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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jahr, als sie beim Schülerball zur Schneekönigin und zum Schneekönig gewählt worden waren. Jedes Mal, wenn Willie sich den alten, vergilbten Zeitungsausschnitt ansieht, denkt er, dass sie wie ein Paar auf einem Hochzeitskuchen aussehen. Sie hat ein trägerloses Kleid an, und ihre Schultern sind makellos. Nichts deutet darauf hin, dass die linke Schulter einmal für kurze Zeit grässlich deformiert war und in einem hexenartigen Doppelhöcker hervorstand. Vor dem letzten Schlag hatte sie geweint, viel geweint, aber das Weinen allein hatte Harry Doolin nicht gereicht. Bei diesem letzten Mal hatte er sehr weit ausgeholt, und als der Schläger sie traf, hatte sich das angehört, als ob ein Holzhammer auf einen halb aufgetauten Braten klatschen würde, und dann hatte sie geschrien, so laut geschrien, dass Harry die Flucht ergriffen hatte, ohne sich auch nur umzuschauen, ob Willie und Richie O’Meara ihm folgten. Fersengeld hatte er gegeben, der alte Harry Doolin, war geflitzt wie ein Kaninchen. Aber wenn nicht? Angenommen, Harry wäre nicht weggerannt, sondern hätte gesagt: Haltet sie fest, Jungs, das hör
ich mir nicht an, der stopf ich das Maul, hätte erneut weit ausgeholt und diesmal ihren Kopf treffen wollen? Hätten sie Carol dann auch festgehalten? Hätten sie Carol selbst dann für ihn festgehalten?
    Du weißt, dass du’s getan hättest, denkt er dumpf. Du tust ebenso Buße für das, was dir erspart geblieben ist, wie für das, was du wirklich getan hast. Nicht wahr?
    Ein weiteres Bild zeigt Carol Gerber in der Robe, die sie auf der Schulabschlussfeier getragen hat; Frühjahr 1966 steht darunter. Auf der nächsten Seite ist ein Zeitungsausschnitt aus dem Harwicher Journal , Unterschrift: Herbst 1966. Auf dem dazugehörigen Bild ist sie ebenfalls zu sehen, aber diese Ausgabe von Carol scheint Lichtjahre von der jungen Dame in der Robe entfernt zu sein, der jungen Dame mit dem Diplom in der Hand, den weißen Pumps an den Füßen und dem züchtig gesenkten Blick. Dieses Mädchen ist ein Hitzkopf, und sie lächelt; ihre Augen schauen direkt in die Kamera. Sie scheint nicht zu merken, dass ihr Blut über die linke Wange läuft. Ihre Finger sind zum Friedenszeichen gereckt. Dieses Mädchen ist bereits auf dem Weg nach Danbury, hat sich schon für den Tanz in Danbury zurechtgemacht. In Danbury hat es Tote gegeben, Eingeweide sind durch die Gegend geflogen, Baby, und Willie zweifelt nicht daran, dass er einen Teil der Verantwortung dafür trägt. Er berührt das hitzköpfige, lächelnde, blutende Mädchen mit dem Schild, auf dem SCHLUSS MIT DEM MORDEN steht (nur dass sie nicht damit Schluss gemacht, sondern ihren Teil dazu beigetragen hat), und ihm ist klar, dass es letztendlich nur dieses Gesicht ist, das zählt, ihr Gesicht ist der Geist der Zeit. 1960 ist Rauch; das hier ist Feuer. Das hier ist der Tod - Blut auf ihrer Wange, ein Lächeln
auf ihren Lippen und ein Schild in ihrer Hand. Das hier ist der gute alte Danbury-Wahnsinn.
    Als Nächstes kommt die komplette Titelseite der Zeitung aus Danbury. Er hat sie dreimal gefaltet, damit sie ins Album passt. Das größte von vier Fotos zeigt eine schreiende Frau, die mitten auf einer Straße steht und ihre blutigen Hände in die Höhe hält. Hinter ihr ist ein Ziegelbau, aufgeplatzt wie ein Ei. Sommer 1970 hat er danebengeschrieben.
     
    6 TOTE, 14 VERLETZTE
BEI BOMBENATTENTAT IN DANBURY
Radikale Gruppe bekennt sich zur Tat
Anruferin bei der Polizei:
»Wir wollten niemanden verletzen.«
     
    Die Gruppe - Militante Studenten für den Frieden, wie sie sich nannten - hatte die Bombe in einem Hörsaal auf dem Campus der University of Connecticut in Danbury gelegt. Am Tag der Explosion führte Coleman Chemicals dort zwischen zehn und sechzehn Uhr Vorstellungsgespräche durch. Die Bombe hatte anscheinend um sechs Uhr morgens hochgehen sollen, als das Gebäude noch leer war. Das tat sie aber nicht. Um acht Uhr, dann wieder um neun Uhr rief jemand (vermutlich ein Mitglied der MSF) den Sicherheitsdienst des Campus an und meldete, dass im Hörsaal im Erdgeschoss eine Bombe versteckt sei. Der Sicherheitsdienst führte eine oberflächliche Suche durch, ließ das Gebäude jedoch nicht räumen. »Das war unser dreiundachtzigster Bombenalarm in diesem Jahr«, wurde ein nicht namentlich genannter Vertreter der Campus-Security zitiert. Die Bombe
wurde nicht gefunden, obwohl die MSF später vehement behauptete, sie habe genau angegeben, wo sie versteckt gewesen sei - im

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