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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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draußen auf dem Bürgersteig zu essen, während er mit seinem Freund gemächlich dahinpromenierte, sich die Leute ansah und von ihnen angesehen wurde.
    »Wie heißt dieser Stadtteil?«, fragte Bobby. »Hat er einen Namen?«
    »Heutzutage, wer weiß?«, sagte Ted achselzuckend. »Früher hieß er mal Greektown. Dann kamen die Italiener, die Puertoricaner und jetzt die Neger. Es gibt einen Schriftsteller namens David Goodis - einer, den die Lehrer am College nie lesen, ein Genie der Taschenbuchständer in den Drugstores -, der nennt ihn nur ›da unten‹. Er sagt, dass es in jeder Stadt so ein Viertel gibt, wo man Sex oder Marihuana oder einen Papagei kaufen kann, der schmutzige Worte sagt, wo die Männer auf Haustreppen sitzen und sich unterhalten, wie die Männer da drüben auf der anderen Straßenseite, wo die Frauen offenbar pausenlos ihren Kindern hinterherschreien, dass sie reinkommen sollen, wenn sie keine Tracht Prügel kriegen wollen, und wo der Wein immer in einer Papiertüte steckt.« Ted zeigte in den Rinnstein, wo tatsächlich der Hals einer Flasche Thunderbird aus einer
braunen Tüte ragte. »Es ist einfach ›da unten‹, sagt Goodis, der Ort, wo man keinen Nachnamen braucht und so gut wie alles kaufen kann, wenn man Bargeld in der Tasche hat.«
    Da unten, dachte Bobby und musterte ein Trio von Teenagern mit olivbrauner Haut, die Bandenjacken trugen und ihrerseits Bobby und Ted musterten, während sie vorbeigingen. Das ist das Land der Rasiermesser und der speziellen Souvenirs.
    Das Criterion und Muncie’s Department Store waren ihm noch nie so weit weg vorgekommen. Und die Broad Street? Sie und ganz Harwich hätten in einem anderen Sonnensystem liegen können.
    Schließlich gelangten sie zu einem Laden namens The Corner Pocket, Pool und Karambolage, Spielautomaten, Rheingold vom Fass. Dort hing ebenfalls eins der Transparente mit der Aufschrift KOMMEN SIE REIN, HIER IST ES KÜHL . Als Bobby und Ted darunter hindurchgingen, kam ein junger Mann mit einem engen, schulterfreien T-Shirt und einem schokofarbenen Filzhut mit schmaler Krempe, wie ihn Frank Sinatra trug, zur Tür heraus. Er hatte ein langes, schmales Köfferchen in einer Hand. Das ist sein Billard-Queue, dachte Bobby erschrocken und erstaunt. Er hat sein Billard-Queue in diesem Köfferchen, als ob es eine Gitarre oder so was wäre.
    »Na, gut drauf, Daddy-O?«, fragte er Bobby und grinste dann. Bobby grinste zurück. Der Junge mit dem Billard-Queue formte mit dem Finger eine Pistole und zielte auf Bobby. Bobby machte ebenfalls eine Pistole mit dem Finger und zielte auf den Jungen. Der nickte, als wollte er sagen: Ja, okay, du bist gut drauf, wir sind beide gut drauf, und überquerte die Straße mit tanzenden Schritten, wobei er mit
den Fingern seiner freien Hand zu der Musik in seinem Kopf schnippte.
    Ted schaute die Straße entlang, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Vor ihnen tollten drei Negerkinder in dem Sprühregen, der aus einem halb aufgedrehten Hydranten kam. In der Richtung, aus der sie gekommen waren, montierten zwei junge Männer - der eine weiß, der andere vielleicht Puertoricaner - die Radkappen eines alten Fords ab; sie arbeiteten mit der Schnelligkeit und Ernsthaftigkeit von Ärzten, die eine Operation durchführten. Ted schaute zu ihnen hinüber, seufzte und sah dann Bobby an. »Das Pocket ist kein Platz für einen kleinen Jungen, nicht mal am helllichten Tag, aber ich werde dich nicht hier draußen auf der Straße lassen. Komm mit.« Er nahm Bobby an der Hand und ging mit ihm hinein.

Kapitel sieben
    Im Pocket
Sein letztes Hemd
Vor dem William Penn
Das französische Sexkätzchen
     
     
    Als Erstes stieg Bobby der Biergeruch in die Nase. Er war komprimiert, als hätten die Leute hier drin schon getrunken, als die Pyramiden noch im Planungsstadium waren. Als Nächstes hörte er den Ton eines Fernsehers, in dem nicht Bandstand lief, sondern eine der nachmittäglichen Seifenopern (»O John, o Marsha«-Sendungen, wie seine Mutter sie nannte), und das Klicken der Billardkugeln. Erst nachdem er diese Dinge registriert hatte, steuerten seine Augen ihre Informationen bei; sie hatten sich erst anpassen müssen. In dem Laden war es ziemlich schummrig.
    Und er war lang, sah Bobby. Rechts von ihnen war ein bogenförmiger Durchgang und dahinter ein Raum, der beinahe endlos zu sein schien. Die meisten Billardtische waren abgedeckt, aber ein paar standen in hellen Lichtinseln; dort stolzierten Männer lässig herum und

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