Atlan TH 0008 Die Basiskaempfer
einfachen Solaner stehen den Monstern im Allgemeinen nicht feindselig gegenüber. Viele versuchen sogar, ihnen hier und da zu helfen. Andere verhalten sich wieder völlig gleichgültig. Sie stehen auf dem Standpunkt, dass die Monster ein Problem sind, das allein die SOLAG betrifft.«
»Die es ja dann auch auf ihre ganz spezielle Weise zu lösen gedenkt«, murmelte Sternfeuer erschüttert.
»Vermutlich denken viele, dass man keine überflüssigen Medikamente an ein so unwichtiges Problem verschwenden sollte«, erklärte Doc Fahrendei bitter. »Die meisten Ferraten sind sowieso unfruchtbar. Und wenn doch mal ein Malheur passiert – nun, ich habe den Verdacht, dass man sich beinahe darüber freut. Die Jäger wären ihre liebste Freizeitbeschäftigung los, wenn es keine Monster mehr gäbe.«
»Ich kann es trotzdem nicht verstehen.«
Fahrendei nickte nachdenklich. »Das geht vielen so«, murmelte er. »Aber wenn man damit aufgewachsen ist, gewöhnt man es sich bald ab, derartige Fragen zu stellen. In eurem Alter jedenfalls hat man die Tatsachen längst akzeptiert. Ihr seid ungefähr dreißig, nicht wahr?«
Die Zwillinge mussten unwillkürlich lächeln. Wenn man allein vom Zeitpunkt ihrer Geburt ausging, dann waren sie nun zweihundertfünfzehn Jahre alt. Während des langen Schlafs war die Zeit praktisch spurlos an ihnen vorübergegangen.
»Zweiunddreißig«, korrigierte Federspiel mit einer Spur von Spott.
»Und ihr habt euch immer noch nicht daran gewöhnt?«
Die Zwillinge wechselten einen kurzen Blick.
Wenn wir noch mehr Fragen stellen, wird er misstrauisch, dachte Federspiel.
Wir sagen ihm die Wahrheit, entschied Sternfeuer. Er wird uns nicht verraten.
Gut. Dieser Magnide weiß sowieso, wen er verfolgt. Abgesehen davon – vielleicht ist es ganz gut, wenn es sich an Bord herumspricht, dass wir Schläfer erwacht sind und dass sich vor allem Atlan an Bord befindet.
Ich bin mir nicht sicher, ob das immer noch der Fall ist, gab Sternfeuer mental zurück. Ich habe jede Verbindung zu Bjo und den anderen verloren.
Das macht nichts, dachte Federspiel. Er war hier, und er wird wiederkommen. Ich weiß, du denkst an das riesige Gebilde, das sich der SOL nähert. Es würde natürlich zu ihm passen, wenn er hingeht und versucht, die Gefahr abzuwenden. Aber hast du jemals davon gehört, dass dem Arkoniden solche Unternehmungen missglückt sind?
Du hast recht, erwiderte Sternfeuer gedanklich und wandte sich an Doc Fahrendei. »Wir hatten noch keine Zeit, uns an die Verhältnisse in der SOL zu gewöhnen«, erklärte sie. »Als man uns in Schlaf versetzte, da sah vieles noch ganz anders aus. Es stand nicht alles zum Besten – aber niemand hätte geglaubt, dass die Solaner jemals so tief sinken könnten.«
Der Solaner sah sie verwundert an. »Wovon sprichst du?«, fragte er.
»Hast du nie von den Schläfern gehört?«
Er blieb stehen. Poll drehte sich ungeduldig um. Er hatte eine Kreuzung erreicht und wartete auf Anweisungen. Sternfeuer gab dem Mutanten ein Zeichen, zu warten.
Doc Fahrendei riss sich zusammen. »Nach links«, bedeutete er dem Monster, dann wandte er sich wieder an die Zwillinge. »Ich habe davon gehört. Aber es ist lange her, und ich hielt es für ein Märchen, weil niemand etwas darüber zu wissen schien. Ich würde euch auch jetzt kein Wort glauben, aber ... es ist merkwürdig. Ihr erinnert mich an etwas, das ich schon fast vergessen hatte.«
Er schritt einige Zeit schweigend neben ihnen her, und die Zwillinge stellten ihm keine Fragen. Sie spürten, dass der Heiler zuerst mit sich selbst ins Reine kommen musste. Im Augenblick hing er seinen Erinnerungen nach.
»Ich hatte einen sehr klugen Lehrer«, sagte er plötzlich. »Er war schon uralt, als ich sein Schüler wurde. Vorhin, als ich euch zum ersten Mal sah, erinnerte ich mich plötzlich an ihn. Irgendetwas habt ihr mit ihm gemeinsam. Er war selbstsicher und ruhig, er kämpfte gegen jedes Unrecht an, aber er verurteilte niemanden. Er bemühte sich immer um Verständnis für die, die er eigentlich hasste – das heißt, ich bin nicht einmal sicher, dass er je einen Menschen gehasst hat. Es sind schon eine ganze Reihe von Flüchtlingen durch unseren Sektor gekommen. Nicht nur Monster, sondern auch ganz normale Solaner, Terra-Idealisten zum Beispiel. Sie haben keinem von uns vertraut. Sie konnten nicht glauben, dass wir ihnen wirklich helfen wollten.«
»Gibt es noch mehr Leute wie dich?«, fragte Sternfeuer.
»Ja. Wir sind rund fünfzig
Weitere Kostenlose Bücher