Atlantis
seiner Nase und an einer Wange. »Was ist los, Mann?«, fragte er.
»Was zum Teufel hatte ein Krüppel im zweiten Stock eines College-Wohnheims zu suchen? In dem es keinen Fahrstuhl gab? Hätten sie den nicht im Erdgeschoss untergebracht?« Dann fiel mir wieder ein, wie Stoke mit gesenktem Kopf und in die Augen hängenden Haaren in Richtung Holyoke gehastet war, wie er »Ratz- fatz , ratz- fatz , ratz- fatz « vor sich hingemurmelt hatte. Stoke, der überall hinging, als ob alles sein Feind wäre; Stoke, der für einen Vierteldollar versucht hätte, die ganze Welt abzuknallen.
»Ich kann dir nicht folgen, Mann. Was …«
»Außer, er hat sie drum gebeten«, sagte ich. »Außer er hat es womöglich rundheraus verlangt .«
»Genau«, sagte der kleine Kerl mit der Peter-Frampton-Frisur. »Hast du’nen Joint, Mann? Ich würd mich gern zuknallen. Ist doch ein Scheißladen hier. Ich will nach Hobbingen.«
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Skip wurde Künstler, und er ist auf seine Weise berühmt. Nicht wie Norman Rockwell, und Sie werden es nie erleben, dass The Franklin Mint die Reproduktion einer Skulptur von Skip auf einem Sammelteller offeriert, aber er hatte jede Menge Ausstellungen - London, Rom, New York, letztes Jahr in Paris -, und seine Arbeiten werden regelmäßig besprochen. In sehr vielen Kritiken heißt es, er sei simpel, eine kurzlebige Modeerscheinung (manche nennen ihn seit fünfundzwanzig Jahren eine kurzlebige Modeerscheinung), ein banaler Geist, der mittels minderwertiger Bilder mit anderen banalen Geistern kommuniziert. Andere Kritiker haben ihn für seine Ehrlichkeit und seine Energie gerühmt. Ich neige zu deren Ansicht, wie nicht anders zu erwarten; ich kannte ihn in der damaligen Zeit, wir sind dem großen versinkenden Kontinent gemeinsam entronnen, und er ist mein Freund geblieben, mein paisan , wenn auch auf Distanz.
Es gibt auch Kritiker, die sich zu dem Zorn geäußert haben, der in seinem Werk so häufig zum Ausdruck kommt, dem Zorn, den ich zum ersten Mal deutlich in dem Pappmaché-Tableau einer vietnamesischen Familie gesehen habe, das er damals, 1969, vor der Schulbibliothek zu den verstärkten Rhythmen der Youngbloods in Brand gesteckt hat. Und ja. Ja, da ist etwas dran. Manche Sachen
von Skip sind komisch, manche traurig und manche bizarr, aber die meisten wirken zornig, die meisten seiner steifschultrigen Gestalten aus Gips, Papier und Ton scheinen zu flüstern: Zünde mich an, oh, zünde mich an und hör zu, wie ich schreie, in Wirklichkeit ist es immer noch 1969, wir sind immer noch am Mekong und werden es immer sein. »Es ist Stanley Kirks Zorn, der seiner Arbeit ihren Wert verleiht«, schrieb ein Kritiker anlässlich einer Ausstellung in Boston, und ich vermute, es war auch dieser Zorn, der vor zwei Monaten zu seinem Herzanfall beigetragen hat.
Seine Frau rief mich an und sagte mir, Skip wolle mich sehen. Die Ärzte glaubten, dass es kein schwerer Herzinfarkt gewesen sei, aber der Captain erlaubte sich, anderer Meinung zu sein. Mein alter paisan Captain Kirk glaubte, er werde sterben.
Ich flog nach Palm Beach, und als ich ihn sah - das weiße Gesicht unter größtenteils weißen Haaren auf einem weißen Kissen -, rief das eine Erinnerung wach, die ich zuerst nicht unterbringen konnte.
»Du denkst an Jones«, sagte er mit heiserer Stimme, und natürlich hatte er recht. Ich grinste, und im selben Moment strich mir ein eiskalter Finger über das Rückgrat. Manchmal kommen Dinge zu einem zurück, das ist alles. Manchmal kommen sie wieder.
Ich ging hinein und setzte mich neben ihn. »Nicht schlecht, o Swami.«
»War auch nicht schwer«, sagte er. »Es ist wieder wie an diesem Tag in der Krankenstation, nur dass Carbury jetzt wahrscheinlich tot ist und ich diesmal derjenige mit der Infusionsnadel im Handrücken bin.« Er hob eine seiner
talentierten Hände, zeigte mir den Schlauch und ließ sie dann wieder sinken. »Ich glaube nicht mehr, dass ich sterben werde. Jedenfalls jetzt noch nicht.«
»Gut.«
»Rauchst du noch?«
»Ich hab aufgehört. Letztes Jahr.«
Er nickte. »Meine Frau sagt, sie lässt sich von mir scheiden, wenn ich’s nicht auch tue … also sollte ich’s wohl lieber mal versuchen.«
»Ist die schlechteste Angewohnheit.«
»Eigentlich glaube ich, das Leben ist die schlechteste Angewohnheit.«
»Spar dir den Phrasendrescherscheiß für Reader’s Digest , Cap.«
Er lachte und fragte mich dann, ob ich was von Nate gehört hätte.
»Eine Weihnachtskarte, wie immer. Mit einem
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