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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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Sie waren acht Menschen, verschollen auf einem einsamen Meteoriten, verloren und vergessen. Sie waren darauf angewiesen, dass sie einander unterstützten und sich gegenseitig aufrichteten. Einer aber säte in maßloser Verblendung Unmut und Zwietracht, provozierte Feindschaft und Gewalt – und er zerstörte damit alles, was in ihrer Lage an menschlicher Gemeinsamkeit nötig gewesen wäre.
    Makos begriff, dass dieser Mann Hilfe brauchte – psychologische Hilfe. Sie konnten hier jedoch nichts anderes tun, als ihn unter Androhung von Waffengewalt unter Kontrolle zu halten. Es nützte weder ihm noch den anderen. Es machte alles höchstens noch schlimmer.
    Die Gedanken des Strahlenspezialisten wurden unterbrochen, als die Buhrlos sie erreichten. Abermals gestikulierten sie, deuteten dabei häufiger in Richtung der Space-Jet. Makos verstand nur so viel, dass sie offensichtlich nicht gefunden hatten, wonach sie suchten. Er hatte nichts anderes erwartet.
    »Wir sollten umkehren«, schlug er vor. Er wunderte sich, dass er keinerlei Angst mehr verspürte. Er empfand eine unnatürliche Abgeklärtheit. »In der Jet haben wir etwas mehr Zeit.«
    Niemand antwortete. Die Rückkehr der Gläsernen hatte ihnen allen deutlich gemacht, dass sie sich aus eigener Kraft nicht retten konnten. Plötzlich war es Makos gleichgültig, wie die anderen sich verhielten. Ob sie ihm folgten oder eine andere Richtung einschlugen, kümmerte ihn nicht mehr. Wortlos wandte er sich ab.
    Er hatte den ersten Schritt noch nicht getan, als ein blendendes Licht über ihn hinwegzog. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Etwas versetzte ihm einen Stich ins Herz, und seine Gedanken rasten.
    Er drehte sich um sich selbst, suchte in der Dunkelheit nach dem Objekt, von dem das Licht ausgegangen war. Schlagartig verwandelte sich sein Phlegma in hoffnungsvolle Euphorie. Die Helligkeit streifte ihn ein zweites Mal – und er erkannte den diskusförmigen Flugkörper, der sich langsam herniedersenkte.
    »Mein Gott!«, rief er mit erstickter Stimme. In seinen Augen standen Tränen. »Das ist eine Space-Jet!«
    »Sie holen uns«, hörte er das Schreien des Piloten. »Wahrhaftig, sie holen uns!«

12.
     
    Müde, ausgelaugt und erschöpft lehnte Joscan in seinem Kontursessel. Noch konnte er es kaum glauben, dass er das Schiff sicher auf dem Meteoriten aufgesetzt hatte. An den Rückflug durfte er nicht denken. Er würde zwar nicht schwerer, dafür aber umso strapaziöser werden. Bereits jetzt spürte er eine bleierne Schwere in seinen Knochen, und er fürchtete sich davor, die nötige Konzentration und Genauigkeit nicht mehr aufbringen zu können.
    Die Genugtuung, die er empfand, als die Schiffbrüchigen die Zentrale betraten, war geringer, als er geglaubt hatte. Er freute sich aufrichtig, dass sie gerettet waren, aber der innere Triumph gegenüber dem Chef der SOL-Arbeitsgemeinschaft blieb zumindest jetzt noch aus. Das Lächeln, mit dem er die Ankömmlinge begrüßte, wirkte teilnahmslos angesichts dessen, was er ausgestanden hatte.
    Das änderte sich erst, als er sah, dass zwei Männer einen dritten mit vorgehaltenen Blastern bedrohten. In Extremsituationen, in denen Nerven und Beherrschung der Beteiligten auf harte Proben gestellt wurden, kam es oft genug vor, dass selbst unter jahrelangen Kameraden und Freunden schwelende Konflikte ausbrachen und zu unkontrollierbaren Gewalttätigkeiten führten. In diesem Fall war die Erklärung jedoch in einem anderen Bereich zu suchen. Joscan begriff es, als er den, der von den anderen in Schach gehalten wurde, als Lefton Hellst identifizierte.
    Während die Buhrlos und die beiden Männer unsicher im Eingang stehen blieben, ging der Chemiker einige Schritte auf ihn zu.
    »Bist du hier der Kommandant?«, fragte er.
    Der ehemalige Sprecher der Solgeborenen kniff die Augenlider zusammen.
    »Ja.«
    Die Waffen, die auf ihn gerichtet waren, ignorierte Lefton. Seine Haltung drückte aus, wie überlegen er sich in Joscans Gegenwart fühlte.
    »Nimm diese Leute fest, Josc!«, forderte er.
    »Aus welchem Grund?«
    »Die Gläsernen haben gegen meinen Befehl das Schiff verlassen, und die beiden anderen haben mich gewaltsam daran gehindert, sie zu bestrafen. Sie alle haben sich damit des Verrats und der Meuterei schuldig gemacht.«
    Joscan deutete ein Lachen an, indem er die Mundwinkel verzog und stoßartig ausatmete. Lefton Hellst war ihm kein Unbekannter, zeitweise hatten sie sich sogar auf einer fast freundschaftlichen Basis verstanden. Ihre

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