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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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Schüsse an dem Gleiter der Vystiden vorbei in den aufleuchtenden Schutzschirm des fremden Wesens hinein.
    Zum ersten Mal hörte Atlan, dass einer der Eindringlinge Laute von sich gab. Er klang, als ob die Sicherheitsventile eines beinahe berstenden Dampfkessels fauchten, pfiffen und gurgelten.
    Als das Geschütz des Vystiden-Kommandos losröhrte und von der anderen Seite ein Kampfroboter seine Arme hochriss und auf den Fremden feuerte, war dessen Schirm am Ende. Mit einem Krachen, das alle Anwesenden vorübergehend taub machte, brach das Schutzfeld zusammen. Fast im selben Moment verging der Fremde in einem Feuerball.
    Atlan senkte seinen Strahler und zog sich um die Korridorecke zurück. Er blickte sich um. Über einigen Richtungspfeilen, von denen die Beschriftung und die Nummern entfernt worden waren, arbeitete – ein ungewohnter Anblick – ein Bordchronometer.
    »11. April 3791«, murmelte Atlan.
    Darunter befand sich der Monitor eines Interkoms. Die Linsen über dem Bildschirm richteten sich direkt auf Atlan. Als das Bild sich stabilisierte, sah der Arkonide Kopf und Brustausschnitt eines Mannes mit kaltem, abweisendem Gesicht. Das wenige, was von der Uniform zu sehen war, ließ gewaltige Schultern und einen breiten Oberkörper erkennen. Hellgraue Augen, unter eckigen Brauen verborgen, stachen aus einem rotgesichtigen, haarlosen Schädel. Atlan kannte den Mann nicht, aber das aufgedunsene Gesicht strahlte Herrschsucht und Skrupellosigkeit aus.
    Der Arkonide wirbelte herum und hastete in den anderen Korridor zurück. Er entdeckte den Einstieg zu einem kleinen Antigravschacht und sprang hinein. Langsam schwebte er nach unten. Dort angekommen, schwang er sich aus dem Ausstieg, blieb kurz in der Öffnung stehen und sah sich um. Unmittelbar vor dem Antigravschacht war es erstaunlich sauber. Auch die Beleuchtung funktionierte. Niemand beobachtete ihn. Aber aus anderen Teilen des Korridorsystems drangen die gewohnten Geräusche, wenn auch durch die Entfernung gedämpft, an Atlans Ohren. Rechts endete der Korridor im Halbdunkel. Aus offenen Schottrahmen wuchsen dunkelgrüne Pflanzen mit leuchtenden Früchten in den Korridor hinein. Dazwischen lagen rund ein Dutzend Türen. Vor zwei Jahrhunderten wäre Atlan sicher gewesen, dass sie in gut ausgestattete Mannschaftskabinen für das Hangarpersonal führten. Nun konnte dahinter alles nur Denkbare lauern.
    Atlan wandte sich in die andere Richtung und sagte sich, dass er mit seiner fremdartig aussehenden Waffe zwangsläufig auffallen würde. Er durfte nicht in die Hände der SOLAG-Leute fallen, ehe er seinen Plan in die Tat umgesetzt hatte.
    Ratlosigkeit überfiel ihn, dann sagte er sich, dass er in dem herrschenden Chaos mit großer Wahrscheinlichkeit noch ein gutes Stück näher an die Zentrale und SENECA herankommen konnte.
    »Also weiter hinunter«, redete er sich selbst zu.
    Dort unten befand sich der Übergang zwischen der SZ-1 und dem Mittelteil der SOL. Er trabte langsam den Korridor entlang und rief sich das Schema der Decks und der Verbindungen ins Gedächtnis. Nach etwa fünf Minuten blieb er nahe einem Lastenantigravlift stehen, der zu den Lagerräumen für Nahrungsmittel und Ausrüstungsgegenstände führte. Oder dorthin, wo sie sich einst befunden hatten.
    Entschlossen schwang sich der Arkonide in die schwach beleuchtete Röhre, die neben dem ungleich größeren Schacht abwärtsführte, dem Zentrum der SZ-1 entgegen. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber er rechnete auf jeden Fall mit dem Schlimmsten.
    Während er in die Tiefe sank, wurde ihm bewusst, dass die Warnsummer und die Sirenen plötzlich schwiegen. Waren die Eindringlinge etwa alle besiegt worden?
     
    Missionar Torgashuun I starb in siebenundzwanzig schmerzhaften Schritten. Seine Kameraden und er waren eine Gruppe, deren Mitglieder lautlos über weite Entfernungen hinweg und durch fast jede Materie hindurch miteinander in Verbindung standen. Als im Raum draußen die ersten Missionare starben, war es jedes Mal wie eine winzige Explosion in seinem organisch-kybernetischen Denk- und Gefühlszentrum.
    Der Verlust der anderen war für ihn so, als ob ein Teil seines Körpers abgetrennt werden würde. Zuerst einer, dann der Nächste, schließlich zwei fast zur gleichen Zeit. Er sah ein, dass er schon sehr bald allein kämpfen würde, aber als echter Missionar weigerte er sich, die Konsequenzen zu ziehen.
    Wieder starb ein Kamerad.
    Während er sich kurz der Trauer hingab, fühlte er, wie die Masse von

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