Atlan TH 0007 – Flucht der Solaner
an.
»Vorwärts, der Sonne entgegen, wir scheuen weder Wind noch Regen ...« Der weitere Text war nicht mehr zu verstehen, denn Rallye-Ede schoss im Kavaliersstart in die Luft und erzeugte dabei einen mittleren Wirbelsturm, der die Anwesenden fast von den Beinen fegte. Sein Lied verlor sich schnell über den Dächern der skurrilen Stadt.
Atlan schaute sich um. Er suchte nach dem Gastgeber, nach einem Bewohner des seltsamen Palasts, doch nirgendwo war etwas zu sehen.
Ceranyl blieb stehen. Er schien auf etwas zu warten.
Der kleine Landeplatz wurde auf der anderen Seite der bunten Mauer von hohen, palmenähnlichen Sträuchern begrenzt. Sie schienen gerade erst gegossen worden zu sein, denn sie trieften vor Nässe. Überhaupt roch es wie in einem unwegsamen Sumpfgebiet. Die Bewohner des Hauses legten offenbar großen Wert auf eine solche für Menschen wenig einladende Umgebung.
Atlan folgte mit den Augen dem Flug einer silberfarbenen Libelle, die ihre Flügel entfaltet hatte und geradewegs auf sie zusteuerte. Sie sah fast so aus, als würde sie aus Metall bestehen. Ein getarnter Robot-Spion, über den Y'Man oder der Herr in den Kuppeln den Weg der Gefährten verfolgte? Kurz bevor das Insekt Atlan erreichte, drehte es ruckartig ab und schwirrte davon.
Zwischen den dichten, fleischigen Bodenblättern einer Palme bewegte sich etwas. Atlan sah ein handgroßes, feucht glänzendes Etwas, das sich rasch aufpumpte und die Luft mit einem unanständig klingenden Laut wieder abließ. Dann tauchte es blitzschnell unter. Sekunden später verbreitete sich ein unerträglicher Gestank.
Aus einem unerfindlichen Grund hatte der Arkonide das Gefühl, als seien sie hier nicht willkommen.
Ceranyl hatte entweder keine entsprechenden Sensoren, oder er ignorierte die Geruchsattacke einfach. Bjo Breiskoll stattdessen, der unter dem Planetenaufenthalt inzwischen am meisten litt und diese Rolle nur vorübergehend an Gavro Yaal abgegeben hatte, schien zunehmend in Panik zu geraten.
Schon wollte Atlan sich an den Roboter wenden, als sich das Blätterwerk teilte und ein molchähnliches Wesen zum Vorschein kam.
Zunächst hatte Atlan den Verdacht, dass es sich um ein weiteres Tier handelte, das der Besitzer des Anwesens sich hielt, doch dann begann der Molch zu sprechen: »Rtrigor der Glitschige erwartet seine Gäste in seinem Lieblingswasser. Ich soll die verehrten Ankömmlinge fragen, ob sie zu ihm hineinsteigen möchten oder ob er lieber zu ihnen an Land kommen soll.«
Für einen Moment war der Unsterbliche vom Anblick des sprechenden Molchs abgelenkt. Ceranyl war schneller und enthob ihn einer Antwort.
»Meine Begleiter sind zwar Wesen, die Wasser sehr schätzen, weil es ihre Körper vom Schmutz des Alltags befreit und sie belebt«, erklärte er. »Doch der Aufenthalt darin darf nicht zu ausgedehnt ausfallen, sonst beginnen sie zu leiden und vermögen die Güte und Gastfreundschaft von Rtrigor dem Glitschigen nicht mehr in gebührendem Maß zu würdigen.«
Der Molch war etwa einen Meter hoch, hatte vorstehende, tiefschwarze Augen, ein breites Froschmaul und rudimentäre Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen. Nun erschien er betrübt.
»Dann bitte ich die Gäste, mir zu folgen«, brachte er hervor. »Natürlich nur, wenn es ihnen möglich ist, ohne allzu sehr darunter zu leiden ...«
Täuschte sich der Arkonide, oder hatte der Molch den letzten Satz mit unverhohlenem Spott geäußert?
»Selbstverständlich wird Rtrigor, unser aller Erzeuger, Gönner, Ernährer und Lehrer, auf die besonderen Ansprüche seiner Gäste Rücksicht nehmen«, fuhr der Molch fort. »Bleibt bitte dicht bei mir. Ich möchte nicht, dass jemand ausrutscht und eventuell Schaden nimmt.«
»Geh nur voraus«, sagte Ceranyl. »Wir sind hinter dir.«
Der Molch schien zufrieden und verschwand zwischen den nassen Blättern.
Ceranyl bewährte sich im Folgenden als ausgezeichneter Wegbereiter. Er setzte seine gelenkigen Stahlarme ein, um die üppigen Pflanzen auseinanderzuhalten und Atlan und die Solaner hindurchzulassen.
Der Arkonide sah, dass Bjo vor der Umgebung offenbar einen starken Ekel empfand. Er klopfte dem Katzer aufmunternd auf die Schulter. Eigentlich war es im Moment nur Joscan Hellmut, der unter dem Aufenthalt auf einem Planeten nicht litt. Zumindest erweckte er diesen Eindruck.
Bjo Breiskoll lief hinter dem Kybernetiker und vor Atlan. Akitar bildete das Schlusslicht. Der Chailide war seit ihrer Ankunft auf Gambaneg sehr schweigsam gewesen. Nun
Weitere Kostenlose Bücher