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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gestärkt?«
    »Ich …«, begann er, dann sah er, was hinten auf meiner Jacke war, und lachte laut los.
    »Was ist?«, fragte ich. »Ist das so komisch?«
    »In gewisser Weise«, sagte er und beugte sich tiefer in seinen Schrank. »Schau.« Er kam mit einer alten Seemannsjacke
in der Hand wieder zum Vorschein und drehte sie um, sodass ich ihren Rücken sehen konnte. Darauf war die Spatzenspur, viel ordentlicher als mein freihändiges Werk.
    Nate hatte seine in leuchtend silbernem Klebeband ausgeführt. Diesmal lachten wir beide.
    »Zwei Dumme, ein Gedanke«, sagte ich.
    »Quatsch, große Geister liegen immer auf einer Wellenlänge.«
    »Ist das der Grund?«
    »Tja … jedenfalls möchte ich das gern glauben. Heißt das, du hast deine Meinung über den Krieg geändert, Pete?«
    »Welche Meinung?«, fragte ich.

30
    Andy White und Ashley Rice kamen gar nicht erst ans College zurück - damit waren wir nun acht weniger. Für uns übrige veränderten sich die Dinge in den drei Tagen vor dem ersten Wintersturm unübersehbar zum Schlechteren. Unübersehbar für alle anderen, hieß das. Wenn man selbst drinsteckte und das Fieber hatte, erschien einem alles beinahe normal.
    Vor den Thanksgiving-Ferien hatten die Kartenspielerquartette im Aufenthaltsraum die Tendenz gehabt, sich während der Schulwoche aufzulösen und neu zu formieren; manchmal gingen sie für eine Weile vollständig ein, wenn die Teilnehmer ihre Kurse besuchten. Jetzt wurden die Gruppen nahezu statisch; Veränderungen gab es nur, wenn jemand ins Bett taumelte oder an einen anderen Tisch umzog, um Ronnies Geschick und seinem unaufhörlichen ätzenden Geschwätz
zu entrinnen. Diese Stabilisierung rührte hauptsächlich daher, dass die meisten Spieler aus dem zweiten Stock nicht zurückgekommen waren, um ihr Studium fortzusetzen; Barry, Nick, Mark und Harvey - und ich weiß nicht, wie viele andere noch - hatten ihr eigentliches Studium weitgehend aufgegeben. Sie waren zurückgekommen, um wieder auf die Jagd nach völlig wertlosen »Matchpunkten« zu gehen. Tatsächlich studierten viele der Jungen auf Chamberlain Zwei jetzt im Hauptfach Hearts. Und so traurig es war, Skip Kirk und ich gehörten zu ihnen. Ich besuchte am Montag ein paar Kurse, sagte mir dann: Scheiß drauf! und schwänzte den Rest. Am Dienstag schwänzte ich alle Kurse, spielte Dienstagnacht in meinen Träumen Hearts (ich weiß noch, dass ich in einem solchen Traumfragment die Schlampe hinlegte und sah, dass sie Carols Gesicht hatte) und verbrachte dann den ganzen Mittwoch damit, es in wachem Zustand zu tun. Geologie, Soziologie, Geschichte … alles nur Worte ohne jede Bedeutung.
    In Vietnam flog ein Geschwader B-52 einen Angriff auf einen Bereitstellungsraum des Vietcong in der Nähe von Dong Ha. Dabei brachten sie es auch fertig, eine Kompanie amerikanischer Marines unter Feuer zu nehmen, zwölf von ihnen zu töten und vierzig zu verwunden - ups, Scheiße. Und der Wettervorhersage für Donnerstag zufolge würde der starke Schneefall am Nachmittag in Regen und gefrierenden Regen übergehen. Sehr wenige von uns nahmen Notiz davon; ich hatte jedenfalls keinen Grund zu der Annahme, dass dieser Sturm mein Leben verändern würde.
    Am Mittwoch ging ich um Mitternacht ins Bett und schlief tief und fest. Falls ich von Hearts und Carol Gerber
geträumt habe, so weiß ich es nicht mehr. Als ich am Donnerstagmorgen um acht Uhr aufwachte, schneite es so stark, dass ich die Lichter von Franklin Hall drüben kaum sehen konnte. Ich duschte und tappte dann über den Flur, um zu sehen, ob das Spiel schon angefangen hatte. An einem Tisch waren sie schon dabei - Lennie Doria, Randy Echolls, Billy Marchant und Skip. Sie sahen blass, stoppelbärtig und müde aus, als hätten sie die ganze Nacht durchgespielt - was sie wahrscheinlich auch getan hatten. Ich lehnte mich in die Tür und sah ihnen zu. Draußen im Schnee geschah etwas, was wesentlich interessanter war als das Kartenspiel, aber davon erfuhren wir alle erst später.

31
    Tom Huckabee wohnte in der King, dem anderen Wohnheim für Jungen in unserem Komplex. Becka Aubert wohnte in der Franklin. Sie waren einander in den letzten drei oder vier Wochen ziemlich nahegekommen, und das beinhaltete, dass sie ihre Mahlzeiten zusammen einnahmen. An diesem verschneiten Morgen im späten November kamen sie gerade vom Frühstück zurück, als sie sahen, dass etwas an die Nordwand der Chamberlain Hall geschrieben worden war. Das war die Wand, die zum restlichen Campus

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