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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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Programm nicht vorgesehen, und das weckte sofort Gavro Yaals Argwohn.
    Plötzlich begann er zu ahnen, worin der Anlass seines Unbehagens lag. Die ganze Zeit über musste er es unbewusst gespürt haben, ohne den Eindruck konkret fassen zu können.
    Jemand wollte ihm schaden!
    Jemand hatte am Aufbau seiner Geräte eine Manipulation vorgenommen! Mit hastigen Bewegungen versuchte er, die Justierung zu korrigieren. Während er sich vorbeugte, erkannte er auf einem zweiten Instrument, wie sich der Druck innerhalb der Versuchskammer erhöhte. Ein helles Singen lag auf einmal in der Luft.
    Gavro merkte, dass er vor Erregung schneller atmete. Schlagartig begriff er, dass er in höchster Gefahr schwebte. Seine Handflächen wurden feucht, die Arme begannen zu zittern. Er wusste nicht, was er als Erstes tun sollte, um die Katastrophe zu verhindern. Das alles ging über sein Verständnis hinaus und entglitt mehr und mehr seiner Kontrolle.
    Über die Panzerglasscheibe zog sich ein farbiges Flimmern wie das bunte Glitzern zahlloser Kristalle. Der Plasmaklumpen bewegte sich rhythmisch, als würde er Luft einsaugen und sie sogleich wieder ausstoßen. An seiner Oberfläche bildeten sich Pseudopodien, die tastend umherzuckten.
    Die Augen des Kosmobiologen weiteten sich voller Entsetzen. Maßlose Angst bemächtigte sich seiner.
    »Helft mir!«, krächzte er. Niemand schien sich um die Vorgänge zu kümmern. »So helft mir doch!«
    Das Singen wurde lauter, die Farbschleier über dem Glas verstärkten sich.
    »He, was ist da los?«, hörte Gavro jemanden schreien.
    Im gleichen Moment begriff er, dass er sich nur noch durch Flucht retten konnte. Hastig sprang er auf, wollte sich umwenden ...
    Da barst die Scheibe.
    Mit ohrenbetäubendem Knall zerbrach das Glas, und der Druck, der im Innern der Versuchskammer herrschte, schleuderte die Scherben ins Labor. Gavro sah, wie auch der Plasmaklumpen auf ihn zuflog. Ein Splitter streifte seinen Arm und riss eine blutende Wunde. Instinktiv duckte er sich, um weiteren Verletzungen zu entgehen. Er spürte den Schmerz, als ein weiteres Bruchstück seine Seite traf und tief ins Fleisch schnitt. Dann sah er die Organmasse, die ihm entgegenraste. Der Aufprall, begleitet von einem platschenden Geräusch, warf ihn von den Beinen.
    Er schrie vor Schmerz und Todesangst. Voller Panik versuchte er, sich von dem Plasma zu befreien, doch seine Arme griffen nur in widerlich zähe Substanz und versanken darin, ohne sie auch nur einen Zentimeter bewegen zu können.
    Was für ein Monstrum habe ich da geschaffen!, jagte der Gedanke durch seinen Kopf. Die Masse würde ihn erdrücken!
    Schon jetzt bekam er kaum noch Luft. Farbige Schlieren tanzten vor seinen Augen. Wie aus weiter Ferne vernahm er die aufgeregten Schreie und Kommandos der übrigen Wissenschaftler.
    Verschwommen tauchte der Gedanke auf, dass eine Panzerglasscheibe nicht ohne Weiteres zersprang, wenn sie nicht entsprechend präpariert wurde. Dass hier Sabotage im Spiel war, ein Anschlag auf sein Leben, seine Arbeit ...
    Er fühlte sich schwerelos. Die Schleier vor seinem Blick verdichteten sich zu endgültiger Schwärze.
    Er merkte nicht mehr, wie ein Energiestrahl den Plasmaklumpen erfasste. Er sah nicht, wie einige Leute die Reste der Substanz von seinem Körper zerrten. Er hörte nicht, wie sich zwei Medoroboter surrend näherten, und spürte nicht, wie sie damit begannen, seine Verletzungen zu behandeln.
     
    »Ich habe es gleich gesagt!«, schimpfte Elzbieta. »So konnte es nicht funktionieren!«
    Mit einer Mischung aus Einsicht und Ärger sah Cleton sie an. Seine Wangenknochen traten hervor.
    »Natürlich hätte es funktionieren können. Ein paar Sekunden später, und er wäre tot gewesen. Wir haben Pech gehabt, das ist alles.«
    »Du hättest auf mich hören und dir einen anderen Plan zurechtlegen sollen. Nun ist es zu spät dazu.«
    Cleton nickte verdrossen.
    »Ich weiß«, sagte er einsilbig.
    Gavro Yaal hatte den Anschlag, der wie ein Unfall aussehen sollte, überlebt. Er lag in einer Medostation und erholte sich rasch von seinen Verletzungen. In weniger als einem Tag bereits würden die Wunden verheilt sein, und der Schock, den er erlitten hatte, saß nicht so tief, als dass er ihn nicht ebenfalls schnell überwinden würde.
    Der Chef der SOL-Arbeitsgemeinschaft war seinem Ziel somit keinen Schritt näher gekommen. Einen zweiten Unfall würde er nicht inszenieren können, ohne den Verdacht auf sich und seine Freunde zu lenken. Zumindest des

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