Atlan TH 0006 – Stadt der Freien
Kontaktaufnahme werten und mir ein Zeichen geben, dass sie mich verstanden haben.«
»Was ist dort unten los?«, wandte sich Gavro Yaal an den Katzer. »Da scheinen sich eine Menge Stadtbewohner dem Turm zu nähern.«
Bjo Breiskoll trat bis an den Rand des ungesicherten Turmdachs und blickte in die Tiefe. Da auch der Platz rings um den Turm hell beleuchtet war, vermochten seine scharfen Augen mühelos Einzelheiten auszumachen.
»Sie haben leere Behälter und Karren bei sich«, sagte er über die Schulter. »Wahrscheinlich wollen sie Waren abholen.«
»Geh zurück, Bjo!«, rief Studia St. Felix. »Auf einem Planeten kannst du nicht wie im freien Weltraum fliegen. Die einseitig wirkende hohe Schwerkraft würde dich zu Boden reißen und zerschmettern.«
»Abstürzen kann man nur, wenn man das Gleichgewicht verliert«, gab der Katzer lächelnd zurück. »Diese Gefahr besteht bei mir nicht, da ich schwindelfrei bin. Deine Sorge um mich ist aber dennoch rührend, und ich bedanke mich dafür.«
»Was tut Kuno eigentlich dort drüben?«, ging Studia St. Felix nicht auf seine Bemerkung ein.
Bjo Breiskoll trat einen Schritt zurück und sah sich nach dem kleinen Roboter um. Er entdeckte ihn ziemlich nahe am Dachrand, aber auf der gegenüberliegenden Seite der ebenen Fläche aus Metallplastik. Kuno sprühte Wasser aus seinem Rückenkanister über eine Stelle des Daches, dann tastete er mit seinen Greifhänden darüber.
»Wahrscheinlich hat er einen grünen Fleck entdeckt«, meinte der Katzer. »Flechten oder Moose oder etwas Ähnliches.«
Seine Stimme bekam einen besorgten Klang. »He, Kuno! Nicht weiter rückwärtsgehen!«
Als der kleine Roboter nicht hörte, sondern einen weiteren Schritt zurücktrat, obwohl er nur noch einen knappen Meter vom Dachrand entfernt war, schnellte sich der Katzer von der Stelle und huschte in lautlosen weiten Sätzen über das Dach.
Kuno ging unbeirrt weiter rückwärts. Bjo Breiskoll übersprang die Gruppe der Buhrlos, rannte weiter und sah, wie Kuno zum nächsten, verhängnisvollen Schritt ansetzte, einem Schritt, der ihn über den Rand des Daches hinaustragen musste.
Bjo holte nach rechts zu einem Bogen aus. Er konnte den Roboter nicht retten, wenn er ihn von vorn erreichte, denn dann würden sie beide in die Tiefe stürzen. Er musste ihn von der Seite anspringen.
Doch er sah bereits, dass er es nicht schaffen würde.
Kuno bemerkte von alldem nichts, trat zurück, schwebte für einen Lidschlag mit zwei seiner vier Beine in der Luft – und stürzte im nächsten Augenblick.
Bjo Breiskoll vernahm das Lachen Gavro Yaals und fauchte wütend. Kuno verschwand in der Tiefe. Doch dann – im buchstäblich letzten Moment – packten seine vier Greifklauen den Rand des Daches.
Der Katzer sprang über die Greifklauen hinweg, landete auf allen vieren, wirbelte herum, schnellte sich hoch und kam dicht neben den Roboterhänden wieder auf. Er streckte sich, griff zwei der metallenen Hände – und zog.
Sekunden später warf sich Gavro Yaal neben ihm auf den Boden, ergriff die beiden anderen Greifklauen Kunos und zog ebenfalls. Es knirschte in den Armgelenken des Roboters.
Ruckweise zogen sie Kuno nach oben, griffen nach den Oberarmansätzen, packten den kastenförmigen Körper und hatten ihn schließlich in Sicherheit gebracht.
»Danke!« Der kleine Roboter richtete sich mit ungelenken Bewegungen auf. »Ich danke euch für die Erhaltung meiner Existenz.« Ein Tropfen Öl rann aus einem Handgelenk und fiel auf den Boden.
»Warum hast du nicht selbst gesehen, wohin du gegangen bist?«, erkundigte sich Gavro Yaal und betrachtete das aus einer Schramme seiner rechten Hand austretende Blut. »Du hättest die Gefahr doch bemerken müssen.«
»Ich habe mich ganz darauf konzentriert, an diese Landalge heranzukommen«, antwortete Kuno und deutete auf einen schmalen Riss in der Wand des Turms. »Offenbar ist dort ein Wasserrohr undicht geworden. Wenn ich wüsste, wie ich an die Triebe herankommen könnte, würde ich das Rohr aufschlitzen. Dann könnte sich das grüne Wunder auf der gesamten Turmwand ansiedeln.«
»Du solltest ein wenig besser auf dich selber achten, Kuno«, sagte Bjo Breiskoll mahnend. »Du nutzt niemandem mehr, wenn du als Schrotthaufen am Fuß des Turms liegst.«
Der Katzer hob den Kopf und lauschte.
»Da ist etwas.« Er deutete nach Süden. »Ich höre ein Summen.«
»Ich höre gar nichts«, erwiderte Gavro Yaal. »Aber du hast schließlich die größeren Ohren.« Er
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