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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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angeglichen. Die starken Ankerstrahlen des fremden Raumers und die gravitationalen Wechselwirkungen zwischen den beiden Flugkörpern erschütterten die Stabilität des Hantelschiffs wieder und wieder.
    Seine Sorge um die Sicherheit der SOL und ihrer Bewohner musste der Arkonide jedoch zeitweilig zurückstellen. Der Kampf gegen die Kräfte des Quaders durfte ihn im Moment nur in zweiter Linie interessieren. Auf ihn wartete eine Auseinandersetzung anderer Art.
    Er blieb ruhig stehen und sah sich aufmerksam um.
    Nach seiner Neueinkleidung war er, von einer Eskorte begleitet, durch den weitläufigen, hellen Hauptkorridor im Mittelteil des Raumschiffsverbunds geführt worden. Der metallene Widerhall der Schritte auf dem blanken Untergrund klang noch in ihm nach. Dann hatten ihn seine Bewacher durch das Schott in diesen Raum gedrängt, der unmittelbar neben der Leitzentrale lag. Sie selbst hatten sich zurückgezogen.
    Es schien ihm, als habe er eine andere Welt betreten. Der Ort, an dem er sich befand, war nur spärlich beleuchtet. Er wirkte düster. Teppiche auf dem Boden und an den Wänden dämpften jedes Geräusch.
    Die Grundfläche des Raumes schätzte Atlan auf ungefähr 150 Quadratmeter. Er erkannte mehrere Bildschirme, Kontrollpulte, Interkom- sowie Normal- und Hyperfunkanschlüsse, daneben altertümlich wirkendes Mobiliar aus klobigem, schwarzem Holz.
    Im Hintergrund stand eine Reihe von Robotern mit angewinkelten Waffenarmen.
    Der Unsterbliche ließ sich von dieser bedrückenden Umgebung nicht beeinflussen, auch nicht von den glühenden Abstrahlmündungen der Kampfmaschinen, die auf ihn gerichtet waren. Seine Aufmerksamkeit galt den sieben stufenförmigen Podesten. Auf einem davon war ein thronähnlicher Sessel verankert.
    Eine beleibte Gestalt füllte den Sitz völlig aus. Ihr Kopf war kahl und massig, die Gesichtshaut gerötet. Die Kleidung, die sie trug, wirkte wie eine Rüstung und bestand, von den schweren Stiefeln abgesehen, aus blau schimmernden Metallschuppen. Auf der Brust baumelte ein rechteckiges Behältnis, das von einer goldenen Kette um den Hals gehalten wurde.
    Lichtreflexe und ein kaum wahrnehmbares Flimmern rund um das Podest herum deuteten darauf hin, dass der Thronsessel von einem schützenden Energieschirm umgeben war.
    Atlan benötigte keine besonders ausgeprägte Kombinationsgabe.
    Er selbst hatte verlangt, dass man ihn hierher brachte. Er wusste, wem er gegenüberstand.
    Dies war also die mächtigste Person an Bord der SOL: Chart Deccon – High Sideryt und Bruder ohne Wertigkeit, Kommandant der SOLAG und Herrscher über fast 100.000 Menschen.
    Deccon musterte den Ankömmling aus grauen Augen, die in dem aufgedunsenen Gesicht kaum zu erkennen waren. Seine Stimme klang grollend.
    »Du hast gut daran getan, dich zu stellen, Fremder.«
    »Warum bezeichnest du mich als Fremden?«, entgegnete der Mann kühl. »Du kennst meinen Namen!«
    Der High Sideryt verzog spöttisch die wulstigen Lippen.
    »Richtig«, meinte er. »Du nennst dich Atlan.«
    Der Arkonide rührte sich auch jetzt noch nicht. Mit leicht gespreizten Beinen stand er da.
    »Nein«, sagte er leise, doch seine Worte trugen mühelos durch den Raum. »Ich bin Atlan.«
     
    Zweifellos hatte er es mit einer ausgesprochen faszinierenden Persönlichkeit zu tun. Chart Deccon erkannte das an der gelassenen Haltung des Mannes, an der Art seines Auftretens und der ungewöhnlich großen Selbstsicherheit, die er an den Tag legte. Kaum jemand, die Magniden vielleicht ausgenommen, hätte es gewagt, ihn dermaßen respektlos anzusprechen.
    Etwas über einen Monat war es nun her, seit dieser Fremde an Bord der SOL aufgetaucht war. Wenn die Informationen des High Sideryt stimmten, hatten ein paar Buhrlos ihn aus einem festungsartigen Raumflugkörper geborgen, der damals in der Nähe des Hantelschiffs vorbeigezogen war. Seitdem wurde er von der SOLAG gejagt, aber immer wieder war es ihm gelungen, unterzutauchen und sich einer Gefangennahme zu entziehen. Erst jetzt, als die Bedrohung durch den Quader das Schiff zu vernichten drohte, hatte der Unbekannte sein Versteckspiel aufgegeben. Es war ihm gelungen, eine Interkomverbindung mit dem High Sideryt herzustellen und seine Hilfe anzubieten.
    Chart Deccon hielt das für ebenso makaber wie anmaßend. Die SOL befand sich in der Gewalt eines übermächtigen Traktorstrahls, und die Nähe des Quaders potenzierte die Gefahr für alle Menschen an Bord um ein Vielfaches. Weder ihm noch sonst einem Mitglied der SOLAG

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