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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Mach dir keine Sorgen. Im Ernst.«
    Aber es klang nicht so, als ob mit ihr alles in Ordnung wäre, jedenfalls nicht ganz … und ich musste mir sehr wohl Sorgen machen, und zwar wegen George Gilman. Ich machte mir weitaus mehr Sorgen wegen ihm als wegen Sully, ihrem Freund zu Hause.
    »Bist du in diesem Komitee, von dem Nate mir erzählt hat?«, fragte ich sie. »Diesem Widerstandskomitee oder so?«
    »Nein«, sagte sie. »Jedenfalls noch nicht. George hat mich gefragt, ob ich mitmachen will. Er ist mit mir im Politikkurs. George Gilman. Kennst du ihn?«
    »Hab von ihm gehört«, sagte ich. Ich umklammerte den Hörer zu fest, schien den Griff aber nicht lockern zu können.
    »Er hat mir von der Demonstration erzählt. Ich bin mit ihm und ein paar anderen hingefahren. Ich …« Sie verstummte einen Moment lang, dann fragte sie mit echter Neugier: »Du bist doch nicht eifersüchtig auf ihn, oder?«
    »Na ja«, sagte ich vorsichtig, »er hat einen Nachmittag mit dir verbracht. Darauf bin ich eifersüchtig, glaube ich.«
    »Nicht doch. Er hat Köpfchen, und nicht zu knapp, aber auch eine Igelfrisur und riesengroße Augen, die einen nicht richtig ansehen können. Er rasiert sich, aber anscheinend lässt er immer eine große Stelle aus. Er ist nicht die Attraktion, glaub mir.«
    »Was dann?«
    »Kann ich dich sehen? Ich möchte dir was zeigen. Es wird nicht lange dauern. Aber es würde vielleicht helfen, wenn ich dir einfach erklären könnte …« Ihre Stimme schwankte
bei dem Wort, und ich erkannte, dass sie den Tränen nahe war.
    »Was ist los?«
    »Du meinst, abgesehen davon, dass mein Vater mich wahrscheinlich nicht mehr ins Haus lässt, wenn er mich in der News gesehen hat? Ich wette, er wird spätestens zum Wochenende die Schlösser auswechseln lassen. Das heißt, wenn er’s nicht schon getan hat.«
    Ich dachte an Nate, der gesagt hatte, er fürchte sich davor, dass seine Mutter ein Foto sehen würde, wie er gerade festgenommen wurde. Mamas braver kleiner Zahnmedizinstudent, in Derry eingebuchtet, weil er ohne Erlaubnis vor dem Federal Building im Kreis marschiert war. Oh, diese Schande, diese Schande. Und Carols Dad? Nicht ganz dasselbe, aber ziemlich. Carols Dad war schließlich ein steady boy , der »Schiff ahoi« gesagt hatte und zur Nay-yay-vee gegangen war.
    »Kann sein, dass er den Artikel gar nicht sieht«, sagte ich. »Und selbst wenn, in der Zeitung stehen keine Namen.«
    »Das Foto .« Sie sprach geduldig, wie mit jemandem, der ein bisschen schwer von Begriff war, aber nichts dafür konnte. »Hast du das Foto nicht gesehen?«
    Ich wollte ihr gerade erklären, dass ihr Gesicht größtenteils von der Kamera abgewandt war, und dass das, was man davon sehen konnte, im Schatten gewesen sei. Dann erinnerte ich mich an ihre Jacke, auf deren Rücken groß und breit HARWICH HIGH SCHOOL prangte. Außerdem war er ihr Vater , Herrgott noch mal. Auch wenn sie halb von der Kamera abgewandt war, würde er sie erkennen.

    »Vielleicht sieht er das Bild auch nicht«, sagte ich lahm. »Damariscotta liegt ganz am Rand des Verbreitungsgebiets der News .«
    »Willst du dein Leben so verbringen, Pete?« Sie klang immer noch geduldig, aber jetzt lag auch eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme. »Irgendwas tun und dann hoffen, dass es niemand rausfindet?«
    »Nein«, sagte ich. Und konnte ich sauer auf sie sein, weil sie das gesagt hatte, wenn ich bedachte, dass Annmarie Soucie immer noch nicht das Geringste von der Existenz einer Carol Gerber ahnte? Ich glaubte nicht. Carol und ich waren nicht verheiratet oder so, aber es ging ja auch nicht ums Heiraten. »Nein, will ich nicht. Aber, Carol … du musst ihm die verdammte Zeitung ja nicht unbedingt unter die Nase halten, oder?«
    Sie lachte. In dem Laut lag nichts von der Fröhlichkeit, die ich vorher in ihrem Kichern gehört hatte, aber ich fand, dass selbst ein klägliches Lachen besser war als gar keins. »Muss ich auch nicht. Er wird’s ohnehin rausfinden. So ist er nun mal. Aber ich musste hinfahren, Pete. Und ich werde wahrscheinlich ins Widerstandskomitee eintreten, obwohl George Gilman immer wie ein kleines Kind aussieht, das gerade beim Popelessen erwischt worden ist, und Harry Swidrowski den schlechtesten Atem der Welt hat. Weil … die Sache ist die … weißt du …« Sie blies mir einen frustrierten Ich-kann’s-nicht-erklären-Seufzer ins Ohr. »Hör zu, du weißt doch, wo wir immer hingehen, wenn wir in der Pause eine rauchen.«
    »Im Holyoke? Bei den

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