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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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Beziehung änderte sich erst, als Leftons ständige Gefährtin einen Halbbuhrlo gebar – zu einer Zeit, als die ersten Menschen mit geschlossener Glashaut bereits lebten und überall als das Nonplusultra der Evolution verehrt wurden. Der Chemiker litt darunter, dass sein Sohn lediglich Buhrlonarben besaß und in seinen Augen weder Fleisch noch Fisch war. Von Freunden und Bekannten zog er sich zurück, wurde ein Einzelgänger, dessen persönliche Bitterkeit allmählich in eine tief sitzende Verachtung für all jene umschlug, die ein größeres Maß der Vollkommenheit besaßen als der eigene Sohn.
    Warum die Arge SOL es zuließ, dass ausgerechnet dieser Mann an einer Expedition teilnahm, der fünf vollwertige Buhrlos angehörten, blieb Joscan unverständlich. Die Einstellung des Chemikers war bekannt, und trotz der zweifellos vorhandenen wissenschaftlichen Qualifikation war seine Berufung zu dem Unternehmen leichtsinnig und fahrlässig. Man hätte damit rechnen müssen, dass es Konflikte geben würde.
    Joscan zumindest brauchte nicht viel Vorstellungsvermögen, um sich auszumalen, was an Bord der Space-Jet vorgefallen war.
    »Das Urteil darüber, ob jemand ein Verräter ist«, sagte er leise, »obliegt weder dir noch mir.«
    Lefton drehte sich zur Seite und deutete anklagend auf die übrigen Schiffbrüchigen.
    »Du siehst es doch selbst, Josc! Ich bin der Kommandant des Unternehmens, und meine eigenen Leute bedrohen mich mit entsicherten Waffen. Brauchst du noch mehr Beweise?«
    »Für mich sind das keine Beweise. Es zeigt mir lediglich, dass zwischen dir und ihnen handfeste Meinungsverschiedenheiten bestehen. Ich wage nicht zu beurteilen, wer sie verursacht hat, denn ich war nicht dabei.«
    Lefton verlor bei diesen Worten seine Selbstsicherheit. Er schien regelrecht zusammenzusacken. Der Kybernetiker beobachtete, wie die beiden anderen Männer zögernd ihre Waffen wegsteckten. Gleichzeitig kam in die Gruppe der Gläsernen Unruhe. Eine Buhrlofrau trat vor.
    »Ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren«, sagte sie und gestikulierte erregt, »aber dieser Mann hat verantwortungslose Anordnungen getroffen und dabei deutlich zu verstehen gegeben, dass ihm das Leben von uns Buhrlos nichts wert ist. Deshalb sind wir aufsässig geworden. Ich gebe das zu, und ich betone, dass ich mich nicht im Unrecht fühle!«
    Joscans Blicke wanderten von Lefton zu der Frau und zurück – und er bemerkte den Hass, der aus beider Augen sprühte. Zwischen diesen eigensinnigen, extrem aggressiven Menschen würde er nicht vermitteln können.
    »Ihr alle könnt froh sein, dass ihr überhaupt noch lebt«, mischte sich Federspiel ein. »Es war schwer genug, auf dem Meteoriten zu landen, und es wird ebenso schwer werden, zurück zur SOL zu kommen. Anstatt euch gegenseitig anzufeinden und zu beschuldigen, solltet ihr besser den Mund halten und nicht alles unnötig komplizieren.«
    Für Lefton war das wie ein Signal. Als hätte er für seine mühsam unterdrückte Angriffslust endlich ein neues Ventil gefunden, ruckte sein Kopf herum.
    »Ich lasse mir keine Vorschriften machen, wie ich mich zu verhalten habe!«, schrie er den Jüngeren an.
    Im gleichen Moment verzerrte sich sein Gesicht, und sein Körper zuckte wie unter einem Stromstoß. Er schien alles um sich herum zu vergessen. Voller Wut stürzte er auf Federspiel zu.
    Allerdings kam er nicht weit.
    Blitzschnell löste sich Bjo Breiskoll aus seinem Sitz, als er erkannte, was der Chemiker vorhatte. Er erreichte ihn im Bruchteil einer Sekunde. Mit lautlos fließenden, kraftvollen Bewegungen zog er ihn herum, drehte ihn um seine Achse und bog seine Arme auf den Rücken. Lefton schrie und versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien, doch der Katzer hielt ihn eisern im Griff.
    »Benimm dich, Mann!«, raunte er ihm zu, als sei das Problem damit erledigt. »Wir sind nicht hier, um uns mit Wirrköpfen wie dir zu zanken.«
    Joscan schloss müde die Augen. Alles in ihm sträubte sich dagegen, die Szene weiter zu beobachten. Das Verhalten des Chemikers machte ihm deutlich, dass dessen Verbitterung und Engstirnigkeit längst in kaum noch kontrollierbare Dimensionen gewachsen waren. Wenn sie die SOL jemals wieder erreichten, würde er sich darum kümmern müssen, dass Lefton schnellstens medizinische Hilfe zuteilwurde – bevor er dem sich abzeichnenden Wahnsinn völlig verfiel.
     
    Etwas war anders als sonst. Gavro Yaal spürte es, ohne dass er bewusst sagen konnte, worin der Grund für sein

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