Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
ein Schiff zu besitzen.
»Was kann ich tun«, stieß er hervor, »wenn mir nicht einmal SENECA hilft?«
Die Operationsgebiete der SOL und des Quaders hatten sich längst überschnitten. Die letzte Messung hatte ergeben, dass der Gegner nur noch fünfhundert Kilometer weit entfernt war und sich weiterhin näherte. Immerhin würde er nicht direkt mit der SOL zusammenstoßen. Auch kamen keine neuen Streitkräfte mehr aus dem Schiff. Außer den achtundzwanzig Objekten der ersten Welle waren keine weiteren geortet worden.
»Wie viele dieser Dinger befinden sich noch an Bord der SOL?«, fragte Chart Deccon.
»Schwer zu sagen. Wir haben vierundzwanzig Fremde gezählt«, gab Arjana Joester zurück. »Wir wissen sicher, dass acht von ihnen vernichtet wurden. Die Kämpfe sind aber noch immer in vollem Gang.«
Die aufeinander einwirkenden Massen der Schiffe ließen die SOL immer wieder erbeben. Vor wenigen Minuten hatte Arjana erklärt, dass sich die Fallgeschwindigkeit der SOL auf den rätselhaften Planeten vorübergehend verringert hatte. Die eingesetzten Traktorstrahlen hatten nicht sehr viel bewirkt, aber die SOL konnte sich immerhin an den Fremden klammern und so die Fahrt verringern.
»Noch mindestens ein gutes Dutzend Gegner«, stellte Chart Deccon fest.
»Nur die Ruhe«, sagte Arjana. »Wir haben die Kontrolle. Die Roboter können und werden sie niederkämpfen.«
Die düstere Einrichtung von Deccons Klause entsprach einmal mehr haargenau seiner Stimmung. Er sah immer mehr ein, dass es unmöglich war, die SOL zu beherrschen. Wenigstens derzeit und solange sich die Lage nicht durch einen unglaublichen Zufall oder ein Wunder deutlich entspannte.
»Wo ist Atlan?«, grollte Deccon.
Eine müßige Frage. Wenn es den ausgeschickten Kommandos gelungen wäre, ihn nach der Rückkehr aus dem Weltraum zu fassen, hätte es der High Sideryt bereits gewusst. Arjana schüttelte den Kopf.
»Er war nicht in der Korvette.«
»Dann muss er noch außerhalb des Schiffes sein.«
»Die Ortung hat ihn aus den Augen verloren. Er versteckt sich. Wahrscheinlich ist er durch eines der Löcher hereingekommen, die von den Angreifern in die Hülle geschossen wurden.«
»Zwei weitere Eindringlinge wurden vernichtet«, rief Gallatan Herts von seinem Pult. »Wenn sie sich in die Enge getrieben sehen, verüben sie eine Art von Selbstmord!«
Sie wissen, wann sie verloren haben, dachte Deccon. Weiß ich es auch?
»Was erwartest du dir von diesem Atlan?«, wollte Arjana Joester wissen.
»Er ist ein Symbol«, gab der High Sideryt zurück. »Und er stammt aus einer Zeit, in der auf der SOL andere, bessere Verhältnisse herrschten. Denkt an das, was ich euch über die Berichte im Logbuch erzählt habe. Vielleicht kann der Arkonide helfen, die dortigen Hinweise zu deuten.«
Arjana machte eine wegwerfende Handbewegung, schwieg aber und ließ dann ihre gepflegten Finger über die Tasten des Kontrollpultes gleiten.
»Reparaturtrupp in die SZ-1, Ebene zweiunddreißig ...«, rief sie und gab die exakte Position des Ortes an, an dem ein Teil des Schiffsinnern durch das Gefecht mit einem Fremden Schaden erlitten hatte.
Wieder schüttelte sich die SOL wie im Fieber. Hinter den Bildschirmen klirrten und rasselten lockere Verbindungen. Aus den Fugen zwischen Wänden, Boden und Decke kamen knirschende Geräusche. Der Boden zitterte unter den Sohlen der Stiefel. Warnlichter flammten auf und flackerten. Auf einem Bildschirm war zu sehen, wie die Waffe eines Eindringlings ein wahres Energiegewitter erzeugte. Der Fremde wollte sich den Weg ins Zentrum der SZ-1 frei kämpfen, aber von allen Seiten drangen Solaner auf ihn ein. Mit schweren Waffen feuerten sie auf den Organismus, dessen Arme mit farbigen Leuchtfeldern ausgestattet waren.
»Schickt mehr Vystiden raus!«, befahl Chart Deccon. »Ich will diesen Atlan haben. Um jeden Preis!«
Immer wieder wechselten unter seinen Schaltungen die Bilder auf den Schirmen. Er versuchte, systematisch in jeden Korridor und jeden Raum hineinzusehen, in dem die Aufnahmeoptiken noch funktionierten. Vielleicht entdeckte er auf diese Weise den Arkoniden, den er nun seit Wochen suchen ließ. Der High Sideryt wusste selbst nicht genau, ob er Atlan als positives oder negatives Omen begreifen sollte, aber in jedem Fall besaß der Mann aus der Vergangenheit Informationen über die SOL, die ihm, Deccon, noch immer fehlten.
Mit einer fast unmenschlichen Anstrengung bezwang Chart Deccon die in ihm tobenden Gedanken über seine
Weitere Kostenlose Bücher