Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
Vorgänge an Bord gut informiert gewesen. Seit seiner Flucht aus dem Mittelteil der SOL hatte sich daran nicht viel geändert. Er hatte seine Möglichkeiten – auch jetzt noch.
Der Magnide wusste, dass Chart Deccon Atlan als Gefahr einstufte, dass Magniden und Vystiden mit ihren Haematen-Kriegern die SOL durchstreiften, Bilder von Atlan in den Händen. Er wusste sogar von dem vergeblichen Versuch des High Sideryt, SENECA zu einem Eingreifen zu bewegen. Dass Atlan verhaftet werden sollte, sobald er das Schiff wieder betrat, war ihm klar. Gerigk dagegen hatte, was den Arkoniden betraf, andere Pläne.
Natürlich empfingen seine Roboter die Bilder aus den Optiken der Außenbeobachtung. Fremde mit lanzenartigen Waffen stürmten das Schiff und verwickelten die Kommandos in den Schleusen in wilde Rückzugsgefechte. Gerigk schwankte in seinem Sitz mit den unkontrollierten Bewegungen der SOL. Er zwang sich dazu, die Geräusche zu ignorieren, die aus allen Teilen des Schiffes kamen, doch die panische Angst im Gesicht des schlanken, sehnigen Mannes mit dem auffallend braun gebrannten Gesicht, der urplötzlich vor dem offenen Kabinenschott auftauchte, machte selbst ihn nervös.
»Wie heißt du?«, fuhr er ihn an. Er strahlte offenbar noch immer die Macht eines Magniden aus, denn der Mann beruhigte sich ein wenig.
»Vraj Debna«, antwortete er.
»Du bist ein Vystide, nicht wahr? Ein Angehöriger der Mordkommandos Aksel von Dhraus?«
»Was willst du von mir, Bruder der ersten Wertigkeit?«, wich der Mann aus.
»Ich will dir eine Chance geben.«
»Wie darf ich das verstehen?«, fragte Vraj.
»Ich wurde vom High Sideryt geschickt, um einen verschwiegenen und qualifizierten Mann zu finden. Er soll den Fremden namens Atlan töten. Schnell und lautlos. Der Fremde will das Schiff ins Chaos stürzen und die Macht an sich reißen. Chart Deccon ist viel daran gelegen, dass kein Aufsehen erregt wird. Traust du dir diesen Einsatz zu?«
»Meine Vibromesser haben dem High Sideryt schon gute Dienste geleistet.«
»Gut. Dann finde heraus, an welcher Stelle Atlan die SOL betritt, und erledige ihn. Melde dich danach in der Zentrale. Chart Deccon wird dich reich belohnen.«
»Soll ich sofort aufbrechen?«
Der Magnide nickte und fügte hinzu: »Sage niemandem, dass du für den High Sideryt tötest, oder gar, dass du den Auftrag von mir hast. Deccon vertraut mir, und diese Sache muss unter uns bleiben. Verstanden?«
»Ja, Bruder der ersten Wertigkeit!«
Mit sich selbst ausgesprochen zufrieden, entließ Homer Gerigk den potenziellen Mörder. Er schätzte dessen Talent hoch ein. Vystiden waren geborene Killer. Der High Sideryt hatte angekündigt, jeden umzubringen, der Atlan nicht festnahm, sondern tötete. Ob absichtlich oder aus Versehen. Der Zeuge Vraj Debna würde also nicht lange genug leben, um von dem Magniden zu berichten, der ihm diesen Auftrag gegeben hatte.
Nun galt es nur noch, einen sicheren Platz zu finden. Er musste das heillose Durcheinander ausnutzen, um sich zurückzuziehen. Wenn seine Stunde kam, würde er es rechtzeitig erfahren. Solange er seine Roboter hatte, konnte er sich in das Kommunikationsnetz zwischen dem High Sideryt und den Magniden einschalten. Mehr brauchte er nicht – vorläufig. Und noch war ein wenig E-kick in seinem Tank.
Zahllose Gedankenfetzen wirbelten durch Atlans Kopf, als er sich mit der fremden Waffe in den Händen einen Weg ins Innere der SZ-1 bahnte. Aus den Lautsprechern des Interkoms hörte er, dass sich der Quader unverändert näherte. Inzwischen richteten sich zwei Traktorstrahlen von höchster Kapazität auf den Fremden. Die Erschütterungen rollten nach wie vor im Sekundentakt durch die SOL.
Ein Hilferuf hallte durch die Korridore.
»... rechts neben der Verbotenen Zone ...«, verstand Atlan. Er folgte einer Gruppe von Ferraten und Vystiden, die schwere Waffen mit sich schleppten. Es ging über einige Rampen im Zickzack abwärts. Von dort ertönte der Lärm eines schweren Kampfes.
Atlan sagte sich, dass die Schutzschirme der SOL vermutlich nicht mehr aktiviert werden durften. Es würden gewaltige Energiemengen vergeudet werden, und gegen die bereits eingedrungenen Fremden nutzten die Schirme nun nichts mehr. Er ließ eine Gruppe von drei schweren Kampfmaschinen an sich vorbeischweben und folgte ihnen dann. Die SOL schlingerte und dröhnte; die gesamte Konstruktion federte und bog sich so stark, dass sich selbst der Arkonide zu fürchten begann. Seit knapp acht Wochen trieb
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