Atlan TH 0008 Die Basiskaempfer
es nur noch demolierte Pulte und weggeworfene Gebrauchsgegenstände.
Mehrere Türen führten in leer stehende Räume. Opuule wusste genau, dass sich hier noch vor Stunden mehr als zwei Dutzend Solaner aufgehalten hatten.
»Sie sind fort«, flüsterte er ungläubig. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht. Aber Hoffnung keimte in ihm auf. »Alle fort!«, sagte er eindringlich zu Sollana. »Ihr verschwendet eure Zeit. Sie sind geflohen.«
Der Vystide blickte ihn spöttisch an. »Geflohen, sagst du?« Er lachte rau. »Wohin denn?«
Kindergeschrei wies ihnen die Richtung. Dennoch mussten die Haematen fast das ganze Gebiet durchkämmen, bis sie einen großen Raum fanden, in dem dicht zusammengedrängt Frauen jeden Alters, Kinder und einige Greise auf dem nackten Boden kauerten. Sie trugen Lumpen am Leib und blickten den Eindringlingen ängstlich entgegen.
»Aber ... das sind nicht die, die mich ...«
Opuule schüttelte heftig den Kopf, als Sollana ihn wieder durchdringend anblickte. »Jetzt reicht's mir, Hayn«, knurrte der Vystide. »Entweder hast du uns von Anfang an an der Nase herumgeführt, oder ...«
»Nein, nein!«, wehrte der Händler schnell ab. »Es waren junge Männer und Frauen, die mich überfielen. Aber ich sehe keine dieser Frauen hier.«
»Wo sind sie dann?«
Sollana ließ seine Haematen die angrenzenden Räume durchsuchen und herrschte die ängstlich Zusammengekauerten an. Mütter nahmen ihre Kinder in die Arme. Niemand gab Antwort.
Sollana zerrte einen der Greise in die Höhe. »Wo sind die anderen? Wo ist Maftay, euer Anführer?«
»Fort«, sagte der Alte. Opuule entging der Blick nicht, den er ihm zuwarf. Alle sahen sie ihn an! »Sie sind fort, Vystide! Sucht nach ihnen, wenn ihr wollt! Ihr findet sie nicht. Aber tut euch keinen Zwang an und straft uns. Ihr seid doch sonst nicht zimperlich.«
Sollana starrte den Alten an, als wollte er ihn mit Blicken töten. Der Greis zeigte sich unbeeindruckt. Er hielt dem Blick stand und lachte, als Sollana ihn rau zu Boden stieß.
Die Haematen kehrten zurück und zuckten nur die Schultern. »Nichts«, erklärte eine Soldatin. »Hier versteckt sich niemand mehr.«
Im Gesicht des Vystiden arbeitete es. Für kurze Zeit sah es so aus, als wollte er den Befehl geben, die Frauen, Kinder und Greise verhaften zu lassen. Dann schüttelte er die Faust und schrie in den Raum:
»Na schön! Glaubt nur, ihr wärt besonders schlau. Wir kommen wieder! Und egal, wo sich eure Männer auch versteckt haben: Wir finden sie!«
Er wandte sich abrupt um und gab den Soldaten das Zeichen zum Abmarsch. Schon atmete Opuule auf und wollte sich dem Trupp anschließen.
Makh Sollana riss ihn zurück, packte ihn am Kragen und stieß ihn zu den Solanern hinein. »Den«, rief er, »lassen wir euch hier!«
»Nein!«, kreischte der Händler. »Das kannst du nicht tun, Makh! Sieh sie dir an! Sie bringen mich um!«
»Gut möglich«, knurrte der Vystide.
Opuule wollte aufspringen, doch zahllose Arme umschlangen ihn. Er schrie noch, als der Trupp längst in der Dunkelheit verschwunden war.
9.
Dan Jota war bislang noch nicht dazu gezwungen worden, die in vielen Jahren des Lernens antrainierten tödlichen Techniken des Juka-Do bis zur letzten Konsequenz anzuwenden. Die Gegner, mit denen er es in der Regel zu tun hatte, stellten keine wirkliche Herausforderung für ihn dar, denn sie beherrschten das Juka-Do nicht. Nur Ivor Chan war ihm gleichrangig, und er gehörte wie Jota zur Gruppe um die Zwillinge Sternfeuer und Federspiel, die schon Juka-Do-Anhänger gewesen waren, als die SOL erst ein kurzes Stück ihrer langen Reise zurückgelegt hatte. Die restlichen Mitglieder der noch kleinen Widerstandsgruppe begriffen ebenfalls ziemlich schnell die Grundaussage der Lehre. So verschieden sie waren, so sehr verstanden sie es doch bereits, ihre speziellen geistigen und körperlichen Fähigkeiten im Sinne des Juka-Do einzusetzen, sie zu trainieren und zu verbessern.
Auch sie waren noch nicht gefordert worden. Doch das konnte nun schneller geschehen, als sie erwarteten.
Jota blieb immer wieder stehen, holte Atem und lauschte. Das schwarze Haar hing ihm in Strähnen und schweißverklebt ins braune Gesicht, in dem sich bereits die Züge eines Asketen andeuteten. Seine Sinne waren gespannt, doch nichts war zu hören außer den vertrauten Geräuschen. Dieser Teil der SOL war verlassen. Dunkle Korridore und Schächte zogen sich durch ein Gebiet voller bizarrer Gewächse. Kobaltblau schimmernde
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