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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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anfunkelte.
    Außerdem war da das Spiel selbst. Ich fand es toll. Ich konnte nicht einmal hier in meinem alten Bett aufhören, daran zu denken, wie sollte ich mich da nach meiner Rückkehr ans College vom Aufenthaltsraum fernhalten? Wie sollte ich Mark St. Pierre ignorieren, wenn er mir laut zurief, ich solle schnell herkommen, es sei gerade ein Platz frei, alle hätten null Punkte auf dem Zettel, und das Spiel gehe gleich los? Herr im Himmel!
    Ich lag noch immer wach, als die Kuckucksuhr im Wohnzimmer unter mir zwei Uhr sang. Ich stand auf, zog mir meinen alten Bademantel mit dem Schottenmuster über die Unterwäsche und ging hinunter. Ich holte mir ein Glas Milch und setzte mich an den Küchentisch, um zu trinken. Das Licht war aus, bis auf die Neonröhre über dem Ofen; es war still, bis auf das Rauschen des Feuers, das durch die Bodengitter drang, und das leise Schnarchen meines Vaters aus dem hinteren Schlafzimmer. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich ein bisschen durch den Wind, als hätte die Kombination
von Truthahn und Pauken ein kleines Erdbeben in meinem Kopf ausgelöst. Und als würde ich erst - sagen wir - am St. Patrick’s Day im nächsten Frühling wieder Schlaf finden.
    Mein Blick fiel zufällig in die Diele hinaus. An einem der Haken über dem Holzkasten hing meine Highschool-Jacke, die mit dem großen weißen, ineinander verschlungenen GF auf der Brust. Nur die Initialen; ich war kein sonderlich guter Sportler gewesen. Als Skip und ich uns an der Universität gerade kennengelernt hatten und er mich fragte, ob ich noch andere Buchstaben drauf hätte, erklärte ich ihm, ich hätte das große M für Masturbation - erstes Team, und meine Spezialität sei die angeschnittene Rückhand. Skip hatte gelacht, bis ihm die Tränen kamen, und vielleicht war das der Beginn unserer Freundschaft gewesen. Eigentlich hätte ich wohl ein D für Diskutieren oder Dramaturgie kriegen können, aber für solche Sachen werden keine Buchstaben vergeben, stimmt’s? Damals nicht und heutzutage auch nicht.
    Die Highschool schien mir in jener Nacht in grauer Vorzeit zu liegen, fast in einem anderen Sonnensystem … aber da war die Jacke, ein Geburtstagsgeschenk meiner Eltern aus dem Jahr, als ich sechzehn geworden war. Ich ging in die Diele hinaus und nahm sie vom Haken. Ich hob sie ans Gesicht, roch daran und dachte an die fünfte Stunde im Arbeitsraum mit Mr. Mezensik - der bittere Geruch von Bleistiftspänen, die flüsternden, leise kichernden Mädchen, schwach hörbare Rufe von draußen, wo die Kinder, die gerade Sport hatten, »Erholungsvolleyball« spielten, wie die Sportcracks es nannten. Ich sah, dass die Stelle, wo die Jacke am Haken gehangen hatte, sich noch wie ein Buckel
hochwölbte; das verdammte Ding war seit dem vergangenen April oder Mai wahrscheinlich nicht mehr getragen worden, nicht mal von meiner Mutter, wenn sie in ihrem Nachthemd rausging, um die Post reinzuholen.
    Ich dachte an Carols in Rasterpunkten erstarrtes Bild in der Zeitung, das Gesicht im Schatten eines Schildes mit der Aufschrift USA RAUS AUS VIETNAM - SOFORT!, den Pferdeschwanz über dem Kragen ihrer Highschool-Jacke, und mir kam eine Idee.
    Unser Telefon, ein Bakelit-Dinosaurier mit einer Wählscheibe, stand auf einem Tischchen im Flur. In der Schublade darunter waren das Telefonbuch von Gates Falls, das Adressbuch meiner Mutter und ein Wirrwarr von Schreibsachen, darunter auch ein schwarzer Wäschestift. Ich ging damit in die Küche zurück und setzte mich wieder an den Tisch. Ich breitete die Highschool-Jacke auf meinen Knien aus und malte dann mit dem Wäschestift eine große Spatzenspur hinten drauf. Während ich arbeitete, spürte ich, wie die nervöse Anspannung aus meinen Muskeln wich. Mir kam der Gedanke, dass ich mir meinen eigenen Buchstaben verleihen konnte, wenn ich wollte, und in gewissem Sinn tat ich das nun.
    Als ich fertig war, hielt ich die Jacke hoch und sah sie mir an. In dem matten weißen Licht der Neonröhre sah meine Zeichnung primitiv, pathetisch und irgendwie kindlich aus:

Aber sie gefiel mir. Das Scheißding gefiel mir. Ich wusste selbst jetzt noch nicht genau, wie ich zu dem Krieg stand, aber die Spatzenspur gefiel mir sehr gut. Und ich hatte das Gefühl, als könnte ich jetzt endlich schlafen; das hatte ich mit dem Malen immerhin erreicht. Ich spülte mein Milchglas aus und ging mit der Jacke unter dem Arm nach oben. Ich hängte sie in den Schrank und legte mich dann hin. Ich dachte an Carol und wie sie meine Hand

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