Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

aufgetragen habe.«
    »Ich kenne nur ... die Kennziffer der Zentrale«, ächzte der Ahlnate.
    »Das ist doch ein Anfang«, sagte Atlan.
    Der Ahlnate tippte eine einfache Zahlenkombination in ein Bedienfeld. Der Bildschirm wurde hell. Eine Darstellung baute sich auf. Die Zentrale wurde sichtbar und mit ihr eine Gruppe von mehreren Magniden.
    »Ausgezeichnet«, sagte Atlan. Dann schob er sich in den Erfassungsbereich der Linsen. Er sprach laut und deutlich, aber noch immer lag der Lauf seiner Waffe an der Kehle des Ahlnaten.
    »Ich bin Atlan«, sagte er dicht vor dem Mikrofon, nachdem er den Lautstärkeregler bis ganz nach oben geschoben hatte. Seine Stimme musste nun aus den Lautsprechern der Zentrale dröhnen.
    »Ich will sofort den High Sideryt sprechen. Ich weiß, wie das Schiff zu retten ist.«
    Eine schlanke Frau blickte ihn direkt an. Sie schien zu überlegen.
    »Ich gebe euch zehn Sekunden«, fuhr Atlan fort. »Entweder rede ich dann mit dem High Sideryt, oder ich werde die SOL verlassen und euch eurem Schicksal überlassen.«
    Ein Bluff, aber er zeigte Wirkung. Niemand antwortete, doch das Bild wechselte abermals. Ein Gesicht erschien. Atlan zuckte unmerklich zusammen. Es war der unbekannte Mann, der ihn vor nicht allzu langer Zeit schon einmal aus einem Monitor heraus angestarrt hatte.
    »Chart Deccon?«, fragte Atlan, obwohl er die Antwort auf seine Frage längst kannte.
    »Der bin ich. Und du bist Atlan. Was willst du von mir?«
    »Ich will dir helfen, obwohl du keine Hilfe verdient hast. Allerdings können 100.000 Solaner nichts dafür, dass ihre Anführer träge und inkompetent sind. Ich muss mit dir sprechen. Sofort!«
    Die Stimme des High Sideryt klang müde. Er schien aus tiefem Schlaf gerissen worden zu sein. Er schüttelte sich, und die Platten seiner rüstungsartigen Uniform klirrten leise.
    »Was schlägst du vor?«, fragte er stockend.
    »Ich bin bereit, ein hohes Risiko einzugehen, denn wir haben keine Zeit mehr. Wenn du dir noch einen Rest Verstand bewahrt hast, weißt du, dass dein Schiff kurz vor der Vernichtung steht. Schicke jemanden, der mich abholt und zu dir bringt. Alles Weitere erzähle ich dir dann persönlich.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte wurde die SOL von einer Serie schwerer Vibrationen durchlaufen. Fassungslos starrte ihn Chart Deccon an. Noch immer hielt Atlan den Ahlnaten mit der Waffe in Schach.
    »Einverstanden«, sagte Chart Deccon nach einigen Sekunden. »Bleib, wo du bist. In Kürze wird dich jemand abholen.«
    »Du hast drei Minuten. Danach bin ich verschwunden, und du siehst mich nie wieder«, antwortete Atlan hart. »Überlege dir also sehr genau, ob du mich hintergehen willst.«
    »Ich gebe dir mein Wort. Du hast nichts zu befürchten.«
    »Du wirst verstehen, dass mich das nicht sonderlich beruhigt«, entgegnete der Arkonide. »Dort, wo ich herkomme, zählt das Wort eines Diktators nicht viel.«
    »Wir werden einander vertrauen müssen, Arkonide«, knurrte Deccon. »Zumindest vorläufig.«
    Der High Sideryt hielt Wort, wenn auch auf seine ganz persönliche Art. Dreißig Sekunden später stürmten aus allen Richtungen Vystiden und Haematen auf Atlan zu. Roboter und Ahlnaten folgten und blockierten die Korridore in alle Richtungen. Unter den Ankömmlingen herrschte eine beispiellose Aufregung. Dann ertönte Deccons Stimme über die Lautsprecher des Interkoms:
    »Dieser Mann ist tabu! Niemand krümmt ihm auch nur ein Haar. Bringt ihn auf schnellstem Weg in meine persönliche Zentrale. Ihr haftet mit euren Köpfen für sein Wohlergehen!«
    Ein Vystide trat vor den Interkom.
    »Wie du wünschst, High Sideryt«, bestätigte er.
    Der Arkonide senkte die Waffe, stieß den Ahlnaten von sich und drehte sich um. Das Versteckspiel war endlich zu Ende. In Kürze würde er Chart Deccon, dem Herrscher der SOL, gegenüberstehen. Er hatte viel zu lange auf diesen Augenblick gewartet.

8.
     
    Die Erschütterung war kurz und heftig. Atlan wurde davon überrascht. Er stolperte zwei, drei Schritte nach vorn, bevor er das Gleichgewicht wiederfand. Hinter sich hörte er das zischende Geräusch des zufahrenden Schotts. Der Teppich, auf dem er stand, dämpfte die Vibrationen, die dem plötzlichen Schlag folgten und sich dann rasch verflüchtigten.
    Die Nähe des Quaders machte sich immer häufiger bemerkbar. Das skurrile, entfernt würfelähnliche Objekt, das sich ebenfalls in den Fesseln des Zugstrahls von Mausefalle VII befand, hatte seine Geschwindigkeit der der SOL mittlerweile