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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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goldenen Aufdruck lesen konnte: BILLARDSALON THE CORNER POCKET. POOL, SPIELAUTOMATEN. KENMORE 8-2127.
    »Na los, Kleiner! Nimm ihn.«
    Bobby erschrak dermaßen, dass er den Korb mit den Schlüsselringen beinahe zu Boden gestoßen hätte. Die Frau war durch dieselbe Tür gekommen wie Len Files, und sie war noch dicker - fast so dick wie die fette Frau im Zirkus -, aber sie war auch leichtfüßig wie eine Ballerina; Bobby blickte hoch, und da war sie und ragte über ihm auf. Sie war Lens Schwester, keine Frage.
    »Tut mir leid«, murmelte Bobby. Er legte den Schlüsselring, den er genommen hatte, wieder in den Korb und schubste diesen vom Rand des Tresens zurück. Er hätte es womöglich fertiggebracht, ihn über den gegenüberliegenden
Rand zu befördern, wenn die dicke Frau ihn nicht mit einer Hand festgehalten hätte. Sie lächelte und sah zu Bobbys ungeheurer Erleichterung kein bisschen wütend aus.
    »Im Ernst, das war nicht sarkastisch gemeint. Du solltest dir wirklich einen nehmen.« Sie hielt ihm einen Schlüsselring hin. Er hatte einen grünen Anhänger. »Es sind bloß billige kleine Dinger, aber sie sind umsonst. Wir geben sie den Leuten als Werbegeschenk. Wie Streichhölzer, weißt du, obwohl ich einem Kind keine Schachtel Streichhölzer in die Hand drücken würde. Rauchst doch nicht, oder?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Schon mal gar nicht schlecht für den Anfang. Halt dich auch vom Schnaps fern. Hier. Nimm. Schlag in dieser Welt nie was aus, was du umsonst kriegst, Kleiner, so viel gibt’s nicht davon.«
    Bobby nahm den Schlüsselring mit dem grünen Anhänger. »Danke, Ma’am. Der ist hübsch.« Er steckte den Schlüsselring in die Tasche und wusste, dass er ihn irgendwie loswerden musste - wenn seine Mutter so etwas fand, wäre sie nicht gerade erfreut. Sie würde zwanzig Fragen stellen, wie Sully zu sagen pflegte. Vielleicht sogar dreißig.
    »Wie heißt du?«
    »Bobby.«
    Er wartete, um zu sehen, ob sie nach seinem Nachnamen fragen würde, und war insgeheim entzückt, als sie es nicht tat. »Ich bin Alanna.« Sie streckte ihm eine Hand mit lauter Ringen hin, die wie die Flipperlämpchen blinkten. »Bist du mit deinem Dad hier?«
    »Mit meinem Freund «, sagte Bobby. »Ich glaube, er wettet auf den Boxkampf zwischen Haywood und Albini.«

    Alanna schaute überrascht und amüsiert zugleich drein. Sie beugte sich mit einem Finger an den roten Lippen vor und machte Pscht , und Bobby wehte ein starker Schnapsgeruch entgegen.
    »Nimm das Wort ›wetten‹ hier drin nicht in den Mund«, ermahnte sie ihn. »Das ist ein Billardsalon. Merk dir das, dann wird dir nichts passieren.«
    »Okay.«
    »Du bist ein hübscher kleiner Teufel, Bobby. Und du siehst aus …« Sie machte eine Pause. »Kann es vielleicht sein, dass ich deinen Vater kenne? Ist das möglich?«
    Bobby schüttelte den Kopf, aber ein wenig unsicher - er hatte auch Len an jemanden erinnert. »Mein Dad ist tot. Er ist vor langer Zeit gestorben.« Er fügte das immer hinzu, damit die Leute nicht rührselig wurden.
    »Wie hat er geheißen?« Doch bevor er es sagen konnte, sagte Alanna Files es selbst - es kam wie ein Zauberwort aus ihrem angemalten Mund. »War es Randy? Randy Garrett, Randy Greer, irgend so was?«
    Einen Moment lang war Bobby dermaßen von den Socken, dass ihm die Worte fehlten. Es war, als wäre aller Atem aus seinen Lungen gesaugt worden. »Randall Garfield. Aber woher …«
    Sie lachte entzückt. Ihr Busen wogte. »Na ja, vor allem deine Haare. Aber auch die Sommersprossen … und die kleine Sprungschanze hier …« Sie beugte sich vor, und Bobby konnte den Ansatz weicher weißer Brüste sehen, die so groß wie Wassertonnen zu sein schienen. Sie strich ihm mit einem Finger leicht über die Nase, von oben nach unten.
    »Ist er hergekommen, um Pool zu spielen?«

    »Nein. Hat gesagt, er sei kein großer Sportler. Ab und zu hat er ein Bier getrunken. Und manchmal auch …« Dann machte sie eine rasche Geste - teilte unsichtbare Karten aus. Bobby musste an McQuown denken.
    »Ja«, sagte Bobby. »Er hat nie an einem Inside Straight vorbeigehen können, hab ich gehört.«
    »Davon weiß ich nichts, aber er war ein netter Kerl. Er konnte am Montagabend reinkommen, wenn im Laden immer Grabesstimmung herrscht, und eine halbe Stunde später hatte er alle zum Lachen gebracht. Er hat immer so einen Song von Jo Stafford gedrückt, ich kann mich nicht mehr an den Titel erinnern, und Lennie gebeten, die Musikbox lauter zu drehen. Ein richtiges

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