Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
Kosmobiologen vermochte er sich nicht mehr ohne Probleme zu entledigen.
»Was willst du tun?«, fragte Elzbieta. »Wenn Gavro gemerkt hat, dass er einem Mordanschlag entgangen ist, dann wird er keine Ruhe geben, bis er weiß, wer dafür verantwortlich zeichnet.«
Cleton hob langsam die Schultern.
»Wir müssen abwarten.«
»Was heißt das? Du hast doch nicht etwa vor, die Ärzte zu bestechen oder einen Medoroboter zur Mordmaschine umzufunktionieren?«
»Unsinn!«, lachte der Techniker auf. »Das wäre viel zu auffällig. – Nein, ich habe eine ganz andere Idee. Ich habe sie SENECA zur Prüfung vorgelegt. Wenn der Rechner ihre Tauglichkeit bestätigt, ist sie die optimale Lösung. Ich warte noch auf die Auswertung.«
Natürlich war er klug genug gewesen, die Bioinpotronik nicht offen zu fragen, ob ein bestimmtes Vorhaben dazu geeignet sei, unliebsame Personen beiseitezuschaffen. Darauf hätte sich das Rechengehirn niemals eingelassen. Vielmehr hatte er die Fragestellung so formuliert, dass SENECA keinerlei Verdacht schöpfen konnte.
»Taugt diese Idee auch für die anderen?«, wollte die Kommandantin des Sicherheitskommandos wissen. »Wie viele sind es überhaupt, die du loswerden willst?«
»Fünf«, antwortete Cleton bereitwillig. »Und die Idee taugt, wenn sie durchführbar ist, für sie alle!«
Ein Anruf unterbrach das Gespräch. Der Raum, in dem Cleton Weisel vorzugsweise seine Besprechungen abhielt, befand sich unmittelbar neben der Zentrale im Mittelteil der SOL. Von dort meldete sich Suukar Lem. Ihr Abbild entstand dreidimensional auf einem Monitor.
»Es gibt Neuigkeiten«, berichtete die Dunkelhäutige aufgeregt. »Joscan Hellmut hat sich gemeldet.«
Der Chef der SOL-Arbeitsgemeinschaft fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Bisher war es nicht möglich gewesen, eine Verbindung zu der gestohlenen Space-Jet herzustellen, weil die Strahlung des Meteoriten die Funkimpulse überlagert und gestört hatte. Die Ungewissheit, ob der Kybernetiker noch Überlebende angetroffen hatte, war damit zu einem wunden Punkt in Cletons Planung geworden. Jetzt erst, als sich das Beiboot dem Mutterschiff näherte, kam der Kontakt wieder zustande.
»Und?«, fragte Cleton ungeduldig.
Auch Suukar Lem war über seine Absichten informiert. Sie machte eine fast bedauernde Geste.
»Er hat alle Schiffbrüchigen an Bord.«
Der Techniker nickte gelassen.
»Danke!«, sagte er einfach und schaltete den Interkom aus.
»Soll ich meine Leute zurückziehen?«, fragte Elzbieta. »Ich habe jetzt keine Argumente mehr für eine Festnahme.«
Cleton hob die Unterarme und beugte die Handflächen nach außen.
»Warte noch«, bat er.
»Cleton!«, beschwor sie ihn. »Unter diesen Umständen kannst du sie nicht verhaften lassen! Die Stimmung unter den Solanern ist eindeutig. Wenn Joscan mit Überlebenden zurückkommt, hat er alle Sympathien.«
»Das ist mir durchaus bewusst ...«
Er fuhr herum, als ein Signal anzeigte, dass SENECA ihn zu sprechen wünschte. Vor einiger Zeit schon hatte er einen persönlichen Anschluss in diesen Raum legen lassen, den nur er benutzen durfte. Allerdings störte es ihn nicht, wenn die Kommandantin des Sicherheitstrupps die Auswertung mitbekam. Er musste sie ohnehin informieren, sollte sie ihn weiter unterstützen. Hastig tippte er seinen Kode ein.
»Meine Ermittlungen zu deinem Fragenkomplex Projekt Überleben sind abgeschlossen«, sagte die Bioinpotronik mit ihrer wohlklingenden Stimme. »Die Errichtung von Schlafkammern für Personen, die in der Zukunft für die SOL wichtig sein könnten, ist technisch durchführbar. Kontrolle und Wartung können über Jahrhunderte sichergestellt werden.«
»Sehr gut.« Nur mit Mühe zügelte der Chef der Arbeitsgemeinschaft seine Ungeduld. »Wie lange wird es dauern, bis fünf solcher Schlafkammern errichtet und einsetzbar sind?«
»Acht bis zehn Tage«, antwortete SENECA. »Schätzungsweise.«
»Schneller nicht?«
»Das wüsste ich aber.«
Für diese Albernheit hätte Cleton am liebsten gegen die Verkleidung der Konsole getreten. Aber er beherrschte sich. Er trennte die Verbindung und wandte sich um. Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen.
Elzbieta starrte ihn aus geweiteten Augen an. Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
»Du bist ein Teufel, Cleton«, flüsterte sie mit widerwilliger Bewunderung.
Sein Lächeln wurde breiter.
»Wir machen uns die Stimmung an Bord zunutze«, kündigte er an. »In einer groß angelegten Kampagne werden
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