Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
gelungen, seinen Popularitätsverlust zu verkraften. Immer wieder hatte er versucht, seinen Einfluss von früher zurückzugewinnen – und wenn es nur dadurch war, dass er fortwährend gegen Joscan Hellmut intervenierte. Genutzt hatte ihm das alles nichts. Er fand heute weniger Anhänger denn je.
Aber er war nicht der Mann, der sich deswegen lange grämte. Er war höchstens noch eigensinniger geworden, härter und unnachgiebiger, vielleicht auch etwas verschlossener.
Manchmal, wenn er eine besonders große Schlappe erlitten hatte, kompensierte er seinen Ärger, indem er sich mit nahezu fanatischem Eifer auf seine Arbeit konzentrierte. Das würde er auch diesmal tun, beschloss er insgeheim. Es lenkte ihn ab und brachte ihn auf andere Gedanken.
Zurzeit experimentierte er mit künstlich erzeugter plasmatischer Substanz, die er auf Widerstandsfähigkeit gegen verschiedene Arten energetischer Strahlung testete. Vielfach hatte er deswegen Kritik hauptsächlich moralischer Natur geerntet. Doch darum kümmerte er sich nicht. Für seine Begriffe gab es keinen Grund, die Versuche einzustellen.
Nach dem gerade beendeten Disput noch etwas mürrisch, begrüßte der Kosmobiologe seinen Assistenten, der das Plasma während seiner Abwesenheit überwacht hatte.
»Neuigkeiten?«, fragte er knapp.
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
»Keine. Es hat sich nichts verändert.«
»Gut.« Gavro Yaal nickte kurz. »Du kannst gehen, wenn du möchtest. Ich brauche dich im Moment nicht.«
Der andere schien zu merken, wie gereizt der Kosmobiologe war, denn er entfernte sich ausgesprochen hastig. Seine einzige Aufgabe bestand ohnehin nur darin, die Substanz ständig zu beobachten und jede außergewöhnliche Veränderung sofort zu melden. Vielleicht war er auch froh, das Labor verlassen zu können. Etlichen seiner Mitarbeiter war Gavros Experiment im höchsten Grad unheimlich und Furcht einflößend.
Er selbst konnte darüber nur lächeln. Er fand es faszinierend, mit diesem Organismus zu arbeiten.
Das Plasma befand sich in einer etwa zehn Quadratmeter großen Nische, die durch eine Panzerglaswand vom eigentlichen Labor getrennt war. Decke und Wände waren mit einer Vielzahl von Projektoren bestückt, mittels derer der kleine Raum mit Strahlenschauern überschüttet werden konnte. Die Substanz selbst beanspruchte einen Rauminhalt von annähernd anderthalb Kubikmetern. Sie war zäh und bildete einen blassgrünen Klumpen. Manchmal bewegte sie sich träge.
Gavro Yaal hatte sie aus verschiedenen, unabhängig voneinander erzeugten Zellkulturen zusammengefügt, ohne dass diese sich gegenseitig abstießen oder sich weigerten, eine Verbindung miteinander einzugehen. Das allein war schon ein Erfolg. Aber Gavro wollte mehr – er suchte nach der Strahlungsart, die das Plasma zum Wachstum anregte.
Sorgfältig nahm er einige Justierungen vor und verglich sie mehrmals mit dem Plan, den er sich vor mehreren Tagen bereits zurechtgelegt hatte. Erst als er sicher war, dass ihm kein noch so flüchtiger Fehler unterlaufen war, schaltete er die Projektoren ein.
Akustisch und optisch änderte sich hinter der Panzerglasscheibe nichts. Lediglich die Anzeigen auf seinem Kontrollpult bewiesen dem Kosmobiologen, dass die Substanz von hochfrequenter Strahlung berieselt wurde.
Für die Dauer dieses Versuchs hatte er vierzig Minuten vorgesehen. Danach würde er eine Plasmaprobe untersuchen, um festzustellen, ob Veränderungen aufgetreten waren, die man äußerlich nicht ohne Weiteres erkennen konnte.
Bequem lehnte er sich in seinem Arbeitssessel zurück. Ständig kontrollierte er die Anzeigen und Messwerte, die auf kleinen Monitoren sichtbar wurden, um Abweichungen von der vorgegebenen Norm sofort feststellen zu können. Bis jetzt verlief das Experiment nach Plan.
Dennoch spürte Gavro Yaal plötzlich wieder jene Unruhe, die ihm seit einiger Zeit zu schaffen machte. Unwillkürlich wandte er den Kopf, um zu sehen, ob ihn jemand beobachtete. Das war nicht der Fall. Die Leute im Labor beschäftigten sich alle konzentriert mit ihrer Arbeit.
Wenn er nur wüsste, was mit ihm los war, dachte er verwirrt, während er abermals die Kontrollen ins Auge fasste.
Eine der Anzeigen näherte sich dem Grenzwert. Der Beta-C-Komplex des Strahlenvolumens war sprunghaft angestiegen.
Alarmiert richtete sich der Kosmobiologe auf.
Die Erhöhung der Strahlenkomponente bedeutete an sich keine Gefahr, solange sie innerhalb der Toleranzgrenzen blieb. Aber sie war im heutigen
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