ihn über Interkom bittest, sich zu stellen, und ihm gute Behandlung und Straffreiheit zusicherst, wird er die Gelegenheit sicher beim Schopf packen.«
    Nachdenklich kratzte Chart Deccon sich am