Atlan TH 0006 – Stadt der Freien

Titel: Atlan TH 0006 – Stadt der Freien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers

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blickte nach oben. »Komisch, einen so klaren Himmel wie diesen habe ich auf dieser Welt noch nie erlebt.«
    »Das kommt auch selten vor«, pfiff Kuno. »Eigentlich nur vor einem Sturm.«
    »Das Wetter interessiert mich nicht«, sagte Bjo Breiskoll. »Hörst du denn nichts, Kuno? Das Summen ist lauter geworden.«
    »Nein«, erwiderte der kleine Roboter. »Aber ich fange Funksignale auf, die darauf hindeuten, dass sich eine Reihe von Robotern vom Raumhafen aus der Stadt nähern. Sie melden sich gegenseitig ihre Positionen und koordinieren ihre Flugbewegungen.«
    »Kommen sie hierher?«, erkundigte sich der Katzer. »Ich meine, fliegen sie genau in unsere Richtung?«
    »Ja, sie fliegen genau hierher«, antwortete Kuno. Plötzlich quietschte er aufgeregt. »Eure Freunde haben die Maschinen manipuliert. Ich fürchte, dafür sollen sie festgesetzt und bestraft werden.«
    »Atlan und Jos haben nur versucht, einen Kontakt mit den Herren der Roboter herzustellen«, widersprach Bjo Breiskoll. »Sie dafür zu bestrafen wäre ungerecht.«
    »Ist das dein Ernst?«, meinte Gavro Yaal. »Willst du mit Maschinen über Gerechtigkeit diskutieren? Wenn es auf Mausefalle VII gerecht zuginge, würde man wohl kaum fremde Raumschiffe gewaltsam einfangen, verschrotten und ihre Besatzungen zu lebenslangem Exil in diesem Irrenhaus von Stadt verurteilen. Wir sollten abhauen.«
    »Ich gebe Atlan Bescheid«, erklärte Bjo Breiskoll. »Danach warten wir ab, was wirklich geschieht.«
    Er schaltete sein Armbandfunkgerät ein und berichtete dem Arkoniden, was er gehört und was er von Kuno erfahren hatte. Atlan riet ihm, erst einmal die Ankunft der Roboter abzuwarten und zu beobachten, was sie unternehmen würden.
    Die ersten Maschinen tauchten schon nach wenigen Minuten über dem Platz auf. Bei der hellen Beleuchtung konnte Bjo Breiskoll vom Rand des Turmes aus deutlich erkennen, wie die wuchtigen Konstruktionen landeten und kleinere Roboter ausspuckten, die sofort nach allen Richtungen ausschwärmten.
    »Die Roboter fangen die Leute ein, die da unten Waren in Empfang nehmen«, berichtete der Katzer seinen Gefährten. »Sie schleppen sie weg.«
    »Sie evakuieren den Stadtbezirk«, pfiff Kuno. »Das ist eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme?«, wiederholte Bjo Breiskoll. Er wurde blass. »Das ist doch nur nötig, wenn die Roboter mit einer bewaffneten Auseinandersetzung rechnen, bei der schwere Waffen eingesetzt werden sollen. So sieht also die Freiheit aus, die man uns garantiert hat.«
    »Man hat euch Freiheit garantiert?«, erkundigte sich Kuno überrascht.
    »Ja, man sagte uns, wir seien ab sofort Freie«, antwortete der Katzer.
    »Das ist aber nicht dasselbe«, pfiff der kleine Roboter. »Alle Bewohner der Stadt sind Freie. Dennoch darf niemand einfach tun und lassen, was er will.«
    »Habe ich es nicht gesagt?«, rief Gavro Yaal. »Diese Stadt ist nichts weiter als ein riesiges Gefangenenlager. Wir sollten endlich von hier verschwinden.«
    »Da gebe ich dir recht«, stimmte Bjo Breiskoll zu, als er sah, wie circa zweihundert Roboter mit eingeschalteten Scheinwerfern den Turm ansteuerten. »Kuno, bring uns zu unseren Freunden zurück.«
    Der kleine Roboter wandte sich wortlos um und watschelte auf das kleine würfelförmige Pfortenhaus zu, in dem sich der Eingang zum Liftschacht befand.

10.
    »Schneller, schneller!«, rief Kuno und eilte um die Gruppe herum, als wäre er ein Hirtenhund, der eine Schafherde beisammenhalten wollte.
    »Warum fahren wir nicht mit dem Aufzug?«, fragte Bjo Breiskoll, der von den Buhrlos mit sanfter Gewalt aus der Liftkabine gedrängt worden war.
    »Weil die Roboter genau das erwarten«, erklärte Kuno. »Sie stehen bestimmt schon am unteren Ausstieg für uns bereit. Aber es gibt noch einen anderen Weg: die Notrutsche.«
    »Schluss mit den fruchtlosen Debatten!«, rief Atlan über das erregte Stimmengewirr der verängstigten Buhrlos hinweg. »Kuno kennt sich hier am besten aus. Er wird uns führen, und damit basta!«
    Der kleine Roboter löste sich von der Gruppe und watschelte so schnell wie selten zuvor quer durch den Maschinensaal. Vor einem besonders großen Aggregat blieb er stehen. Sekunden später öffnete sich die Vorderwand der Maschine und entblößte einen großen Hohlraum, hinter dem eine runde Öffnung gähnte.
    »Die Notrutsche«, stieß Gavro Yaal hervor. »Hoffentlich brechen wir uns nicht sämtliche Knochen.«
    Atlan war ebenfalls skeptisch, aber er sah ein, dass ihnen nichts