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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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knöcheltief, und meine kalten Füße wurden taub. Skip rutschte aus, und ich packte ihn am Arm. Nate hielt uns beide von hinten fest und verhinderte, dass wir rücklings hinknallten. Vor uns hörte ich ein hässliches Geräusch, halb Husten, halb Würgen. Stoke lag wie ein durchnässtes Stück Holz im Wasser. Sein Dufflecoat wogte um seinen Körper herum, und der Wust schwarzer Haare trieb ihm ums Gesicht. Das Husten kam tief aus seiner Brust und klang bronchitisch. Bei jedem hervorgewürgten, erstickten Hustenanfall sprühten feine
Tröpfchen von seinen Lippen. Eine seiner Krücken lag neben ihm, gefangen zwischen seinem Arm und seiner Seite. Die andere schwamm in Richtung Bennett Hall davon.
    Wasser schwappte über Stokes bleiches Gesicht. Jetzt klang sein Husten röchelnd und gurgelnd. Seine Augen starrten senkrecht nach oben, hinauf in den Regen und den Nebel. Er ließ durch nichts erkennen, dass er uns kommen hörte, aber als Skip und ich uns links und rechts neben ihn knieten, versuchte er, uns mit den Händen wegzustoßen. Wasser lief ihm in den Mund, und er begann zu zappeln. Er ertrank vor unseren Augen. Mir war nicht mehr nach Lachen zumute, aber vielleicht kicherte ich trotzdem noch. Zuerst haben sie nur Spaß gemacht, hatte Carol gesagt. Zuerst haben sie nur Spaß gemacht. Mach das Radio an, Pete, ich mag die Oldies.
    »Heb ihn hoch«, sagte Skip und packte Stoke an einer Schulter. Stoke schlug mit einer Wachsfigurenhand schwach nach ihm. Skip achtete nicht darauf, hatte es vielleicht nicht einmal bemerkt. »Schnell, um Himmels willen!«
    Ich ergriff Stoke an der anderen Schulter. Er spritzte mir Wasser ins Gesicht, als würden wir in irgendeinem Gartenpool herumalbern. Ich hatte gedacht, er würde genauso kalt sein wie ich, aber von seiner Haut ging eine kränkliche Hitze aus. Ich schaute über seinen patschnassen Körper zu Skip hinüber.
    Skip nickte mir zu. »Achtung … fertig … los .«
    Wir hoben ihn hoch. Stoke kam teilweise aus dem Wasser - von der Taille an aufwärts -, aber mehr auch nicht. Ich war erstaunt, wie schwer er war. Das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht und wallte um seinen Bauch herum wie das Tutu einer Ballerina. Darunter sah ich seine weiße
Haut und das schwarze Einschussloch seines Nabels. Dort waren auch Narben, verheilte Narben, die wie Knäuel knotigen Seils kreuz und quer durcheinanderliefen.
    »Hilf uns, Natie!«, ächzte Skip. »Stütz ihn von hinten, zum Teufel noch mal!«
    Nate sank auf die Knie, sodass er dabei uns alle drei bespritzte, und packte Stoke, als würde er ihn von hinten umarmen. Wir mühten uns ab, ihn ganz aufzurichten und aus der Brühe herauszuholen, rutschten aber in dem Matsch auf den Ziegelsteinen immer wieder aus, sodass wir nicht richtig zusammenarbeiten konnten. Und obwohl Stoke immer noch hustete und halb ertrunken war, leistete er uns ebenfalls Widerstand und bemühte sich nach Kräften, sich von uns zu befreien. Stoke wollte wieder ins Wasser zurück.
    Nun kamen auch die anderen an, Ronnie an der Spitze. »Verdammter Ratz-Fatz«, sagte er leise. Er kicherte immer noch, wirkte jedoch auch ein wenig ehrfürchtig. »Diesmal hast du echt Riesenscheiße gebaut, Ratz. Soviel steht fest.«
    »Steh da nicht so rum, du blöder Trottel!«, rief Skip. »Hilf uns!«
    Ronnie wartete noch einen Moment - er war nicht wütend, sondern versuchte bloß, sich darüber klar zu werden, wie man die Sache am besten anpackte -, dann drehte er sich um und sah nach, wer noch da war. Er rutschte im Matsch aus, und Tony DeLucca, der ebenfalls immer noch kicherte, ergriff ihn und hielt ihn fest. Da standen sie nun alle eng zusammengedrängt auf dem überschwemmten Walk, meine Kartenspielerkumpels aus dem Aufenthaltsraum im zweiten Stock, und die meisten von ihnen konnten immer noch nicht aufhören zu lachen. Sie erinnerten mich an
etwas, aber ich wusste nicht, woran. Ich hätte es vielleicht nie erfahren, wenn Carols Weihnachtsgeschenk nicht gewesen wäre … aber das kam natürlich erst später.
    »Du, Tony«, sagte Ronnie. »Brad, Lennie, Barry. Wir nehmen seine Beine.«
    »Was ist mit mir, Ronnie?«, fragte Nick. »Was ist mit mir?«
    »Du bist zu klein, um ihn mit hochzuheben«, sagte Ronnie, »aber vielleicht würde es ihn aufmuntern, wenn du ihm einen bläst.«
    Nick trat zurück.
    Ronnie, Tony, Brad, Lennie und Barry Margeaux schlitterten links und rechts an uns vorbei. Ronnie und Tony fassten Stoke an den Unterschenkeln.
    »Herrgott!«, rief Tony angewidert und

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